Die Kritiker

«Hannas Entscheidung»

von

Story


Ihr Mann Karl musste an die Front, und so führt Hanna die Tischlerei in Eigenregie weiter. Das sichert der Mutter zweier kleiner Kinder nicht nur den Unterhalt, die Arbeit macht Hanna zudem sogar richtig Spaß. Ihre Werke finden in der Gemeinde großen Anklang. Einzig Konkurrent Adi Zollner hat etwas gegen den Erfolg. Schon lange versucht er, die Forster-Tischlerei aufzukaufen.

Doch dann tritt das ein, woran so recht niemand mehr geglaubt hat. Nach sieben Jahren in Sibirien kehrt Karl aus russischer Gefangenschaft zurück. Die Zeit hat deutliche Spuren hinterlassen: der linke Arm von Karl ist gelähmt und jede Nacht plagen ihn heftige Albträume. Seinen ehemaligen Beruf will der Familienvater dennoch wieder aufnehmen – und gerät dadurch in Konfrontation mit seiner Frau. Auch Hanna möchte weiterhin in der Tischlerei arbeiten, was allerdings gegen die Vorstellungen Karls spricht. Frauen und Handwerk passen nicht zusammen, doch Hanna sieht das anders. Schließlich meldet sie sich sogar zur Gesellenprüfung an und unterbreitet Adi ein Angebot zur Übernahme der Tischlerei. Dafür fälscht sie die Unterschrift von Karl. Als dieser von den Vorhaben seiner Frau erfährt, kommt es zur Eskalation…

Darsteller


Christine Neubauer («Die Landärztin») ist Hanna Forster
Edgar Selge («Polizeiruf 110») ist Karl Forster
Elisabeth Orth («Pepperminta») ist Marianne Forster
August Schmölzer («Der Winzerkrieg») ist Hans Zollner
Sebastian Bezzel («Danni Lowinski») ist Adi Zollner
Pamina Grünsteidl («Der Nikolaus im Haus») ist Vera Forster
Simon Morzé («Glücksbringer») ist Michael Forster
Petra Morzé («Die Spätzünder») ist Pauline

Kritik


Das Erste entführt den Zuschauer mit dem neuen Fernsehfilm am Freitag rund 60 Jahre zurück in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Wirtschaft erlebt einen Aufschwung, doch die Rollen von Mann und Frau sind immer noch stark getrennt. Während sich das männliche Geschlecht als Handwerker und Geldeinbringer versteht, sollen die Frauen vornehmlich Essen bereiten und dankbar sein. «Hannas Entscheidung» folgt der Hauptfigur Hanna bei dem Versuch, das Klischee umzukehren.

Eine ungeschminkte Christine Neubauer in der Hauptrolle sorgt dafür, dass wir dem Gezeigten interessiert folgen. Neubauer verkörpert die engagierte und auf der einen Seite taffe, auf der anderen Seite aber auch sehr verletzliche Hanna authentisch. Das Zusammenspiel mit Edgar Selge, der Hannas Ehemann Karl spielt, wirkt glaubwürdig und teilweise richtig dramatisch. Der leicht reizbare und vom Krieg geprägte Karl ist ein randvolles Fass, welches beim nächsten kleinen Tropfen überzulaufen droht. So ergibt sich eine stetig angespannte, mitunter traurige Stimmung.

Die Geschichte der weiblichen Emanzipationsversuche ist sicherlich keine neue, aber eine interessante. Wenn sich Hanna bei der Berufsschule um einen Platz als Tischler-Gesellin bemüht und sich dort lediglich Männern als Kontrahenten ausgesetzt sieht, wird die Geschlechterverteilung in damaligen Zeiten schnell klar. Geändert hat sich das über die Jahre zwar merklich, im Berufsleben stößt man aber auch heute noch immer wieder auf die altbekannten Klischees und Vorurteile. Insofern ist die Thematik weiterhin aktuell.

Für ansprechende Atmosphäre sorgen auch das Setting und die Kostüme. So fällt es leicht, sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen und das Szenario nachzuvollziehen. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Karl und Hanna geht es ordentlich zur Sache, doch das Muster wiederholt sich. Ein stetiges Hin und Her, bei dem Karl – natürlich – jedes mal den Kürzeren zieht. Das liegt zum Einen an seiner Kriegsverletzung, zum Anderen am Skript, welches auf Hanna ausgelegt ist und sie somit stets als Siegerin vom Platz gehen lässt.

Auch wenn die Botschaft „Krieg macht alles kaputt“ bekannt sein dürfte, ist «Hannas Entscheidung» sehr ansehnlich. Das Ende hebt sich zudem vom üblichen Einheitsbrei ab: so abrupt es hereinbricht, so konsequent ist es gelungen. Für diesen Mut geht ein großer Pluspunkt an Regisseur Friedemann Fromm und Autor Benedikt Röskau.

Das Erste strahlt «Hannas Entscheidung» am Freitag, den 9. März, um 20.15 Uhr aus.

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