Die Legende der «Legende der Drei Caballeros»

Die aufgedrehte Abenteuer-Trickserie «Die Legende der Drei Caballeros» macht für unseren Serientäter Sidney Schering Kindheitsträume wahr.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Matt Danner, Douglas Lovelace, Greg Franklin
  • Drehbuch: Matt Danner, Anne Girard, Randolph Heard, Alex Mack, Christopher Painter
  • Musik: Gabriel Mann, Rebecca Kneubuhl
  • Schnitt: Matt Chapman, Nicole Quadros , Ryan Samsam
  • Design: Edgar Carlos, Chris Moreno, Noëlle Raffaele, Raymond Arrizon, Shaun Bryant
  • Executive Producer: Joe Sichta, Sarah Finn, Matt Danner
  • Produktionsfirmen: Atomic Cartoons, Disney Digital Network, Disney Interactive, Mercury Filmworks, Six Point Harness
Nichts und niemand übertrifft Donald Duck – er ist meine absolute, unangefochtene Lieblingsfigur aus der Welt der Fiktion. Und kein Film ist für mich eine größere, wildere, frohere Sause als «Drei Caballeros», der surreale, soghafte, trunken-muntere Brasilien-und-Mexiko-Trip, den Donald Duck mit schrillen Freunden übernimmt. Nicht ohne Grund ist «Drei Caballeros» meine filmische Geburtstagstradition, die ich Jahr für Jahr raushole. Doch egal wie ungeheuerlich kreativ und frohgemut dieser Mix aus Realfilm und Zeichentrickfilm sein mag – er ist und bleibt leider ein eher obskurer Eintrag in den Disney-Kanon.

Daher waren Referenzen auf «Drei Caballeros» und Donalds glänzendes Duo an Freunden, Charmeur José Carioca und Wildfang Panchito, für mich stets ein rares, aber riesiges Highlight, wenn sie mir irgendwo begegnet sind. Sei es ein José-Cameo in der kurzlebigen Serie «Neue Micky Maus Geschichten» aus dem Jahr 1999 oder der Umstand, dass im Disneyland Paris einst Donald Duck aufgrund dieses Filmes bei einer die Kontinente dieser Welt zelebrierenden Parade Südamerika repräsentieren durfte.

Hätte man meinem jüngeren Ich also gesagt, dass eines Tages dieser filmische Underdog aus dem Disney-Pantheon einen eigenen Serienableger spendiert bekommt, ich wäre wohl ungläubig und extrem glücklich vom Stuhl gefallen. Aber natürlich wurde es selbst meinem erwachsenen Ich nicht leicht gemacht – denn «Die Legende der Drei Caballeros» bekommt von Disney nicht etwa die verdiente Luxusbehandlung. Nein, die klammheimlich außerhalb der Disney-TV-Trickschmiede entwickelte Serie feierte 2018 völlig ohne Werberummel auf den Philippinen ihre Weltpremiere – auf einer App. Erst 2019 landete die Serie im Fernsehen – in Südostasien. Der Großteil der Welt musste sich bis zum Disney+-Launch gedulden, um die Serie sehen zu können – und selbst die Disney+-Auswertung des Formats hat Disney stiefmütterlich behandelt.

Denn obwohl «Die Legende der Drei Caballeros» in den meisten Ländern technisch gesehen eine Disney+-Premiere ist, ist das Format nicht in der Liste der Disney+-Originale vertreten und wird auch nicht prominent auf der Hauptseite des VOD-Services beworben. Man muss also schon gezielt nach der Serie suchen (und dafür müsste man ja erst einmal von ihrer Existenz wissen) oder aber rein zufällig auf Disney+ ein solches Sehverhalten an den Tag legen, dass der Algorithmus beschließt, dass man sich als nächstes unbedingt «Die Legende der Drei Caballeros» anschauen sollte. Kurzum: Da hat Donald schon das Glück, eine eigene Serie zu erhalten, in der er das Rampenlicht weder mit der Handschuhe tragenden Maus teilen muss, noch mit seinen eigenen Neffen und seinem Geizkragen von Onkel – und dann bekommt Disney es partout nicht gebacken, diese Serie vernünftig unter die Leute zu bringen.

Schön. Wenn der Mäusekonzern seine Arbeit nicht erledigen will, muss ich wohl einspringen und die Welt wissen lassen, weshalb «Die Legende der Drei Caballeros» ein Serienjuwel auf Disney+ ist, das unbedingt angeschaut werden muss!

Gefiederte Freunde: Darum geht es


Es ist der schlimmste Geburtstag, den sich Pechvogel Donald Duck vorstellen kann: Er muss sein Schlemmer-Frühstück stehen lassen, verliert (mal wieder) seinen Job, seine Bude brennt ab und er verärgert unabsichtlich seine Freundin Daisy dermaßen, dass sie ihn verlässt. Bald darauf sieht es allerdings so aus, als würde sich das Glück doch endlich einmal ihm zuwenden: Er erbt ein Anwesen in einer Nachbarstadt Entenhausens – das entpuppt sich allerdings als kleine Kaschemme mit einem durchgeknallten Hausmeister, die er sich obendrein mit zwei anderen Vögeln teilen muss: Dem brasilianischen Papagei José Carioca und dem mexikanischen Hahn Panchito.

Wie sich herausstellt, wurden die Drei gezielt zusammengeführt: Sie sind die Nachkommen drei verwegener Helden, die sich einst der Aufgabe gewidmet haben, einen boshaften, mächtigen Magier in Schach zu halten. Jetzt sollen Donald, José und Panchito in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten, um das Wiedererstarken dieses unerbittlichen Schurken aufzuhalten. Dabei erhalten sie tatkräftige Hilfe von Xandra, der gewitzten Göttin des Abenteuers. Allerdings tut sich Donald schwer damit, sich dem Heldendasein zu widmen – denn er würde viel lieber mit der semi-widerwilligen Hilfe von Daisys Nichten Dicky, Dacky und Ducky seine Angebetete zurückerobern …

Und so entsteht ein 13 Episoden zu je etwa 22 Minuten langes, wundervoll-abwechslungsreiches Kuddelmuddel aus comichafter Situationskomik, Slapstick im Stile klassischer Disney-Cartoons, kosmischer Fantasy-Action und mythologisch angehauchtem Abenteuerspaß, durch das sich die drei Caballeros mit (zumeist) guter Laune, aber auch chaotischer Naivität kämpfen. Jede Folge führt Donald, José, Panchito und Xandra an einen anderen Ort, wo sie oftmals regionalen Sagengestalten begegnen oder sagenumwobene Artefakte auffinden. Sie taumeln durch das Labyrinth des Minotaurus, begegnen alt und unförmig gewordenen Gottheiten, trainieren mit König Artus in Camelot, irren durch eine japanische Unterwelt und werden mittels der Nazca-Linien in eine andere Dimension transportiert.

Diese Ereignisse werden aufgelockert durch Donalds ebenso gut gemeinte wie gemeinhin zum Scheitern verurteilte Bemühungen, Daisy wieder für sich gewinnen. Somit bedient «Die Legende der Drei Caballeros» die aus den langen Comics des legendären Disney-Künstlers Carl Barks und seiner direkten Erben im Geiste bekannte Abenteuer-Mentalität Donalds. Und zugleich hält die Serie die Fackel der kleinen, schnell eskalierenden Alltags-Unglücksmomente aufrecht, die Donald durch einen Großteil seiner Kurzfilme begleitet haben sowie in seinen kürzeren, knapperen Comics – vor allem der Stil der west- und nordeuropäischen Duck-Künstler schimmert in dieser Serie mehrmals durch. Die Serie ist also ein echtes Donald-Sammelsurium – und die Serienschaffenden vermögen es, diese teils widersprüchlichen Elemente, die Donalds Gesamtwerk ausmachen, geschickt zu vereinen.

Denn zu Beginn der Serie haben sie Donald in eine Position manövriert, aus die er unbedingt wieder heraus muss. Aber eingangs scheint es (für ihn) so, als würde jeder Fortschritt bei einem Aspekt seines Lebens einen Rückschritt in einem anderen bedeuten. Die gegensätzlichen Elemente der Serie müssen also sein, da dieses Duell beider "Welten" Donalds Charakterwachstum bedingt.

