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«Kreuzfahrtkönig»-Bendel: 'Es war ein Versuch wert'

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Zuletzt legte er mit der RTL II-Sendung «Der Kreuzfahrtkönig» einen großen Flop hin. Vielen ist Jochen Bendel aber als Moderator der Kult-Gameshow «Ruck Zuck» bekannt. Mit Quotenmeter.de ging er auf Zeitreise.

Schön, dass du für Quotenmeter.de Zeit hast, Jochen.
Ich freue mich total. Quotenmeter ist eine meiner Lieblingsseiten. Sie ist bei mir in der Lesezeichen-Leiste abgespeichert und jeden Morgen bin ich drauf.

Das freut uns natürlich. Als ich vor ein paar Wochen bei deiner Agentur angefragt habe, ob wir ein Interview mit dir machen könnten, da hieß es, dass Herr Bendel gerade in Produktion wäre und danach in den Urlaub fahren würde. In welcher Produktion warst du denn jetzt eigentlich zuletzt?
Meine letzte Produktion für RTL II war „Der Kreuzfahrtkönig“. Ich bin natürlich schon in der Vorbereitung für neue Sachen. Ich war zehn Wochen lang auf Kreuzfahrt, zwar nicht auf den Weltmeeren, aber zumindest auf dem Mittelmeer und ich bin mal bis Grönland getuckert. Das war schon recht spannend.

Wo warst du denn danach selbst im Urlaub? Auch auf Kreuzfahrt oder hattest du dann erstmal genug von dem Thema?
Nee, nee – pass mal auf: Es gibt ja die Kreuzfahrt nach der Kreuzfahrt. Das ist ja mein ganz persönliches Schicksal. Ich hatte mich im Februar mit ein paar Freunden entschlossen „Komm, wir gehen mal auf ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff und machen mal ´ne Kreuzfahrt in der Ägäis!“ Das sollte das erste Mal sein, dass ich überhaupt so was mache. Und drei Wochen später kriege ich den Anruf von RTL II und werde «Kreuzfahrtkönig»-Moderator. Sechs Wochen später habe ich so beruflich dann genau die gleiche Kreuzfahrt gemacht, die ich für teures Geld vorher eingekauft hatte. Es hat aber wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich bin auch großer Kreuzfahrt-Fan. Kreuzfahrten sind auch richtig Fun.

Leider waren da nicht allzu viele andere Fernsehzuschauer mit mir der Meinung: Die Quoten der Hauptausgabe um 18 Uhr waren alles andere als gut. Deswegen wurde es relativ schnell eingestellt und dann um 11 Uhr, wo vorher die Wiederholungen liefen, gezeigt. Dort lief es dann allerdings etwas besser. War dieser Misserfolg für so eine Art Sendung bei RTL II nicht vielleicht schon vorher absehbar oder war das eine Sache, die in dem Sender auch eigentlich ohne Probleme hätte laufen können, wenn andere Bedingungen gestimmt hätten?
Also ganz ehrlich: Dass es um 18 Uhr dann so desaströs ausfallen würde, damit hat natürlich niemand gerechnet. Man muss aber dazu sagen, dass sie Sendung um 11 Uhr deutlich mehr Zuschauer gefunden hat und dort meistens über Senderschnitt lief – so zwischen sieben und neun Prozent. Das ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass es schon Zuschauer für diese Sendung gibt und sie – trotz ihrer Ausbaufähigkeit – Interesse beim Publikum weckt. Aber eben nicht um 18 Uhr. Ich weiß nicht, was die Leute da um 18 Uhr machen…was da im August los war…

…die waren wahrscheinlich alle selber auf Kreuzfahrt…
Das kann gut sein. Es ist aber auch ein schwieriger Sendeplatz und bereits andere Formate, welche vor «Der Kreuzfahrtkönig» um 18 Uhr liefen, hatten es nicht leicht. Aber es war einen Versuch wert: Ich arbeite ja seit 1993 für RTL II und man muss auch ab und zu Neues ausprobieren, um einen Schritt weiter zu kommen.

Meinst du denn, es gibt für die Sendung um 11 Uhr noch eine Zukunft? Oder ist das jetzt ganz vom Tisch?
Also wir gehen jetzt auf jeden Fall noch mal in Gespräche und schauen uns das auch alles noch mal ganz genau an. Die Sendung lief auch mal als Test bei RTL, vormittags, und zwar ganz passabel. Aber man muss natürlich auch mal überlegen, ob das überhaupt machbar ist um 11 Uhr morgens. So etwas ist aufwendig zu produzieren und kostet eine Menge Geld, weshalb es sich von den Zuschauern und Werbeeinnahmen dann auch finanzieren und lohnen muss. Ich würde es mir zwar wünschen und würde mich freuen, kann es mir aber eigentlich nicht vorstellen.

