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«New Girl»: How are you, girl?

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Die zweite Staffel der Comedyserie «New Girl» mit Zooey Deschanel startet nun auch in Deutschland. Lohnt sich das Einschalten auch für jene, die die Serie bereits aufgegeben haben?

Ein Quotenquickie mit dem «New Girl»

  • Pilotfolge: 1,80 Mio. Zuschauer, 10,2% MA (ab 3 J.) / 1,49 Mio. Zuschauer, 18,0% MA (14-49) (Sonder-Sendeplatz)
  • Staffelschnitt Season I:1,57 Mio. Zuchauer, 4,9% MA (ab 3 J.) / 1,40 Mio. Zuschauer, 10,7% MA (14-49)
  • Staffelfinale Season I: 1,13 Mio. Zuschauer, 3,8% MA (ab 3 J.) / 1,00 Mio. Zuschauer, 8,4% MA (14-49)
„Who's that girl? Who's that girl?“ trällert es im Vorspann von «New Girl». Sofern eine Episode mal mit dem vollständigen Vorspann ausgestrahlt wird. Die Serienmacher könnten ihn aber auch abwandeln, um mit ihrem quirligen Humor auf die abstürzenden Quoten der Comedy aufmerksam zu machen. „How are you, girl?“ wäre eine berechtigte Eröffnungsfrage für «New Girl», denn von den eingangs mehr als zehn Millionen US-Zuschauern blieben zuletzt nur noch rund 3,5 Millionen übrig. Dank passabler Zahlen in der werberelevanten Zielgruppe ist die flippige Sitcom für Fox aber weiterhin ein Erfolg. In deutschen Fernsehlanden sah es im Laufe der ersten Staffel schon düsterer aus: Auf einen Sensationsstart mit 18,0 Prozent bei den Werberelevanten folgte ein allmählicher Abstieg, erst knapp unter Senderschnitt, dann im mäßigen Bereich von rund zehn Prozent, bis die Staffel bei weniger als neun Prozent Marktanteil ausplätscherte.

Dass in Deutschland die Quoten so sehr nachließen, erklärt sich ein Stück weit anhand der inhaltlichen Entwicklung der ersten Staffel. Nach dem ersten Drittel verlor «New Girl» seinen roten Faden aus dem Blick (Figuren verschwanden und tauchten wieder auf, romantische Anspannungen brodelten und erloschen beliebig) und da die WG-Mitbewohner der kindlichen, überdrehten Jess mit jeder neuen Episode immer verschrobener und verspielter wurden, näherte sich das Format zwischendurch einem wahren Overkill an strahlend-gutgelaunter Exzentrik.

Fluch und Segen der ersten «New Girl»-Staffel war derweil der Willen der Chefautoren, die grundlegende Formel ihrer Serie ganz offen zu verändern. Dies förderte zwar die angesprochene, mangelnde Kohärenz hinsichtlich Storylines und Charakterisierungen, verschaffte dem Format aber auch insofern Abhilfe, als dass unentwegt Stolpersteine aus dem Weg geschafft wurden. Die abschließenden vier Folgen der ersten Staffel trafen dann eine frische Balance aus charaktergesteuertem Dialogwitz, verschrobener Situationskomik und leichtfüßiger Dramatik über das Thema „nicht erwachsen werden wollen“. Bloß weckte die während der Staffel mehrfach umgemodelte Grundkonstellation der Hauptfiguren die Befürchtung, dass das Potential bald ausgeschöpft sein dürfte.

„How are you, girl?“ wäre deshalb auch inhaltlich eine berechtigte Frage, die der «New Girl»-Titelsong stellen könnte, denn um die Möglichkeiten der Serie wieder zu vergrößern, schmeißen die Serienmacher zu Beginn der zweiten Staffel das Leben der Titelfigur Jess radikal um. Die Staffelpremiere hört passenderweise auf den Episodentitel „Re-Launch“ und versetzt Jess wieder in eine unangenehme Verlustsituation. Jedoch ist dieser „Re-Launch“ glücklicherweise kein „Reboot“, und die Entwicklungen der ersten Staffel werden nicht völlig vergessen, um einfach nochmal die gleichen Storys erzählen zu können. Jess ist etwas selbstbewusster und hoffnungsvoller als früher und ihre WG-Mitbewohner nicht mehr so genervt wie anfangs. So wird der Aufhänger „Jess muss ihr Leben auf die Reihe kriegen“, der den starken Serienstart bedingte, in ein neues Umfeld übertragen.

Da die Autoren mit Beginn der zweiten Staffel endgültig ihre Nische gefunden haben, erwartet deutsche Fernsehende, auch wenn die US-Quotenentwicklung anderes befürchten lässt, ein solideres «New Girl» mit Storylines, die schlüssiger sind und mit Plotideen, die besser miteinander harmonieren. Ob dies entlohnt wird und die Quoten wenigstens in Deutschland wieder anziehen? All zu unmöglich ist das zumindest nicht: Mit «How I Met Your Mother» hat «New Girl» nun immerhin ein Lead-In, das stilistisch und thematisch besser passt als «Grey's Anatomy» und «Desperate Housewives» in der vergangenen Staffel. Vielleicht fragen sich in den kommenden Wochen deswegen tatsächlich einige Fernsehende, die dem «New Girl» bislang nicht begegnet sind, mittwochs um 21.15 Uhr erstaunt: „Who's that girl? Who's that girl?“ Ganz einfach: „It's Jess!“

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