Das gerät dank sich zügig zuspitzendem Chaos, vergnüglicher Gesangseinlagen, einfallsreicher Spielvarianten internationaler Sagen und zackiger, cartooniger Action äußerst amüsant – und dann weist «Die Legende der Drei Caballeros» auch noch gepfefferten Dialogwitz auf. Nicht nur vom sich selbst überschätzenden José, dem turbulenten, aber auch kindlich-ehrlichen Panchito und der eingangs streng wirkenden, in Wahrheit aber sehr flippigen Xandra, sondern auch von Dicky, Dacky und Ducky, die diese Serie als gewiefte, sarkastische Teenies darstellt – und von Donald höchstpersönlich, der hier so viel zu sagen hat, wie wohl seit «Quack Pack»-Zeiten nicht mehr in einem Bewegtbildmedium.

Die Serie tariert nicht nur ihre Action- und Chaos-Seite gut aus. Die Erzählweise von «Die Legende der Drei Caballeros» findet zudem eine willkommene Balance zwischen episodenhaft und horizontal: Jede einzelne Folge hat einen markanten, eigenen Schauplatz, neue, denkwürdige Figuren und individuelle Abenteuer-Gimmicks sowie cartoonige Comedy-Elemente, die sich von Folge zu Folge voneinander abgrenzen. Somit sticht jede Ausgabe von «Die Legende der Drei Caballeros» heraus – es besteht nicht die typische Gefahr horizontaler Serien, das alle Folgen ineinander verschwimmen.

Aber gleichzeitig erzählen die 13 Folgen der ersten (und hoffentlich längst nicht einzigen) Staffel eine zusammenhängende Geschichte. Die meisten Episoden haben kleine Cliffhanger und es werden episodenübergreifende Handlungsfäden gesponnen: Im Großen mit der Bedrohung durch den machtgierigen Baron von Knurrgans und im Kleinen mit Donald Ducks Dilemma, stets zwischen der Wiederherstellung seiner Beziehung zu Daisy und dem Aufbauen einer Dynamik mit den Caballeros und Xandra zu entscheiden, sowie mit seiner schleichenden Läuterung, dass er sein Temperament und seine Selbstsucht wenigstens etwas kontrollieren sollte.

Ein Fest der Referenzen


Als zusätzlicher Bonus kommt für Donald-Duck-Freaks wie mich die Menge an kreativ vermittelten, ganz organisch in die Serie eingewobenen Referenzen hinzu. Der schrille, pinke Vogel Aracuan, der stets ein quäkend-plapperiges Lied trällert und hier als Hausmeister der Caballeros agiert, ist noch ein vergleichsweise wenig überraschender Gastauftritt – schließlich ist er Teil des «Drei Caballeros»-Originalfilms und somit quasi Teil der Familie. Aber darüber hinaus ist «Die Legende der Drei Caballeros» mit einem durch Zauberkraft ins Leben gerufenen Bärenfell bevölkert, das aussieht und sich aufführt wie der gefräßige Bär Humphrey, der schon in den 1950er-Jahren an Donalds Nerven gesägt hat. Und eine freche Biene in dieser Serie sieht verdächtig nach Spike aus, dem summenden Quälgeist aus mehreren Donald-Cartoon-Klassikern.

Weitere Rückverweise auf ältere Aspekte des Donald-Duck-Kosmos kommen etwa in Form seines Vorfahrens Emelrich Erpel, den der legendäre Comiczeichner Don Rosa in manchen seiner Geschichten genutzt hat, oder in Dialoganspielungen auf den lehrreichen Kurzfilm «Donald im Land der Mathemagie». Darüber hinaus werden visuelle Parallelen zu Disney-Zeichentrickfilmen "aus der zweiten Reihe" erzeugt, wie etwa auf den legendären Misserfolg «Taran und der Zauberkessel» oder auf den hierzulande zwar durchaus kultig verehrten, international aber nicht all zu berühmten «Die Hexe und der Zauberer».

All dies sind kleine Bonmots für Liebhaberinnen und Liebhaber, doch das «Die Legende der Drei Caballeros»-Team versteht es, solche Referenzen nie zum Mittelpunkt eines Augenblicks zu machen – nie stoppen die Handlung oder ein laufender Gag, um Raum für einen Rückgriff zu machen. Stattdessen sind sie stets schlicht Teil einer Szene, die auch völlig ohne Hommage funktionieren würde. Wer die Anspielungen nicht versteht, bleibt also nicht außen vor – das ist sehr gekonntes, sich selbst zügelndes Referenzieren, das nie vom Wesentlichen der Serie ablenkt.

