Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Stefan Oelze

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Am Montag startet bei RTL II «X-Diaries». Mit dem filmpool-Geschäftsführer sprachen wir über das neue Projekt, aber auch über die sehr erfolgreichen RTL-Nachmittagsformate, die ebenfalls in Kürze mit neuen Folgen zurückkehren werden.

Herr Oelze, Mallorca, Ibiza, Lloret – die liebsten Urlaubsziele der Deutschen. Wundert es Sie eigentlich, dass so wenige deutsche TV-Formate in diesen Regionen spielen?
Ja, das ist schon verwunderlich. Urlaubsgeschichten lassen sich toll erzählen. Urlaube sind ja eine wunderbare Verdichtung zwischen Erwartung an die Ferien und dem tatsächlich Erlebten vor Ort. Hier bietet sich einfach so viel Drama: Stress; Familien-Dynamiken; die kleinen und großen Katastrophen, weil Dinge gerne auch mal schief laufen; die Menschen, die gerne im Urlaub mal über die Stränge schlagen usw…. Ein Traum für jeden Autoren, Gerhard Polt lässt grüßen…

Sie drehen seit einiger Zeit für RTL II in diesen Regionen das neue Format «X-Diaries», das der Sender als Dokunovela ankündigt. Erklären Sie uns: Worum geht es darin? Welche Geschichten erwarten die Zuschauer?
Wir erzählen Urlaubsgeschichten. Dokunovela ist eine neue Form der Fiction. Wir zeigen, über eine ganze Woche verteilt, vier unterschiedliche Geschichten. Jede Sendung erzählt einen Urlaubstag. Wir zeigen dabei die Bandbreite an Geschichten, die sich im Urlaub bieten: Ist die erste große Liebe doch nur ein Urlaubsflirt? Geht ein Junggesellen-Abschied gut, wenn die Braut mitfährt? Was passiert, wenn Mama beim Familien-Urlaub über die Stränge schlägt? Ist ein Urlaub mit der Party-Schwester und deren bester Freundin eine gute Idee?

Sie arbeiten dort wieder mit Laiendarstellern zusammen. Den ganzen Tag auf Mallorca am Strand zu sein und dafür Geld zu bekommen. Ein Traumjob, oder?
Es rufen uns heute noch Darsteller an, die sich für die tolle Zeit und tolle Erfahrung bedanken. Es scheinen alle viel Spaß gehabt zu haben. Aber Drehs bei über 40 Grad in der Sonne sind natürlich auch hartes Brot für Darsteller und insbesondere für die Teams vor Ort und ich bin stolz auf das, was da trotz oftmals widrigen Dreh-Bedingungen von allen Seiten geleistet wurde und noch wird.

Haben Sie eigentlich die aktuelle Staffel von «Big Brother» verfolgt?
Ja, natürlich, daran konnte man doch gar nicht vorbeikommen.

Schmeckt Ihnen der große Erfolg des Großen Bruders? Sie treten jetzt in riesige Fußstapfen…
«Big Brother» ist eine Format-Legende und ich finde beeindruckend, wie die Kollegen da jedes Jahr wieder einen neuen Ansatz finden. Und natürlich haben wir bei unseren Geschichten auch die „Stammkundschaft“ von «Big Brother» im Kopf gehabt.

Es gibt immer wieder Vorstöße von Produzenten, dass Scripted Reality auch in der Primetime möglich ist. Mit «X-Diaries» schaffen Sie es nun zumindest in den Vorabend. Kommen solche Formate über kurz oder lang auch im Hauptabendprogramm?
Ich glaube, dass es in der Primetime neue fiktionale Formen geben wird. Ich bin mir aber nicht sicher, ob der Begriff „Scripted Reality“ diese Form wirklich gut beschreibt. Wir „scripten“ ja nicht die Realität, sondern wir schreiben und inszenieren spannende Geschichten, die den Zuschauer fesseln, sicherlich auch, weil sie aus Sicht des Zuschauers glaubhaft erzählt sind und so auch passieren könnten oder ggf. in Ansätzen tatsächlich so passiert sind. Der Zuschauer kann viel näher an einer Geschichte dran bleiben, als das die Formen der klassischen Fiction oder Doku erlauben. Wir versuchen, durch den Look eine stärkere Unmittelbarkeit und Identifikation mit der Handlung und den handelnden Personen zu erzielen.

