«Kreis runde Sache»: Immer auf Sparflamme

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Von Atze bis Zwegat: An drei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Johannes B. Kerner.

Lange Gesichter beim ZDF? Oder doch eher freudige Begeisterung? Beim ZDF weiß man wahrscheinlich noch nicht so recht, was man von Johannes B. Kerners Abgang halten soll. Seine letzte Sendung im Zweiten liegt hinter ihm: Veronas Tränen sind getrocknet, Dieter Bohlen hat alles erzählt, was er zu erzählen hatte – und Eva Herman ist wieder hinter’m Herd. Mission erfüllt, könnte man meinen. Manche sagen sogar, die Kernerisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei abgeschlossen.

Weichspül-Talk war sein Konzept, nie anecken, immer freundlich sein. Das funktionierte zwölf Jahre lang hervorragend. Und wenn‘s mal nicht so lief – wie freitags –, dann begann Kerner einfach mit Lafer und Lichter lecker zu brutzeln. Allerdings galt auch hier stets die Devise: Lieber gut gedünstet als schlecht verkohlt. Wieso Schnellkochtopf, wenn die Sparflamme ihren Zweck doch auch erfüllt? Nur nicht allzu dick auftragen, bitteschön. Insofern ist sich Kerner selbst bei der Werbung mit seiner mageren Putenwurst treu geblieben.



Kerner ist die Putenbrust des deutschen Fernsehens. Unauffällig liegt sie im Kühlregal, aber trotzdem wird sie gerne genommen, schmeckt fast jedem und hat sogar die Vogelgrippe überstanden. Dumm nur, dass das ZDF eher zum Fleischwurst-Sender mutierte – in einer Stadt, in der Weck, Worscht und Woi zur Hauptwährung zählen, ist das natürlich auch kein Wunder. Und so zieht Kerner nun also weiter, geht dorthin, wo er herkam, um das zu machen, was er am besten kann: Putenwurst dünsten und Tränen trocknen.

Johannes B. Kerner hat das ZDF verlassen und ist wieder ein Privater, darf Werbeblöcke ansagen und vor Anpfiff eines Fußballspiels drei Minuten mit Franz Beckenbauer sprechen. Darf trotzdem weiterhin einen Jahresrückblick moderieren und in der Pause seinen Zuschauern sogar noch Aktien-Tipps an die Hand geben. Ein schöner Tag für Fernseh-Deutschland. Und das Beste: Von unseren Gebühren wird der Spaß nicht mehr finanziert.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am kommenden Montag - natürlich bei Quotenmeter.de.


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