Ente gegen Ente


Als neue serielle Zeichentrick-Abenteuerkomödie mit Donald Duck im Figurenensemble und vielen Disney-Selbstreferenzen drängt sich bei «Die Legende der Drei Caballeros» geradezu der Vergleich mit dem 2017 gestarteten «DuckTales»-Reboot auf. Einen Wettkampf zwischen den beiden Serien möchte ich jedoch nicht vom Zaun brechen – nicht nur, dass die eine Serie erst 13 Folgen umfasst, während die andere schon zwei Staffeln mit jeweils mehr als 20 Episoden hinter sich gebracht hat, und die zwei Serien daher unterschiedlich viel Raum hatten, ihre Figuren zu vertiefen. Abgesehen davon haben sie nämlich trotz mancher Gemeinsamkeiten auch sehr unterschiedliche Ziele, die sie jeweils auf ihre Weise erfüllen.

Die neuen «DuckTales» erschaffen einen eigenen, aus lauter Querverweisen zusammengesetzten, Duck-Mythos und verfolgt den Grundgedanken, dass Donald Duck und Co. immer wieder neu erfunden werden. Der Donald aus den klassischen Cartoons wurde alle paar Jahre neu entworfen, Carl Barks gab ihm in seinen Comics einen völlig neuen Spin, Comicschaffende aus aller Welt haben sich jahrzehntelang immer wieder mit neuer Attitüde an das von Barks geschaffene Duck-Comic-Vokabular gewagt und die Original-«DuckTales» haben das schon wieder neu angepackt. Die aktuelle «DuckTales»-Serie steht also in der Tradition des stetigen Wandels im Enten-Universum und will eine komplexe, verzahnte und schräge, aber auch dramatische Familiengeschichte im comichaften Abenteuer-Gewand erschaffen.

«Die Legende der Drei Caballeros» hingegen zollt sehr gezielt bestimmten Phasen der Donald-Duck-Historie Tribut und lässt sie neu aufleben, indem die Serie in einer zwischen 1940er-Donald-Cartoon und Barks-Abenteuer-Comic balancierenden Tonalität liebevoll und pfiffig Mythen aus aller Welt abwandelt und zu einem völlig eigenen Donald-Abenteuer zusammen puzzelt. Die neuen «DuckTales» sind die emotionalere Serie, «Die Legende der Drei Caballeros» ist derweil leichtgängiger und komödiantischer – zeichnet aber überraschenderweise Donald noch mehrdimensionaler als seine disneyinterne Konkurrenz.

Und auch auf rein bildästhetischer Ebene verfolgen die Serien völlig unterschiedliche Ziele. Während «DuckTales» einen auf Comics fußenden, aber sehr modernen und dynamischen Stil verfolgt, rekreiert «Die Legende der Drei Caballeros» auf Design-Ebene vor allem den Look von Donald-Duck-Cartoons der 1940er-Jahren – mit zusätzlichen Einflüssen aus sehr rundlich gezeichneten Donald-Duck-Comics (ich bin gedanklich beispielsweise oft beim niederländischen Zeichner Daan Jippes gelandet). Die Hintergründe sind detailreiche, plastisch gemalte Welten im altmodischen Disney-Stil, Donalds Design ist schnurstracks aus den 40er-Cartoons entlehnt und anders als die durch und durch von anthropomorphen Tieren bevölkerte «DuckTales»-Welt koexistieren hier vermenschlichte Tiere und gezeichnete Menschen. Das kennt Donald noch von früher …

Dieser Look weckt bei mir sehr wohlig-nostalgische Gefühle – doch er legt obendrein die Messlatte hinsichtlich der Figurenanimation sehr hoch an. Gerade von den drei Caballeros sollte man in solch einer Optik sehr fließende, schnelle sowie dehnbare Bewegungen erwarten – «Drei Caballeros» ist immerhin ein Meisterstück in Sachen lockerer Animation. Aber so detailliert und gestalterisch definiert die Bildwelt von «Die Legende der Drei Caballeros» auch ist, die trunken-traumartige Animation des Originals wird in dieser Serie beim besten Willen nicht erreicht. Die Figuren sind sogar etwas klobiger und zäher animiert als beispielsweise in den neuen «DuckTales», die auf reduzierte Figurendesigns setzen, diese aber peppiger in Bewegung setzen.

