Popcorn & Rollenwechsel

Kino in Serie

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In den USA räumte «Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.» zum Serienstart Monsterquoten ab. Grund genug für unseren Kinokolumnisten, über Serien auf Kinofilm-Basis zu sinnieren.

Marvel macht seinen Mitbewerbern mächtig Muffensausen: Nachdem der Comicgigant mit seinen eigenproduzierten Filmen an den Kinokassen ordentlich abräumte, folgten diese Woche zudem Spitzenquoten für die frisch gestartete, im «Avengers»-Filmuniversum angesiedelte Serie «Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.». Im Netz sorgte die Serie vorab für viel Wirbel, weil sie die Rückkehr des Fanlieblings Agent Phil Coulson versprach, der im Milliarden-Dollar-Hit «The Avengers» noch für tot erklärt wurde. In der Serie wurde dies zwar plausibel und mit viel Humor erklärt, dennoch pfuscht dieser Twist ein wenig an der Dramatik des Comic-Blockbusters herum – andererseits ist es für Comicfans wahrlich kein Novum, dass sich eine beliebte Figur als „doch nicht tot“ herausstellt. Und immerhin vertieft «Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.» das Marvel-Kinouniversum auf leichtgängige Weise, was sie zu einem spaßigen „Bonusmaterial“ für die Superhelden-Leinwandabenteuer macht.

Die Frage, wie sehr die Identität und Kontinuität der Filmvorlage einer Serie zu achten ist, könnte man glatt als Ei des Kolumbus solcher Formate bezeichnen. Man stelle sich vor, die «Scream»-Serie ignoriere sämtliche Elemente, die die Filme einzigartig gemacht haben. Dann wäre es eine beliebige Slasherserie, die sich einfach den «Scream»-Markennamen krallte. Doch würden Sidney und Co. unentwegt in der Serie auftreten, dann würde man sich wundern, weshalb nicht gleich ein neuer Kinofilm gedreht wurde. Bei der geplanten «From Dusk Till Dawn»-Serie kann man davon ausgehen, dass Robert Rodriguez lediglich plant, mehr Geschichten aus der gefährlichen Truckerbar Titty Twister zu erzählen. Dabei funktionierte der Kultfilm von 1996 auch aufgrund seiner Figuren so großartig. Und einfach nur Kopien dieser Charaktere zu nehmen, würde schlichtweg nicht funktionieren – man siehe die beiden Video-Fortsetzungen des Films, um den Beweis zu erlangen.

Und dennoch: Wenn eine Serie ihre Filmvorlage sehr frei adaptiert, kann dies auch zu sehenswerten Ergebnissen führen. Wie etwa bei der Zeichentrickserie zu Disneys «Hercules»: Im Film wird klar gemacht, dass Hades erst von Hercules erfährt, als dieser zum Helden wird, und Hercules wiederum begegnet seinem bösen Onkel sogar erst lange Zeit später. In der Serie dagegen bekriegen sie sich unentwegt, zudem spielen griechische Mythen in der launigen Trickserie eine gewichtigere Rolle als im poppigen Film. Zwar erklärt die Serie, die in Hercules' Jugendjahren angesiedelt ist, ihre inhaltlichen Unterschiede zum Film gegen Ende mit einem Augenzwinkern, dennoch sind die tonalen Differenzen und das anders gelagerte Figurenensemble schwerwiegend genug, um zu sagen, dass die Serie mit ihrer Vorlage äußerst freimütig umgeht. Dennoch gehört sie zu den beliebtesten Disney-Trickserien und wird in vielen Foren als dem Film überlegen erachtet.

Die Moral von dieser Geschicht'? Womöglich gibt’s die nicht. Auf Filmen basierende Serien sind wie eine Schachtel Pralinen – manchmal schmeckt's, manchmal nicht. Und nur wer probiert, findet es heraus.

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