Jetzt gibt es natürlich viele Gameshow-Fans, die sagen „Mensch, unser Jochen Bendel hat es leider nicht geschafft mit seinem kleinen Comeback. Hätte der nicht lieber schon von vorneherein mit RTL II besser eine «Ruck Zuck»-Neuauflage machen sollen?!“. Was sagst du denen denn?
Das freut mich natürlich total. «Ruck Zuck» hat immer noch wahnsinnig viele Fans und als wir vor zwei Jahren den «Gameshow-Marathon» gemacht haben, waren die «Ruck Zuck»-Specials auch mit die stärksten Folgen. «Ruck Zuck» hat echt immer noch seinen Charme.

Allerdings weiß ich nicht, ob Gameshows – so wie sie in den 80ern und 90ern liefen – heute noch bestehen könnten. Die Zeiten haben sich echt geändert und es gibt immer neue Formate und Ideen, vielleicht auch Mischformen.Das Spiel an sich funktioniert super gut, es macht wahnsinnig viel Spaß, aber ich hatte auch mal Bock, etwas Neues auszuprobieren. Und die Spiele beim «Kreuzfahrtkönig» haben jetzt nicht die ganze Sendung getragen, sondern es war ja auch ein bisschen Reality. Da hat man auch mit der Gewichtung etwas ausprobiert.Mir hat es aber sehr gut gefallen und ich habe auch gerne die Teilnehmer und ihre Erlebnisse auf der Kreuzfahrt begleitet. Das war auch ´ne neue Idee und ein neues Format und ich hatte da auch Bock drauf.

Hatte RTL II dich denn aber, bevor ihr die Produktion vom «Kreuzfahrtkönig» festgelegt habt, auch gar nicht mehr auf «Ruck Zuck» angesprochen? Es schrie ja praktisch alles nach einer Neuauflage der alten sendereigenen Kult-Show, als du wieder mit der «Neuen Hitparade» im Sender zurück warst und man auch wieder eine Gameshow machen wollte…
Nein, das war gar kein Thema. RTL II hat vor ein paar Jahren mit Oli P. eine Neuauflage vom «Familien-Duell» unter dem Titel «5 gegen 5» gemacht. Das hat auch nicht funktioniert - übrigens ebenfalls um 18.00 Uhr. Es gibt immer diesen Ruf nach einem Comeback der Gameshows. Das wünschen wir uns vielleicht, weil wir damit groß geworden sind, aber es gibt so viele neue Ideen und Möglichkeiten und ich finde es auch mal ganz cool, etwas Neues auszuprobieren. Da muss man auch mal mit neuen Sachen durchs Feuer gehen und in Kauf nehmen, dass es nichts wird…

Lobenswerte Einstellung. Haben wir heute viel zu wenig und bräuchten wir viel öfter im Fernsehen…
Das finde ich bei RTL II auch irgendwie gut, dass sie den Mut haben, immer einen Schritt weiter zu gehen und Neues zu probieren. …

Jetzt haben wir gerade noch ein bisschen darüber gesprochen, welche Aussichten Gameshows in diesen Zeiten haben. Kurze Zwischenfrage in diesem Zusammenhang: Was hältst du von Harry Wijnvoords Petition „Vote4Harry“ für ein «Der Preis ist heiß»-Comeback?´
Das ist halt so eine Nostalgiebewegung.Es war eine tolle Sendung. Ich war da mal selbst im Studio und es war ein irres Erlebnis. Ich habe bei mir in der Küche noch ´ne Mikrowelle stehen, die ein Freund von mir bei «Der Preis ist heiß» gewonnen hat.

Ach…!
Das ist jetzt 20 Jahre her und das Ding läuft noch… Aber solche Sendungen sind heute gar nicht mehr realisierbar, weil man die ganzen Preise dafür gar nicht mehr bekommt. Yachten, Privatflugzeuge, jeden Tag einen BMW… Da gingen ja Dinger raus, die heute gar nicht mehr finanzierbar wären.Damals war Fernsehen Goldgräberstimmung. Da ist der Produzent zur Firma XY gegangen und dann haben die gesagt (in türkischem Akzent) „Ja, was brauchst du, kriegst du – kein Problem!“. Und heute wird da um jeden Cent verhandelt und gestritten. Es waren andere Zeiten.

