Riedners Filme: «Alice Paul - Der Weg ins Licht»

von
Die neue Reihe von Quotenmeter.de-Chefredakteur Fabian Riedner präsentiert außergewöhnliche gute und abnorme Spielfilme. Egal ob großer Hollywoodblockbuster, Eigenproduktion eines Fernsehsenders oder Nischenfilm in den Kinos, «Riedners Filme» stellt Produktionen vor, die man kennen sollte.

Katja von Garnier inszenierte einen Film für den amerikanischen Pay-TV-Sender HBO, der den Weg zum Wahlrecht der Frauen aufzeigt. «Alice Paul – Der Weg ins Licht» beziehungsweise «Iron Jawed Angels» basiert auf tatsächlich stattgefundenen Geschehnissen. Acht Jahre, beginnend ab dem Jahre 1912, kämpfte Alice Paul (Hilary Swank, «Million Dollar Baby») um ihr Wahlrecht. Paul zur Seite stand Lucy Burns (Frances O’Connor Windtalkers, «A.I. – Künstliche Intelligenz»).

Alice Paul wurde am 11. Januar 1885 in Mount Laurel im Bundesstaat New Jersey geboren, sie verstarb im Alter von 92 Jahren. Nachdem sie zwischen 1907 und 1910 in England an der University of Birmingham und der London School of Economics Sozialarbeit studierte, entschloss sie sich der amerikanischen Suffragettenbewegung mit unkonventionellen Methoden neues Leben einzuhauchen.

In Washington schloss sich Alice Paul der NAWSA an, deren Ziel es war, den zukünftigen Präsidenten Wilson vom Frauenwahlrecht zu überzeugen. Dieser lehnte jedoch ab und so organsierten Paul und Burns eine große Parade am 3. März 1913, die zwar in einem Desaster endete, aber dennoch von den Medien kaum erhört wurde. Dieser Tag war zugleich der Tag der Amtseinführung des neuen Präsidenten.

Schnell zerbrach der Traum vom Wahlrecht und das Ziel wurde unerreichbar, als sich die NAWSA von ihren radikalen Frauenrechtlerinnen trennte. Doch Paul gab nicht auf und gründete die National Woman’s Party, die Mahnwachen vor dem Weißen Haus abhielt. Als Wilson in den Ersten Weltkrieg eintrat, spitzte sich die Lage zu: Die Partei wurde zur Zielscheibe, denn eine Demonstration gegen einen kriegführenden Präsidenten glich dem Landesverrat.

So kam es, dass die Frauen unter fadenscheinigen Gründen im Oktober 1917 in das Frauengefängnis Occoquan Workhouse eingeliefert wurden. Paul trat in einen Hungerstreik und wurde daraufhin zwangsernährt. Mehr oder weniger durch Zufall erfuhr die Presse von den extremen Haftbedingungen von Paul und begann mit ihrer Berichterstattung. So kam es, dass die vierte Gewalt eines Landes den Weg für eine neue Freiheit ebnete.

Wilson unterstützte im Januar 1918 das Frauenwahlrecht, der Kongress stimmte für den Verfassungszusatz, doch der Senat lehnte das Ziel der Frauen Woman’s Party ab. Erst am 26. August 1920 erreichten die „Iron Jawed Angels“ ihren Richtungspunkt.

Die Story für «Alice Paul» wurde von Jennifer Friedes verfasst, die bislang nur mit diesem Werk in Erscheinung trat. Die am 15. Dezember 1966 gebürtige Wiesbadnerin Katja von Garnier («Bandits», «Lautlos») fungierte als Regisseurin setzte die historische Geschichte eindrucksvoll um.

Die Pay-TV-Produktion wurde im Jahre 2004 für fünf Emmys nominiert, ging aber leer aus. Im Januar 2005 bekam Anjelica Huston einen Golden Globe für die beste Nebenrolle. Die Preise für die beste Miniserie oder Fernsehfilm sowie beste Hauptdarstellerin gingen an die Mitbewerber.

Der historisch-politische Film stellt Alice Paul den Karikaturenzeichner der Washington Post, Ben Weissman (Patrick Dempsey, «Grey’s Anatomy»), zur Seite. Allerdings findet keine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinne statt, Weissmann fungiert eher als guter Engel, der den eisenharten Frauen Antrieb gibt. Die schönste Szene des Filmes ist mit Abstand das Ende, als Paul und Bruns vor ihrem Parteihaus stehen und hunderte gelbe Sterne von oben herunterfliegen. Dazu ertönt im Hintergrund die amerikanische Sängerin Mandalay mit „Beautiful“, die schon eine Episode von «CSI» verzauberte.

Es ist wirklich bedauerlich, dass ein solcher Film nicht zu einem prominenten Sendetermin im deutschen Fernsehen zu sehen ist. Er ist weitaus besser als die durchschnittlichen deutschen Eigenproduktionen, denn er ist unkonventionell und macht auf seine ganz besondere Art Mut für seine Träume zu kämpfen. Das Recht wählen zu dürfen wurde uns nicht geschenkt, sondern musste erkämpft werden. «Alice Paul – Der Weg ins Glück» ist einer der Filme, die man gesehen haben sollte.

Kurz-URL: qmde.de/20957
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelSoap-Check: Mittwoch, 4. Juli 2007nächster ArtikelNASN wird Bestandteil von Premiere Star
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung