Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Pocher und die Bällchen

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Die ARD ist Geschichte, jetzt kommt Sat.1. Kann Oliver Pocher dem Sender wirklich helfen?

Dass die Sendung «Schmidt & Pocher» eher ein Reinfall für beide Protagonisten war, ist kein Geheimnis mehr. Dass gerade Oliver Pocher, der nie einen guten Stand im öffentlich-rechtlichen Fernsehgeschäft hatte, nun wieder ein Publikum zurückerobern muss, dürfte ebenso klar sein. Und dies wird nicht einfach: Denn «Schmidt & Pocher» war gerade im zweiten Jahr ein totaler Quotenflop – obwohl der Ex-VIVA-Moderator genau dies ursprünglich verhindern sollte. Anscheinend meint er es aber nun ernst und will wieder erfolgreich werden: Statt bei der ARD viel Geld und einen sicheren Arbeitsplatz zu erhalten, hat er sich für den Privatsender entschieden, der in einer Krise steckt und für Außenstehende wenig Perspektive bietet: Sat.1 – Pocher geht Risiko!

Sat.1 ist sicherlich der Sender, bei dem man den beliebten Comedian am wenigsten vermutet hätte. Lange Zeit wurde in der Branche über eine Personality-Show bei RTL gemunkelt und auch wäre sicherlich eine Rückkehr zum ehemaligen Arbeitgeber Brainpool, und damit wahrscheinlich zu ProSieben, nicht überraschend gewesen. Nun ist der Sat.1-Deal mit Pocher sicherlich für den Sender mehr ein Gewinn als für ihn selber.

Denn Sat.1 profitiert besonders dadurch, dass man nun endlich ein neues Sendergesicht etablieren könnte. Während RTL sich vor eigenen Stars und bekannten Gesichtern in Shows und Dokus nicht mehr retten kann, hatte Sat.1 jahrelang nur Kai Pflaume und Hugo Egon Balder zu bieten. Durch Pocher, der wohl auch einige Eventshows in der Primetime moderieren wird, gibt es demnächst ein neues Aushängeschild. Letztlich ist Sat.1 also ein Partner, der es bitter nötig hatte, einen neuen Star an Land zu ziehen. Kein Wunder, dass man Pocher daher für einen neuen Vertrag die besten Konditionen sowie eine lange Laufzeit der neuen Show geboten hat.

Und Pocher selber dürfte froh darüber sein, dass er nicht allzu hohe Quotenansprüche hat, weil Sat.1 derzeit der am wenigsten erfolgreiche große Privatsender ist. Bei RTL hätte es sicherlich deutlich höhere Anforderungen an die Zuschauerzahlen gegeben – und nach dem schon erwähnten Quotendesaster von «Schmidt & Pocher» wäre dieser Schritt eine fast unmöglich zu meisternde Herausforderung geworden.

Nun hat Pocher die Chance, als fast einziges neues Aushängeschild von Sat.1, den Sender mitzugestalten und ihm eine neue Farbe zu geben. Doch eins ist auch sicher: Nicht nur Pocher wird sich verändern müssen, sondern auch der Sender selbst, wenn das Projekt erfolgreich werden soll. Denn eigentlich passen er und die Sat.1-Zielgruppe der Frauen und 30- bis 49-jährigen Zuschauer nicht wirklich zusammen. Aber wer weiß? Vielleicht plant der Bällchensender, der sich nun ein neues Profil geben muss, ja schon den nächsten Coup…

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt ein paar neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Freitag nur auf Quotenmeter.de.

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