Die Kritiker

«Morgen räum ich auf»

von
Story
Am Geburtstag ihres Mannes Bernd erfährt die ahnungslose Ellen von seiner Affäre mit der Nachbarin. Schockiert und völlig überstürzt verlässt Ellen zusammen mit ihrer elfjährigen Tochter Nina das gemeinsame Zuhause, fest entschlossen, Bernd auch nicht ein einziges Ding des gemeinsamen Heims zu lassen. So ziehen Ellen und Nina mit dem gesamten Inventar des Einfamilienhauses in eine kleine Mietwohnung in Augsburg, die Ellen von ihrem Bruder übernommen hat.

Die Ereignisse in Ellens und Ninas neuem Leben überstürzen sich. Während die Umzugskisten noch nicht einmal ausgepackt sind, hat Ellen bereits einen Job als Hotelfachfrau und auch für Nina beginnt direkt am Montag nach dem Umzug die Schule. Von den Anforderungen ihres neuen Alltags und den verdrängten Gefühlen der Trennung total überfordert bemerkt Ellen nicht, wie sehr Nina unter der stetig anwachsenden Vermüllung der Wohnung leidet. Denn das neue Zuhause liegt versunken im Chaos, während Mutter und Tochter im Provisorium leben und sich von Fertigpizza ernähren. Der sonst so perfektionistisch veranlagten Ellen gleitet das gemeinsame Leben mit ihrer Tochter aus den Händen. Die verzweifelte Nina wird zur Außenseiterin in der Schule und verliert allmählich jegliches Vertrauen in die Mutter.

Darsteller
Sandy Holzapfel ist Nina
Gina Maria ist Nina
Esther Zimmering («Donna Roma») ist Ellen
Thomas Limpinsel («Niete zieht Hauptgewinn») ist Bernd Becker
Anna Böger («Shoppen») ist Anke Seiber
Oliver S. Bürgin («Das Verhör von Harry Wild») ist der Chemielehrer

Kritik
Im Vergleich zum Desaster des „FilmMittwochs im Ersten“ von letzter Woche ist «Morgen räum ich auf» eine immense qualitative Steigerung, wobei die Messlatte hier auch sehr niedrig ist. Insgesamt ist die Story recht banal und einfach. Der Film hat nur eine wirklich gute Szene (die Konfrontation zwischen Ellen und ihrem Vater, der gegen ihren Willen bei ihr aufräumt), während er dramaturgisch gesehen ein einziges Wirrwarr ist.

Recht problematisch ist schon der „Inciting Incident“ in den ersten Minuten, als Ellen erfährt, dass ihr Mann die Nachbarin geschwängert hat. Ellen fungiert nämlich als Geburtshelferin für das Kind und Bernd gesteht ihr direkt nach der Entbindung von seinem Fehltritt. So handelt natürlich kein Mensch und man merkt schon hier, dass «Morgen räum ich auf» alles andere als realistisch ist. Auch Ellens Reaktion auf das Geständnis ihres Mannes wirkt abscheulich konstruiert.

Noch schlimmer ist aber die Fehlkonstruktion um Ellens Messi-Dasein, weil es dafür keinen konkreten Anlass gibt. Vor dem Zusammenbruch ihrer Ehe war sie immer recht reinlich und plötzlich versinkt ihre Wohnung im Dreck. Der Grund hätte genauer erläutert werden müssen und so bleibt die ganze Handlung nur bedingt nachvollziehbar.

Die Szenen versinken stets im Nichts. Immer geht es darum, dass Ellen nicht aufräumt und sie verspricht, sich am nächsten Tag darum zu kümmern. Doch nichts passiert. So vergeht eine Stunde des Films ohne nennenswerte Entwicklung, wenn man von einigen eher lächerlichen und eintönigen Sub-Plots mal absieht. Erst als das Jugendamt vor der Tür steht, beschließt Ellen ihre Lethargie über Bord zu werfen und endlich zu handeln. Dann ist der Film ziemlich abrupt zu Ende.

Die Schauspieler machen ihre Arbeit insgesamt sehr gut, wenn sie auch stellenweise Schwierigkeiten haben, einen Zugang zu ihren Rollen zu finden. Sandy und Gina Holzapfel in der Rolle von Nina spielen häufig zu schematisch und zu wenig emotional. Das erschwert natürlich eine Identifikation des Zuschauers mit der Figur. Alles in Allem ist die Grundidee von «Morgen räum ich auf» zwar ganz nett. Doch massenweise dramaturgische Fehler machen den Film insgesamt nicht empfehlenswert.

Die ARD strahlt «Morgen räum ich auf» am Mittwoch, 20. August 2008, um 20.15 Uhr aus.

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Kurz-URL: qmde.de/29220
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