Die Kritiker

«Song für Mia»

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Die durch Musik getragene Romanze «Song für Mia» zwischen arrogantem Schnösel und lebensfrohen Mädchen möchte emotional und berührend sein. Ob es sich um eine gelungene Ballade handelt oder es doch nur eine Eintagsfliege ist, klärt die Quotenmeter-Kritik.

Cast&Crew

Vor der Kamera:
Tim Oliver Schultz ist Sebastian Jagow
Paula Kalenberg ist Mia Königs
Max von Thun ist Jens Meinholdt
Sophie von Kessel ist Dr. Michels
Angela Roy ist Annelie Jagow

Hinter der Kamera:
Regie: Mira Thiel
Drehbuch: Alexander Dydyna/ Peer Klehment
Produktion: Steffen Günther/ Marianne Holmer
Schnitt: Andreas Althoff
Kamera: Stephan Burchardt
Für das weibliche Publikum beginnt «Song für Mia» vielversprechend: ein gut gebauter junger Mann duscht sich in Slow-Motion, kleidet sich im feinsten Zwirn inklusive dicker Armbanduhr und scheint in jedem Club ein- und ausgehen zu können wie es ihm beliebt. Es handelt sich um Sebastian, den Protagonisten von «Song für Mia», der das ist, was man weitestgehend als Playboy bezeichnen würde. Mit machohaften Sprüchen wie „schöne Brüste“ bekommt er junge Mädchen problemlos ins Bett, nur um sie am nächsten Morgen unter scheinheiligen Gründen wieder loszuwerden. Immerhin scheint der junge Mann seiner Musik mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken als seinen kurzweiligen Bettgeschichten. Gerade als er einen Vertrag bei einem Musiklabel für sich gewinnen konnte, geschieht ihm ein Unfall. Die Folgen für Sebastian: er erblindet vollkommen. Sein Leben stellt sich Kopf und er fällt in ein tiefes Loch, aus dem es kein Entrinnen mehr für ihn zu geben scheint. Das ist der Auftritt der namensgebenden Pflegerin Mia, die sich dem ehemaligen Macho annimmt. Zwischen den beiden entsteht etwas, auch wenn ihr Verhältnis nicht frei von Problemen ist.

«Song für Mia» wirkt wie ein Konglomerat aus anderen Filmen, darunter der französische Kassenschlager «Ziemlich beste Freunde», der jüngst für den Oscar nominierte «A Star Is Born» und die Romanze «Ein ganzes halbes Jahr» (siehe: http://www.quotenmeter.de/n/86317/die-kino-kritiker-ein-ganzes-halbes-jahr). Gerade die Verbindung zwischen Pfleger/in und Patient ist inszenatorisch ein sehr dankbares Thema, da man eine Vielzahl von emotionalen Tönen anschlagen kann. Leider wird «Song für Mia» dieser Aufgabe nicht immer gerecht, obwohl der Film in seinen knapp neunzig Minuten auch durchaus positive Ansätze aufzeigt.

Das mitunter größte Problem von «Song für Mia» ist die Klischeehaftigkeit und der Kitsch, der förmlich aus allen Ecken des Films herauszufließen scheint. Grundsätzlich müssen Klischees und Kitsch nichts schlechtes sein, doch gibt es auch ein gewisses Maß, das man nicht übertreten sollte. «Song für Mia» schafft es dabei diese Skala mehrfach zu übertreten, sodass es zahlreiche Momente gibt, die zu gewollt wirken und anstatt der feinen Töne die emotionale Brechstange ansetzen.

Doch was «Song für Mia» sympathisch macht, ist die Chemie zwischen den beiden Protagonisten Mia und Sebastian selbst. Regisseurin Mira Thiel zeigt dabei auch ein passendes Gespür für die beiden Schauspieler Paula Kalenberg und Tim Oliver Schultz. Denn wenn beide auf dem Bildschirm zu sehen sind, ist meist eine gewisse Sympathie zwischen den beiden zu spüren, die sich auf den Zuschauer überträgt. Leider schaden die teils unrealistischen Dialoge der Charakterentwicklung und mancher Spruch wirkt eher zum Fremdschämen, als zum Lachen.

Optisch wirkt «Song für Mia» nicht wie der klassische Fernsehfilm, sondern hat ein durchaus farbenfrohes Bild, obwohl sich an manchen Stellen ein leichter Weichzeichner in die Szenerie einschleicht, was eine fast beflügelnde Wirkung auf den ohnehin schon kitschigen Anhalt hat.

Fazit: Wirklich kreativ ist die Prämisse, sowie der Film letztendlich nicht. Dennoch ist «Song für Mia» unterhaltsam und trifft oftmals die richtigen Töne, auch wenn die kitschigen und klischeehaften Komponenten zu stark zu hören sind. Als zeitweilig kurzer Song ist die Romanze also durchaus gebrauchbar, als lang anhaltende Ballade jedoch nicht.

Das Erste zeigt «Song für Mia» am Samstag, 16. Februar 2019 um 20.15 Uhr.

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