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Steven Gätjen: „Keiner möchte hören, man mache einen schlechten Job“

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Am Samstag moderiert er den TV-Abschied von Stefan Raab. Ab Februar 2016 wird Gätjen dann zur neuen Showwaffe des ZDF, unter anderem als Moderator der neuen «Versteckten Kamera». Im Exklusiv-Interview erzählt er uns einige Anekdoten von «Schlag den Raab», wie es mit seinen «Disneyshows» weitergeht und wie er sich nach 16 Jahren ProSieben fühlt.

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Haben Sie beim ZDF einen Exklusiv-Vertrag? Sind TV-Ausflüge wie für die „Disneyshows“ weiterhin möglich?
Ich habe einen Exklusiv-Vertrag beim ZDF. Aber die „Disneyshows“ werde ich weiterhin machen, die „Oscars“ bei ProSieben aber ziemlich sicher nicht mehr – leider. Das hat mir immer extrem viel Spaß gemacht. Aber das ist natürlich eine Entscheidung, die letztlich der Sender fällt, womit ich nichts zu tun habe. Das ZDF war aber immer offen zu mir und meiner Leidenschaft. Daher haben die gesagt: Für die großen Shows bist Du bei uns und über alle anderen Sachen können wir immer sprechen – das war mir ganz wichtig. Ich war 16 Jahre bei ProSieben und habe da ganz viel machen dürfen. Es hätte so ja auch gut weitergehen können. Ich gehe da also im Guten und mit der Unterstützung von Stefan Raab. Wer weiß, wann sich die Wege nochmal kreuzen. Aber das ist jetzt für mich momentan sekundär, denn ich freue mich sehr auf das ZDF und das, was jetzt kommt.

Sie kennen Stefan Raab durch seine Shows. Können Sie sich ein Raab-Comeback vorstellen?
Ich glaube, da braucht jeder eine Pause. Die gönne ich ihm und die soll er genießen. Was danach kommt, weiß nur er!
Steven Gätjen über Stefan Raabs Entscheidung Ende 2015 die TV-Rente anzutreten
Ich respektiere seine Entscheidung sehr und ich finde es bewundernswert, dass er sie getroffen hat. Wenn man sich mal anschaut, was der alles gemacht und gewonnen hat – der absolute Wahnsinn! Ich glaube, da braucht jeder eine Pause. Die gönne ich ihm und die soll er genießen. Was danach kommt, weiß nur er! (lacht)

Im Unterhaltungsbereich gelten Sie jetzt als neue Hoffnung im ZDF-Showprogramm…
A new hope – Wie im ersten Teil von «Star Wars»! (lacht) Ich möchte einfach Spaß! Ob ich nun die neue Hoffnung bin? Das klingt immer so, als ob das ZDF vor Steven Gätjen nicht erfolgreich war. Das ist ein unglaublich erfolgreicher Sender mit vielen Sendergesichtern.

Absolut, aber wie ist das in der jüngeren Zielgruppe? Ganz wertfrei betrachtet ist der durchschnittliche ZDF-Zuschauer aber älter als der durchschnittliche ProSieben-Zuschauer…
Ja, das ist richtig. Aber es wird sicherlich der ein oder andere jetzt zum ZDF umschalten. Der Senderwechsel ändert ja auch nichts an meinem Moderationsstil. Wobei ich heute sicherlich auch anders moderiere als zu Anfangszeiten bei MTV. Aber das lag ja auch nicht daran, dass ich von MTV zu ProSieben gekommen bin oder jetzt von ProSieben zum ZDF gehe. Das hat einfach etwas mit der Erfahrung und meinem Alter zu tun. Früher mit 20 habe ich auch bis tief in die Nacht gefeiert, habe eine Stunde geschlafen und dann drei Stunden Basketball gespielt. Das kann ich heute einfach physisch nicht mehr! (lacht) Ich glaube, die Dinge verändern sich mit dem Alter. Ich bin ein totaler Bauchmensch, was meine Gefühle angeht. Wenn mein Bauch sagt, schieß das raus, dann sage ich das auch so – egal, ob beim ZDF, MTV oder ProSieben. Ich möchte mir den Mund nicht verbieten lassen! Ich werde mir auch nicht vorschreiben lassen, was ich tue! Konstruktiv kann man mit mir immer darüber reden, ob etwas Sinn gemacht hat. Im Nachhinein weiß ich auch, da und da habe ich vielleicht über das Ziel hinaus geschossen. Oder da und da hätte ich noch etwas bissiger sein müssen. Aber das ist ein Lerneffekt für mich. Da werde ich in keiner Art und Weise versuchen, etwas anders zu machen. Ob jetzt Zuschauer von ProSieben sich auch Sachen im ZDF anschauen, wünsche ich mir natürlich. Wir werden sehen. Ich will meinen Job mit ganz viel Leidenschaft machen. Wenn danach jemand sagt: Ich mag den Gätjen nicht, aber man merkt, der hat sich gut vorbereitet, dann ist das das Wichtigste für mich!