Insofern spreche ich lieber von „Scripted Entertainment“ oder „Dramatainment“, um auf der einen Seite den Hybrid-Charakter aufzuzeigen, zum anderen aber deutlich zu machen: wir unterhalten. Medienjournalisten hantieren mittlerweile sehr schnell mit „KO-Worten“ wie „Fake Doku“ oder „Trash Doku“ und verfehlen dabei den Punkt total: wir machen Fiction. Keine Doku. Und noch einmal: wir unterhalten. Das sieht am Nachmittag, zu den vorhandenen Budgets, natürlich anders aus als am Vorabend oder Hauptabend. Und es hängt natürlich sehr vom Sender und dem Publikum des Senders ab. Wie echt viele Dokus und Beiträge in Promi- und anderen Magazinen wirklich sind, ist eine ganz andere Diskussion. Das wird zu gerne als Polemik in einen Topf geschmissen.

Ende August startet RTL mit neuen Folgen von «Verdachtsfälle» und «Familien im Brennpunkt» durch – erwarten Sie sich eine genau so erfolgreiche Saison wie zuletzt?
Wir freuen uns natürlich sehr darüber, dass so viele Zuschauer begeistert am Nachmittag einschalten. Und dass wir eine so breite Mischung an Zuschauern haben, beispielsweise erreichen wir mit unseren Formaten den höchsten Anteil an Abiturienten und Hochschulabsolventen am Nachmittag – noch vor allen anderen Sendern, ARD und ZDF eingeschlossen. Ich weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen bei uns und bei RTL hart daran arbeiten, unsere Zuschauer in der nächsten Staffel nicht zu enttäuschen…

Wieso wird bei solchen Formaten nur ganz klein am Ende erwähnt, dass die Geschichten nicht echt sind. Eigentlich könnte man damit doch auch offensiver umgehen…
Wir wissen, dass das dem Zuschauer egal ist - er will unterhalten werden und kann das alles auch gut unterscheiden. Ich glaube, Zuschauer werden da gerne mal von den Medienseiten unterschätzt... Es scheint, ganz am Rande bemerkt, auch keinen Menschen vor dem Fernseher wirklich zu interessieren. Und der Hinweis am Ende der Sendung ist doch deutlich.

Auch das Ausland hat ein Auge auf diese Quotenhits geworfen – wo werden die Formate künftig zu sehen sein?
In Polen wird für Polsat nun bereits die zweite Staffel der Adaption von «Verdachtsfälle» produziert, M6 in Frankreich ist in Vorbereitungen für Adaptionen unserer RTL-Formate, Ende August und Anfang September starten in zwei Ländern in Osteuropa gleich mehrere Adaptionen unserer Sendungen und mit einigen weiteren interessanten TV-Märkten bzw. dortigen Produzenten und Sendern sind wir in finalen Gesprächen über Lizensierungsbedingungen.

Mit den Programmen machen Sie sich aber auch selbst das Leben ein bisschen schwer. «Richterin Barbara Salesch» und auch die Constantin-Produktion «Richter Alexander Hold» mussten Einbußen hinnehmen. In wie weit liegt das aber auch an der reduzierten Zahl von Erstausstrahlungen?
Barbara Salesch, Alexander Hold, Angelika Kallwass und Britt sind zum Teil schon seit fast elf Jahren on air und finden immer noch bis zu 2,5 Millionen Zuschauer. Wir arbeiten gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen bei Sat.1 daran, dass sie das noch lange tun werden.

Machen wir doch zum Abschluss noch einmal einen Schwenk zu «X-Diaries»: Ich habe die Drehorte ja zum Teil schon aufgezählt – an welchem dieser Orte würden Sie sich denn nun am liebsten befinden?
Ach, ein Sommer in Hürth hat auch etwas Schönes…

Vielleicht ja bald auch mit weniger Regen. Ich danke für das Gespräch.

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