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Andreas Bartl zur Strategie von Kabel 1

Trotz eines schwierigen Marktumfeldes erwartet Kabel 1 ein positives Jahresergebnis. Blickpunkt:Film sprach mit Andreas Bartl, der seit Oktober 2000 die Geschäfte des Senders führt, über die Pläne und Perspektiven für 2003.


Andreas Bartl
Blickpunkt:Film: Wie fällt Ihre Bilanz des Fernsehjahrs 2002 aus?
Andreas Bartl: Es war sicherlich ein schwieriges Jahr für den Gesamtmarkt, da können wir uns als Kabel 1 nicht ausnehmen. Insgesamt sind wir aber gut durchgekommen. Wir haben unsere Marktanteile weitestgehend stabil gehalten. Das Jahr war geprägt von Sportereignissen und auch von der Flutkatastrophe, die im Sommer verständlicherweise für eine kurzzeitige Veränderung der Fernsehnutzung gesorgt hat. Wir haben im vergangenen Jahr einige Neuerungen auf den Weg gebracht, u. a. den Nachmittag renoviert und dort neue Serien erfolgreich eingestartet. Neben der MA-Situation ist aber immer auch wichtig, dass ein Sender ein klares Profil aufweist. Hier sehe ich uns sehr gut aufgestellt. Durch den Zukauf von Klassikern wie "Dallas" wurde unsere Position weiter gefestigt. Unser Konzept des "Classic TV" wird immer populärer und von den Zuschauern auch als etwas erkannt, das sehr viel Spaß bereiten kann.

BF: Trotz Umsatzeinbußen erwartet Kabel 1 ein positives Jahresergebnis. Wie haben Sie die Mindereinahmen kompensiert?

AB: Wir haben schon immer sehr effizient kalkuliert, was uns jetzt zugute gekommen ist. Kabel 1 ist ein sehr schlankes Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern. Der gesamte Produktionsbereich wird außer Haus abgewickelt. An den Strukturkosten mussten wir dementsprechend kaum sparen, haben also auch keine Stellen abgebaut. Bei den Programmkosten haben wir nicht an Qualität gespart, also auch keine geplanten Projekte eingestellt. Wir haben dafür mehr auf programmplanerische Feinheiten geachtet und in einigen Fällen kostenintensivere Sendungen durch günstigere ersetzt. Dies hat gar nichts mit der Qualität zu tun, sondern war z. T. auf bestimmte Vertragssituationen zurückzuführen. In dem Moment, wo man die Programmqualität herunterfahren muss, riskiert man größere Schäden für die Popularität seines Senders. Dies könnten wir uns definitiv nicht leisten, da wir uns sehr stark über unseren Qualitätsanspruch definieren. Wir werden auch im kommenden Jahr nicht an der Programmqualität sparen und haben dementsprechend eingekauft. Den wirtschaftlichen Erfolg verlieren wir aber natürlich nicht aus den Augen. Auch im kommenden Jahr soll Kabel 1 schwarze Zahlen schreiben.

BF: Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie 2003?

AB: Wir sind darauf eingestellt, dass sich der Werbemarkt im kommenden Jahr nicht gravierend verbessern wird. Vorsichtig optimistisch erwarten wir hier eine schwarze Null bzw. kleine prozentuale Zuwächse. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen weiteren Rückgang geben wird. Eine wirkliche Prognose gestaltet sich aber schwierig, da wir es mittlerweile mit einem sehr kurzfristigen Marktgeschehen zu tun haben. Kein Sender ist mehr langfristig augebucht, nicht einmal der Marktführer.

BF: Zum Programm Wie kam es zur Idee, das alte ZDF-Label "Der phantastische Film" wieder zu beleben?

