Die Kritiker

«Zodiak - Der Horoskop-Mörder»

von
Story:
Gabriel Fischer-Hellwarth, Bankier und Unternehmer, erhält kurz vor seinem 70. Geburtstag einen Drohbrief: Ein Foto von Esther Nentwig, seiner unehelichen Tochter, mit dem Text: "Die Kinder werden für die Verbrechen ihrer Eltern bezahlen." Statt einer Unterschrift trägt der Brief den Zodiak, das Symbol des Tierkreises. Gabriel beschließt, Esther auf dem Geburtstagsfest offiziell seiner Familie vorzustellen – etwas, das eigentlich schon längst überfällig war. Er lässt sie eigens für diesen Anlass aus Boston einfliegen, wo sie nach ihrem Jura-Studium ein Praktikum macht. Als Esther auf dem Anwesen der Fischer-Hellwarths eintrifft, stellt Gabriel sie zunächst seiner Enkelin Barbara vor, die Esther halb im Scherz vor dieser neurotischen Großfamilie warnt.

Zu Recht, denn als Gabriel seinen Kindern offenbart, wer Esther ist, schlagen ihr Misstrauen und Feindseligkeit entgegen. Kurz darauf stellt sich heraus, dass Barbara verschwunden ist - Kommissar Anton Keller und sein Assistent Spangemann ermitteln. Keller bittet auch Esther zum Verhör. Beide sind sich auf Anhieb sympathisch. Esther erhält ebenfalls eine verschlüsselte Botschaft des Zodiak: "Des Alten Tochter, gestern noch unbekannt, muss das Geheimnis ans Licht bringen." Sie zeigt sie ihrer Mutter Ursula, die die Botschaft zuordnen kann: Sie ist Teil einer Prophezeiung von Nostradamus.

Esther geht mit der Nachricht zu Keller, der Horoskope aber nicht ernst nimmt. Auch ihrem Vater zeigt Esther den Brief des Zodiak - er verschweigt ihr, dass er einen ähnlichen erhalten hat. Da erreicht ihn ein Anruf: Barbaras Leiche wurde auf dem Anwesen gefunden - um den Hals eine Kette mit dem Tierkreis. Gabriel will, dass Esther sofort in die USA zurückkehrt, und bringt sie zum Flughafen. Doch Esther bleibt in Wien. Sie will bei der Aufklärung des Mordes helfen. Keller bittet sie, ihm das Beweismittel zu zeigen: Das Zodiak-Zeichen auf dem Brief gleicht exakt der Kette um Barbaras Hals.

Auf Barbaras Beerdigung kommt es zum Eklat: Peter Fischer-Hellwarth, Gabriels ältester Sohn, macht Esther klar, dass er ihre Anwesenheit für überflüssig hält. Er bestreitet ihre Zugehörigkeit zur Familie. Zwischen all diesen Zwistigkeiten bleibt immer noch eine Frage offen: Wer ist dieser mysteriöse Mörder?

Darsteller:
Alexandra Neldel («Verliebt in Berlin») ist Esther Nentwig
Anton Keller («Wer früher stirbt, ist länger tot») ist Kommissar Anton Keller
Friedrich von Thun («Die Verbrechen des Prof. Capellari») ist Gabriel Fischer-Hellwarth
Bernhard Schir («Typisch Sophie») ist Peter Fischer-Hellwarth
Beate Maes («Rochade») ist Juliane Heegert
Hans Sigl («SOKO Kitzbühel») ist Felix Vogler

Kritik:
Da ist er also, der neue Sat.1-Eventmehrteiler. Produziert wurde die 360-minütige Geschichte rund um den «Zodiak»-Mörder im Herbst vergangenen Jahres in Österreich. Sat.1 ließ in den Stoff all das mit einfließen, was man meinte, aus dem Blackout von «Blackout» gelernt zu haben.

Herausgekommen ist eine spannende Krimigeschichte mit interessanten Familienverflechtungen. Erzählt ist diese allerdings weitesgehend nicht so eindringlich und stringent wie es bei «Blackout» der Fall war. Was man alles anders machen wollte, erzählt Ex-Sat.1-Chef in seinem Buch „Die TV-Falle“ sehr anschaulich. Helden müssen moralisch klar zugeordnet werden können, erkannte man bei Sat.1. Filme, bei denen nicht von Anfang an klar ist, wer nun gut oder böse ist, tun sich in Deutschland schwer – sie sprechen nur bestimmte Bildungsgruppen an. Und so erweckt «Zodiak» beim Zuschauer den Anschein von Anfang zu wissen, wer gut und wer böse ist. Esther, gespielt von Alexandra Neldel, kann eigentlich nur eine gute Figur sein.