«Wetten, dass..?» war bei Ihnen und dem ZDF bisher aber kein Thema?
Das ist so, als würdest Du mir eine Pfanne auf einer heißen Herdplatte hinstellen und würdest sagen, ich soll die anfassen
Steven Gätjen auf die Frage, ob er sich mit der Moderation von «Wetten, dass..?» befasst habe
Nein! Das ist so, als würdest Du mir eine Pfanne auf einer heißen Herdplatte hinstellen und würdest sagen, ich soll die anfassen! Zu diesem Thema sich zu äußern, kann einen nur in eine missliche Lage bringen (lacht). Ich sage nur: Es war eine super Show! Ich bin nicht mit der Maxime zum ZDF gekommen, ich mache jetzt «Wetten, dass..?». Das ist ein großartiges Showformat – noch immer. Damit sind wir alle aufgewachsen. Thomas Gottschalk hat das Format extrem geprägt und auch Markus Lanz hat einen wirklich guten Job gemacht! Die Häme und die Art und Weise, wie auf den eingeprügelt wurde - muss ich ganz ehrlich sagen - finde ich mehr als befremdlich! Das war am Ende einfach nur auf den Sack hauen als sich objektiv anzuschauen, was dahinter steckt. Wenn Du immer wie ein angeschossenes Reh durch den Wald laufen musst, ist das auch nicht schön. Schade. Aber es war die richtige Entscheidung und die hätte vielleicht schon früher kommen müssen.

Beschäftigen Sie sich mit Quoten und der Berichterstattung über Ihre Person?
Das Problem ist, dass in unserem Geschäft der Erfolg letztlich immer an der Einschaltquote gemessen wird. Es ist manchmal absurd zu verstehen, wer eigentlich für die Quoten zuständig ist und was für einen Impact die auf uns alle haben – in der Verhältnismäßigkeit. Klar schaue ich auch auf die Quoten und lese, was über mich geschrieben wird. Das lässt sich ja auch gar nicht vermeiden. Ich glaube, die Kunst ist, die Distanz zu waren. Das ist manchmal sehr schwer, denn jede Kritik geht an die Nieren. Keiner möchte im Privatleben hören: Hey, Du bist ein A…! So ist das ja auch im Beruf. Ich finde es ganz spannend zu sehen, wie wir uns gesellschaftsmäßig durch all die sozialen Netzwerke verändern und was es mit uns macht, wenn überall schnell mal Kommentare zu lesen sind. Wenn ich mich – keine Ahnung – Peter, Paul und Mary 123 nenne und schreibe, ich finde den Gätjen doof - dann finde ich das manchmal echt befremdlich!

Ich habe so etwas auch auf meiner Facebook-Seite. Ich gehe dann immer in die Konfrontation. Bisher ist es aber immer so gewesen, dass ich darauf dann keine Reaktion mehr bekommen habe. Wenn zum Beispiel irgendjemand geschrieben hat: Mensch, der Gätjen ist so sch… und ist immer so unvorbereitet! – Dann antworte ich: Ok, dann sag mir bitte wann oder wo? Die haben daraufhin aber immer ihre Beiträge selbst gelöscht oder haben nicht reagiert. Die vermeiden die Konfrontation, aber verletzen einen durch solche Aussagen. Es ist immer einfacher, jemanden niederzuschreiben als mal etwas Positives zu finden. Das zieht sich durch alle Medienkanäle. Das finde ich schade! Ich denke, keiner möchte hören, man mache einen schlechten Job. Vor einer Kritik ist man also nie gefreit. Man liest das ja immer, aber ich glaube bei mir nicht, dass das mit dem Alter besser wird (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch, Steven Gätjen.

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