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Jauchs ARD-Rückzieher: Die Chronik des Scheiterns

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Am Donnerstag platzten die Pläne von ARD-Programmdirektor Günter Struve: Günther Jauch wird nicht Nachfolger von Sabine Christiansen. Eine Chronik der Ereignisse von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.

23. Juni 2006, kurz vor 14.00 Uhr: An einem Sommertag überschattete das Erste mit einer Meldung in eigener Sache beinahe die Fußball-Weltmeisterschaft. Nur zwölf Minuten nach der offiziellen Bekanntgabe berichtete Quotenmeter.de damals als eines der ersten Online-Medien über einen der wohl spektakulärsten Wechsel. Selbst die «Tagesschau» ließ sich abends nicht lumpen, um über den wohl größten Deal des Jahres zu berichten: Günther Jauch wird Nachfolger von Sabine Christiansen, die im Sommer 2007 letztmalig ihren Polittalk am Sonntagabend präsentieren will. Familiäre Gründe hätten den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, hieß es.

"So sehr ich ihren Entschluss auch bedauere, bin ich doch froh, dass es uns gelungen ist, Frau Christiansen zu überreden, noch bis zur Sommerpause 2007 weiterzumachen", sagt ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve damals. "Persönlich verstehe ich die Ungeduld, mit der sie sich neuen Aufgabenfeldern zuwenden möchte nur zu gut. Aber für Das Erste bin ich natürlich froh, sagen zu können, dass alles erst einmal so bleibt, wie es die Zuschauer kennen und schätzen." Doch schon im nächsten Satz geriet die Ära Christiansen in Vergessenheit: "Mit Günther Jauch ist es uns gelungen, nicht nur eines der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands zu gewinnen, sondern mehr noch einen exzellenten Journalisten", so Plog.

Auch der «Wer wird Millionär?»-Moderator freute sich auf eine Aufgabe, wenngleich er bereits am Tag der Verkündung betonte, dass noch keine Verträge unterschrieben seien. „Die ARD und ich hoffen, dass uns gemeinsam ein ebenso anspruchsvolles wie beim Publikum erfolgreiches Format gelingen wird“, sagte Jauch (Foto) im Juni 2006. „Das ist sicher eine der spannendsten Aufgabe, die es im nächsten Jahr im deutschen Fernsehen geben wird", so Jauch weiter. Doch daraus wird nun nichts.

Dabei trägt die ARD wohl die Hauptschuld am Nichtzustandekommen des Vertrags. Bereits wenige Tage nach der lautstarken Verkündung des Coups berichtete die „Bild am Sonntag“ über interne Streitigkeiten. Demnach wusste nicht mal der NDR-Fernsehrat von Christiansens prominenten Nachfolger. "Normalerweise erfährt der Verwaltungsrat so etwas vier Wochen, bevor es bekannt gegeben wird", so der Vizechef des NDR-Verwaltungsrats Wulf Schulemann in der Zeitung. Seiner Meinung nach fürchtete NDR-Intendant Jobst Plog, das der Talk-Wechsel "nicht länger geheim zu halten" sei. Schon damals machte Schulemann deutlich, dass der Weg bis zur neuen Talkshow für den erfolgreichen RTL-Mann noch scheitern könne – aufgrund der zahlreichen Werbeverträge Jauchs.

WDR-Intendant Fritz Pleitgen (Foto) stellte klar: "Eine Politiksendung und Werbung, das verträgt sich schlecht. Wir hatten schon vor kurzem in zwei prominenten Fällen Situationen, die nicht zu akzeptieren waren. Wir sind sensibilisiert." Doch NDR-Kollege Jobst Plog glaube trotzdem an den Deal: "Ich verstehe, dass Jauch sagt, er sei bei RTL ordentlich behandelt worden und haue nicht gleich in den Sack“, sagte er noch im Oktober. Der NDR-Intendant weiter: "Jauch macht Sendungen, die er wegen der ARD-Talksendung nicht sofort abgeben wird. Wie das in Zukunft weitergeht, wird man ihm und uns überlassen müssen."

Allerdings gab es zwischen den Zeilen auch eine klare Forderung: "Jauch sollte woanders kein journalistisches Format haben“, stellt Plog fest und drängte damit wohl auf eine Aufgabe von «stern TV».

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