Ich würde es mir für Harry Wijnvoord natürlich total wünschen, das ist ein super Typ. Aber ich glaube, das wird so nicht mehr stattfinden. Da muss man realistisch sein. Ich habe ja meine letzte «Ruck Zuck»-Sendung 2005 gedreht und selbst damals waren die Zeiten schon anders. Als ich die Sendung von Werner Schulze-Erdel übernommen habe, da hat man 280 Sendungen im Jahr gedreht. Das gibt’s heute nicht mehr! Heute sagt ein Sender „Machen wir mal 50…Lass uns mal gucken…!“.

Man kann gern in Nostalgie schwelgen und auch auf YouTube die alten «Ruck Zuck»-Videos angucken. Vielleicht auch mal auf ´ner Party spielen.
Und wenn jetzt wirklich ein Sender kommen würde und sagt „Jochen, wir wollen das wieder genau so durchziehen, wie wir das damals gemacht haben“, dann bin ich der Letzte, der sagt „Nein, mach´ ich nicht!“. Da würde ich mich total geehrt fühlen , denn ich verdanke dieser Sendung ja auch wahnsinnig viel. Ich blicke da aber immer gerne voraus – auch wenn der «Kreuzfahrtkönig» nun eben nicht funktioniert hat. Es gibt ja das alte Sprichwort von Truman „If you can´t stand the heat, get out of the kitchen!“...

...oder “If you can´t tolerate the heat, you have to go out of the gallay”...
Ja, das ist unser Job. Da muss man mit rechnen und dann geht’s weiter.

Wir gehen aber jetzt nicht weiter. Wir gehen gnadenlos noch mal zurück zu der eben angesprochenen «Neuen Hitparade», die du vergangenes Jahr als Comeback bei RTL II moderiert hast. Drei Fragen zu der Sendung im Block: Wie kam es dazu, dass man dich für die Moderation gewonnen hat, wieso hast du damit aufgehört in diesem Jahr und wie würdest du die Show im Nachhinein bewerten – findest du es schade, dass du die gerade nicht mehr machst?
Ich hatte meine letzte Sendung für RTL II 2006 gemacht – «Big Brother – Das Dorf» und wir haben dann 2009, also drei Jahre später, wieder über meinen Einstieg im Sender gesprochen, weil ich ihn sehr mag, ihm sehr verbunden bin und ihm viel zu verdanken habe. Außerdem arbeite ich mit den Leuten dort sehr gerne, wir haben ein wahnsinnig angenehmes Arbeitsklima.

Als die Anfrage kam, ob ich nicht Lust hätte, eine Schlagersendung zu moderieren, da habe ich echt schon zweimal nachgefragt „Schlagersendung?! Wie stellt ihr euch das denn vor?!“. Dann haben die mir das Konzept erklärt und gesagt, dass Alexandra Bechtel dabei ist, die ich sehr mag. Wir beide haben dann gesagt, dass wir die Idee gut finden und wenn ich mich da gut einbringen kann – das ist Primetime um 20.15 Uhr – würde ich das gerne probieren. Warum auch nicht ? Die Sendung hat eine gute Zielgruppe: Die Leute, die sich «Die neue Hitparade» anschauen, sind bestimmt auch viele, die z.B. «Ruck Zuck» oder «Big Brother» gesehen haben – also meine Zuschauer.

Das kann ich dir versprechen…aus eigener Erfahrung…!
So, und dann habe ich gedacht „Meine Zielgruppe, die kennt mich – geh ich da mal rein!“. Wir haben dann ein großes Silvester-Special gedreht und dann die erste Ausgabe. Schließlich kam mir aber «Der Kreuzfahrtkönig» in die Quere, wo ich von vorneherein wusste, dass ich viel unterwegs sein werde, um die erste Staffel abzudrehen. Da konnte ich mich terminlich auch nicht festlegen. Und dann entscheidet man sich natürlich auch entweder für ´ ne Daily oder so ein Format wie die «Hitparade». Thomas Anders, der den Schlagerfans ja bekannt war, ist dann auch sofort als Nachfolger ins Spiel gekommen und dann habe ich die Sendung auch mit einem Tränchen im Auge abgegeben. Ich habe das Baby ja quasi mit großgezogen.

Im zweiten Teil spricht Jochen Bendel mit uns über seine «Nachtfalke»-Ausgaben bei Tele 5 und sein neuestes Projekt. Zu lesen ab Mittwoch bei Quotenmeter.de

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