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Die US-Networks gehen auf Nummer sicher

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Alle fünf großen Networks haben ihr Programm für die Saison 2008/2009 vorgestellt. Welche Serie es künftig mit welchem Gegner zu tun bekommt, verrät Quotenmeter.de. Außerdem: Warum die Macher in diesem Jahr auf Experimente nahezu komplett verzichteten.

In den USA wird es in diesen Tagen in Los Angeles richtig hektisch. Fernsehmacher aus aller Welt treffen dort ein, um sich die neuen Serien der US-Networks anzusehen – und im besten Fall für ihre eigenen Sender einzukaufen. In der vergangenen Woche hatten die großen Networks ihren Programmplan für die im September startende Saison vorgestellt. Durch die Bank auffällig war, dass die Verantwortlichen auf jegliches Risiko verzichteten.




Und das aus gutem Grund: Zum einen bereitet den Senderchefs der zunehmende Zuschauerschwund große Sorgen – Hits wie «CSI» sind von ehemals rund 25 Millionen Zuschauern mittlerweile weit entfernt – etwa 17 bis 18 Millionen Menschen sahen in den vergangenen Wochen die neuen Folgen der Bruckheimer-Serie. Das macht sich auch im Geldbeutel der Sender bemerkbar. Ohnehin geht es der Werbeindustrie – wie jeder anderen Industrie in den Vereinigten Staaten - nicht mehr so rosig wie noch vor einem Jahr. Die Bankenkrise hat in der US-Wirtschaft sehr deutliche Spuren hinterlassen.


So ist es zu erklären, dass die Sender auf Experimente wie «Swingtown» im vergangenen Jahr eines war, komplett verzichteten. Sehr deutlich bemerkbar wird dies, betrachtet man das Programm des krisengebeutelten Senders The CW, für den es dem Vernehmen nach um nicht weniger als das nackte Überleben geht. Zwei neue Teen-Soaps – die neben den bereits Existierenden ins Programm aufgenommen werden – sollen helfen. Aber die neuen Serien werden es am Dienstag nicht einfach haben. Der «90210»-Spin-Off bekommt es unter anderem mit «House» und «NCIS» zu tun, «Surving The Filthy Rich» muss sich gegen die Entscheidungsshow von «Dancing with the Stars» und den neuen CBS-Krimi «The Mentalist» behaupten. Kaum anzunehmen, dass beide Serie konstant vier Millionen Zuschauer erreichen können – so wie es nötig wäre, um in die Schublade mit der Aufschrift „Erfolg“ gesteckt zu werden.


Ein hartes Duell gibt es jeweils am späten Abend: «Without a Trace» wird künftig am Dienstagabend gegen «Law & Order: SVU» antreten – und vermutlich gewinnen. Ob ABC wirklich an der Idee festhält, an diesem Abend um 22.00 Uhr die bereits in diesem Jahr reichweitenschwache Serie «Eli Stone» zu zeigen, bleibt abzuwarten. Wenig Neues birgt im Übrigen der Montag, an dem sich künftig «Prison Break» und «Heroes» um 21.00 Uhr in die Wolle bekommen. NBC schickt seine neue Serie «My Own Worst Enemy» direkt gegen «CSI: Miami» ins Rennen.


Wenige Veränderungen zieren auch den Mittwoch, wo The CW um 21.00 Uhr die neue Reality «Stylista» programmiert. Diese soll vor allem die jungen Zuschauer von «Private Practice» weglotsen. Gespannt darf man auch sein, wie sich das Comeback von «Knight Rider» schlagen wird. Immer tritt das Revival gegen den neuen Sitcom-Abend von CBS an, der keineswegs eine Erfolgsgarantie abgibt. FOX programmiert gegen die Serie mit dem sprechenden Auto seine Erfolgskrimiserie «Bones».


Die größten Überraschungen weist der Donnerstag auf: Sowohl CBS als auch ABC haben den 22.00 Uhr-Sendeplatz für Neustarts freigeräumt – so duellieren sich künftig nach «CSI» und «Grey’s Anatomy» die Serien «Life on Mars» und «Eleventh Hour». Ausgang hier: Völlig ungewiss. Eigentlich könnte dies eine große Chance für die 15. Staffel von «Emergency Room» sein, jedoch hat der geneigte Zuschauer der Krankenhausserie derzeit das Gefühl, dass die Serie zu sehr mit sich selbst und seinen Problemen beschäftigt ist, als dass man von diesen Umständen profitieren könnte.


Große Veränderungen bietet der Freitag, der weiterhin wohl ein Tag der schwachen Reichweiten bleiben wird. Einziges wirkliches Highlight an diesem Tag ist die neue NBC-Serie «Crusoe», die ab Herbst mit «Ghost Whisperer» und dem Schülerquiz «Are You Smarter Than A Fifth Grader?» konkurriert. Bei CBS übernimmt «The Ex-List» den Sendeplatz von «Moonlight»: Dass das neue Drama aber erfolgreicher als der Vorgänger ist, ist eher unwahrscheinlich. Auf den Sonntagabend wechselt die Militär-Serie «The Unit», die mit «Cold Case», welches quotentechnisch schon bessere Zeiten gesehen hat, das neue Line-Up ab 21.00 Uhr bildet.




Die ganz großen Überraschungen blieben im Jahr 2008 bislang also aus – eben weil Überraschungen und Experimente auch immer eine Gefahr bergen. Und Gefahren gibt es im amerikanischen Fernsehmarkt – auch abseits der neuen Techniken, die den Machern das Leben schwer machen – schon genug. Kein Grund also, sich noch mehr auf das Glatteis zu begeben. Und so werden die deutschen Serieneinkäufer wohl auch in diesem Jahr wieder mit einem flauen Gefühl im Magen zurückkommen und verlauten lassen, dass die ganz großen Highlights wie «Lost» und «Desperate Housewives» erneut nicht dabei waren. Serien wie «Crusoe» und die CBS-Krimis dürften aber dennoch willkommene Kost für die deutschen Programmmacher sein.

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