AB: Die Wiederbelebung alter Labels passt gut zu uns, weil ich Programmpolitik auch als Markenpolitik verstehe. Es war natürlich toll, dass wir den "phantastischen Film" für uns besetzen konnten. Das ZDF hatte keine rechtlichen Ansprüche mehr auf den Titel, so dass wir ihn uns für eine überschaubare Summe sichern konnten. Wir bieten unter diesem Label eine große Bandbreite von Filmen. U. a. haben wir den "Wolfsmensch" und Tod Brownings "Dracula" von 1931 erworben. Den Bogen schlagen wir bis in die 90er Jahre hinein, so dass auch "Friedhof der Kuscheltiere" und "Der Exorzist" zu sehen sein werden. "Der phantastische Film" wird an einem Abend, dem Freitag, im Rahmen des "phantastischen Abend", laufen. Hier zeigen wir dann z. B. auch "Akte X" und weitere Serien aus dem Genre.

BF: Welche Highlights gibt es darüber hinaus im Spielfilmbereich?

AB: Wir werden einige attraktive Spielfilmreihen zeigen, z. B. "Der Pate". Hinzu kommen "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" und "Batman" sowie Filme mit Julia Roberts und Clint Eastwood. Auch der Vierteiler "Der Graf von Monte Christo" mit Gérard Depardieu ist 2003 bei Kabel 1 zu sehen, ebenso wie der Fernseh-Klassiker "Fackeln im Sturm". Als einzelne Film-Highlights bieten wir u.a. "Der mit dem Wolf tanzt", "Die Farbe Lila" und "Amistad". Darüber hinaus haben wir eine Reihe für Filmkunst-Freunde etabliert, die wir fortsetzen. "Betty Blue", "Brazil", "Das große Fressen" und "Taxi Driver" gehören hier zu den herausragenden Titeln. Bislang war Filmkunst ja eher ein Tabuthema für Privatsender, aber wir sind mit den "Filmen der Filmemacher" sehr zufrieden. Die Marktanteile, die wir hier erreichen, liegen größtenteils über dem Senderdurchschnitt.

BF: Findet die Bestückung des Spielfilm-Programms nur über den Rechtestock der ProSiebenSat1-Familie statt oder kaufen Sie auch gezielt für Kabel 1 zu?

AB: Wir beziehen unsere Filme z. T. aus der Senderfamilie und von KirchMedia, arbeiten aber auch mit anderen Lizenzgebern zusammen, die entsprechende Klassiker im Angebot haben. Hier sind u. a. die Tele München Gruppe und Robert Rajbers RRS Entertainment als Beispiele zu nennen.

BF: Wie wird Kabel 1 an dem jüngsten ProSiebenSat1-Deal mit Buena Vista partizipieren?

AB: Die Erst- und z. T. auch die Zweitausstrahlungen der Blockbuster finden sicherlich bei den beiden großen Sendern der Familie statt. Einige der Library-Titel sind aber mit Sicherheit bei Kabel 1 zu sehen. Es kann zudem indirekte Effekte geben, wenn z. B. ProSieben auf Grund dieser Neueinkäufe auf andere Titel in seinem Programm verzichtet und diese dann an Kabel 1 übergehen. Wir profitieren also in jedem Fall hiervon.

BF: Was planen Sie nach dem erfolgreichen Neustart von "Dallas" noch im Serienbereich?

AB: Wir haben auch hier einige hochkarätige Titel neu eingekauft: "Star Trek - The Next Generation" wird in der täglichen Programmierung laufen. Zudem bieten wir erstmals die beiden Mystery-Klassiker der 90er Jahre, "Akte X" und "Twin Peaks", im Paket. Auch "Starsky & Hutch" kehren bei uns auf den Bildschirm zurück. Ein wichtiges Konzept ist unser "Classic Sunday", an dem wir den Zuschauern von morgens bis abends absolute Klassiker bieten: "Simon Templar", "Mit Schirm, Charme und Melone", "Dick und Doof", "Die Zwei" und viele mehr.

Quelle: Blickpunkt:Film

Kurz-URL: qmde.de/1456
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