Felix Vogler hingegen, nicht immer hundertprozentig überzeugend von Hans Sigl verkörpert, scheint von Beginn an eine eher böse Figur zu sein. Jemand der aggressiv und laut ist. Innerhalb der Familie Fischer-Hellwarth gibt es obendrein noch mehrere klar definierte Rollen: Der erwachsene Sohn Peter steht sofort in einem schlechten Licht da. Der Zuschauer weiß umgehend, dass er es hier nicht mit den freundlichsten Figuren zu tun hat. Eine Ausnahme stellt Gabriel Fischer-Hellwarth dar, er ist eher eine so genannte Plus-Minus-Figur, die sowohl gute aber auch recht schlechte Eigenschaften vereint. Alles in allem fällt es dem Zuschauer aber nicht sonderlich schwer, sich erste Meinungen über die vorliegenden Figuren zu bilden.

Nächster Punkt - die Erzählstruktur: Wesentlich einfacher als damals bei «Blackout» mit einem recht klassischen Krimiplot. Auf sich wandelnde Charaktere hat man deswegen in «Zodiak» weitesgehend verzichtet. Schawinski zufolge werden sich ändernde Figuren nur dann als interessant empfunden, wenn man von Minute eins an konzentriert vor dem Fernseher sitzt. Da Fernsehen aber ein Flüchtigkeitsmedium sei, dürfte man dies nicht als Grundsatz voraussetzen.

Ganz wichtig außerdem: Der Film darf nicht zu düster wirken – und das ist einer der Hauptunterschiede. «Zodiak» ist von den Farben und der Grundstimmung prinzipiell freundlich gestaltet. Die Verortung in Österreich sorgt für einen ganz bestimmten Charme und die Farben der Räume, in denen gedreht wurde, wirken alles andere als kühl. Dass natürlich auch eine gehörige Portion Liebe und Romantik in einen guten Film gehört, ist nichts Neues. Auch darauf haben die Macher nicht verzichtet. Kurzum kann also gesagt werden, dass sich «Zodiak» mehr am Mainstream orientiert.

Das ist nichts, was als schlecht zu bezeichnen wäre, aber es verleiht dem Format eben nicht dieses ganz besondere Etwas. Zu bemängeln gibt es am Werk im Übrigen kaum etwas. In Folge drei haben die Macher an der ein oder anderen Stelle sicher etwas zu dick aufgetragen, aber dies sollte nicht allzu negativ in die Bewertung einfließen. Ebenfalls minimale Abzüge gibt es für den etwas langsamen Einstieg. Erst nach über 15 Minuten geht es mit dem ersten Anschlag richtig zur Sache. Vielleicht ein paar Minuten zu spät. «Zodiak» ist ein sehr spannender Vierteiler, der die Menschen in jedem Fall in den Bann ziehen wird. Aber auch dieser Stoff ist kein Fernsehen für Blöde: Komplexe Familienverastelungen erfordern durchaus die Nutzung der kleinen grauen Gehirnzellen.

Hervorzuheben sind die beiden Hauptdarsteller, Alexandra Neldel und Fritz Karl, der Hauptkommissar Anton Keller mimt. Beide gehen in ihrer Rolle vollends auf – Neldel dürfte bereits jetzt das Image der Telenovela-Darstellerin abgelegt haben. Und noch jemanden wird man wieder finden. «Blackout»-Star Misel Maticevic (Paul) wirkt in dem neuen Vierteiler mit – allerdings in einer wesentlich kleineren Rolle.

Zum Ende des Films – nach einigen Toten und spannenden Wendungen – wird dann feststehen, wer der lange gesuchte Serienmörder ist. Dies wissen aktuell aber nur ganz wenige Menschen. Die Presse-DVD endete 15 Minuten vor Schluss des letzten Teils. Also kurz vor der Aufklärung des Falls. Und so darf weitergerätselt und gegrübelt werden.

Sat.1 zeigt den Vierteiler «Zodiak - Der Horoskop-Mörder» ab Montag, 3. September 2007, um 20.15 Uhr. Die weiteren Teile werden Dienstag, 4. September 2007 - und in der darauffolgenden Woche ebenfalls montags und dienstags zur besten Sendezeit ausgestrahlt.

Kurz-URL: qmde.de/21991
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