Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Endlich EM!

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Der Startschuss für den großen TV-Sportsommer fällt am Freitag – eine Kolumne von einem Fußballfan für Fußballfans.

Seien wir ehrlich: Gäbe es die sportlichen Großereignisse nicht, wäre das Fernsehprogramm im Sommer ziemlich öde. Unter viele Wiederholungen mischt sich zwar vereinzelte Frischware – aber gern mal auch im Stil belangloser Popcorn-Unterhaltung wie der «Alm» oder der «Sommermädchen» bei ProSieben. Wenn der gemeine Fernsehjunkie also nicht gerade das sehenswerte Sommerprogramm mit der Lupe sucht und auch keine Staffelbox der eigenen Lieblingsserie mehr auf Lager hat, guckt er in diesen Monaten oftmals buchstäblich in die Röhre – oder er ist Sportfan und erfreut sich an Fußball, Olympia, Tennis und Co.

Am Freitag fällt der Startschuss für diesen großen Sportsommer im TV: Denn nicht nur wartet die Fußball-Europameisterschaft, die wieder 20 Millionen Zuschauer und mehr vor die heimischen Fernseher locken wird, sondern ab Ende Juli folgen auch die Olympischen Spiele aus London. Ein solch geballter Sportsommer findet nur alle vier Jahre statt – und ist deswegen umso schöner, wenn er endlich wieder startet. Nicht nur, weil sich der geneigte Fußball- und Olympia-Fan dann keine Gedanken mehr machen muss, ob und was er am Abend im Fernsehen anschaut. Sondern auch, weil er für ein bis zwei Monate in einer sommerlichen Komfortzone abseits deprimierender Nachrichten steht: Statt Euro-Krise, Fiskalpakt, Grass-Hass und Schwarz-Gelb regieren in den kommenden Wochen solche Themen wie Schweinis Wade, das richtige Innenverteidiger-Duo, Gomez oder Klose und Jogi Löws blauer Pullover.

Diese Diskussionen mögen für Außenstehende belanglos, gehaltlos, ja sogar gefährlich dumm erscheinen. Aber dies ist eben das Privileg, das sich der geneigte Sportfan alle zwei bis vier Jahre herausnimmt und dann für ein paar Wochen vergisst, welcher Staat, welche Bank morgen zu retten ist. Und da ein Großteil der deutschen Fernsehzuschauer ähnlich gestrickt ist (siehe die phänomenalen Einschaltquoten), bedienen die öffentlich-rechtlichen Sender diese sommerliche Komfortzone bis zum Exzess: Übertragungen von den olympischen Spielen beginnen morgens und enden spätabends; zur Fußball-EM darf die Rahmenberichterstattung gern mal eine Stunde länger dauern – oder in Form von Waldi Hartmann das verkörpern, was ab Freitag millionenfach in Deutschland ebenfalls praktiziert wird: Stammtisch-Talk über die (un)wichtigen Themen dieser Zeit, sprich: über Klose, Kroos, Khedira.

Aber nicht nur Waldi und Matze Knop bilden ein unterhaltsames EM-Rahmenprogramm, sondern auch weitere Gesichter. Zum Beispiel Matthias Opdenhövel am Donnerstag um 19.20 Uhr – dem Sendeplatz, den Thomas Gottschalk vorzeitig zwangsräumen musste um Platz zu machen für die EM-Vorberichte im Ersten. Auch Sport1 stimmt ein auf das große Turnier: Ebenfalls am Donnerstag sendet man um 16 und 17 Uhr legendäre DFB-Spiele der FIFA WM, anschließend werden Fans mit «EM Aktuell» auf den neuesten Stand gebracht. Wer Pay-TV genießt, schaltet ESPN Classic ein, wo in den nächsten Tagen große Endspiele der Welt- und Europameisterschaften gezeigt werden. Am Donnerstag unter anderem das der Deutschen gegen Dänemark 1992 (22 Uhr) und gegen Spanien 2008 (23 Uhr), das uns allen noch leidvoll in Erinnerung geblieben ist.

Zum Schluss sei noch ein Geheimtipp empfohlen: Am 18. Juni zeigt das ZDF nachts um 1 Uhr innerhalb der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ den Film «66/67 – Fairplay war gestern» über gewaltbereite Fans und ihre versteckte Sehnsucht nach einer Konstante im Leben. Hoffen wir, dass uns solche Filmbilder in der Realität erspart bleiben – angesichts einer kürzlich gezeigten, schockierenden BBC-Doku über Hooligans in Polen und der Ukraine stellt man sich aber bereits auf Fan-Gewalt ein. Der Sport, der Millionen Europäer in den nächsten Wochen in Euophorie versetzen wird, könnte so abermals eine hässliche und unnötige Fußnote bekommen.

Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.

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