Dessen ungeachtet überzeugt nicht allein das Design. Auch die Animation in «Die Legende der Drei Caballeros» kann durchaus ausdrucksstark sein und trägt so in ihren Glanzmomenten dazu bei, dass die drei Titelhelden nach und nach eigene, ausformulierte Persönlichkeiten erhalten: Wie Donald, José und Panchito auf einen seltsamen Anblick reagieren oder ihre Aussagen durch Mimik und Gestik unterstreichen (oder auch konterkarieren), beeinflusst ihre Charakterskizzierung enorm. Außerdem frönt «Die Legende der Drei Caballeros» darin, herrlich-aufgesetzte Nebenfiguren zu kreieren und hin und wieder den Stil der Serie durchzumischen – vor allem die Nazcar-Episode, in der sich die Helden in Kreidezeichnungen verwandeln, ist in Standbildern sowie in Bewegung ein regelrechter Augenschmaus.

Komm zum Ente, äh, Ende!


Die neuen «DuckTales» bewegen sich also fescher, dafür kreiert «Die Legende der Drei Caballeros» hübsche Welten mit dem klassischen Disney-Cartoon-Feeling. Die «DuckTales» gehen so manch beeindruckende Wagnisse in ihrer inhaltlichen Ausprägung und in ihren Abwandlungen bestehender Disney-Figuren ein, «Die Legende der Drei Caballeros» ist dafür zielstrebiger in ihrer Verneigung davor, was die Figur Donald Duck seit jeher ausmacht. Beides hat so seine Vor- und Nachteile. Und so, wie ich auf jede neue «DuckTales»-Folge hin fiebere, sehne ich mich danach, dass «Die Legende der Drei Caballeros» eine zweite Staffel erhält (und dann hoffentlich bessere Promo erfährt).

Denn seit Regisseur Matt Danner verraten hat, dass die Serie (theoretisch) auf sechs Staffeln angelegt ist, will ich unbedingt sehen, was er und sein Team noch in petto haben. Ich will sehen, wie sie nach der Donald-lastigen Staffel (was mich natürlich extrem glücklich macht) noch den anderen beiden Caballeros durch etwas mehr Fokus weitere Facetten entlocken. Dicky, Dacky und Ducky scheinen ihre jeweils eigenen Persönlichkeiten zu haben, aber das ist in Staffel eins noch ein bisschen diffus. Ihre Interaktion mit Donald ist ein Quell steter Gags in Staffel eins – und sie wäre im gebotenen freundlich-neckischen Tonfall schwerer mit Tick, Trick und Track möglich gewesen. Denn die Jungs wären angesichts der Donald-Ära, die als Inspirationsquelle für diese Serie diente, wesentlich antagonistischer eingestellt. Diese Donald/Drillings-Mädels-Dynamik, obendrein mit klareren Unterschieden zwischen den Nichten, noch näher zu untersuchen, stelle ich mir sehr heiter vor.

Und als weltumspannendes, gleichermaßen spritziges wie actionreiches und schräges Abenteuer hat «Die Legende der Drei Caballeros» einfach noch Berge an Möglichkeiten, um weitere Legenden und Sagengestalten auf eine extrem unterhaltsame Art neu zu beleuchten.
Nur bin ich angesichts der bisher so armseligen Behandlung, die die Serie seitens Disney erhält, nicht all zu zuversichtlich, dass es weitergeht. Es sei denn, die Mundpropaganda holt die Serie aus ihrer Obskurität heraus. Verdient hätte sie es voll und ganz.

Und wenn es nicht weitergeht? Nun, ich bin es ja gewohnt, dass die Caballeros mehr Geheimtipp denn Disney-Allgemeinwissen sind. Also darf ich nicht klagen. Ich habe schon jetzt viel mehr von ihnen zu sehen bekommen, als ich mir in meiner Kindheit auch nur erträumt hätte. Damals, als ich mir die Videokassette mit ihrem gemeinsamen Party-Abenteuer so oft angeschaut habe, bis das Band kurz davor war, den Geist aufzugeben. Jetzt kann ich mir auch neue, peppige Abenteuer mit ihnen anschauen, bis die Server in die Knie geben. Sonst nichts stoppt Donald Duck.

«Die Legende der Drei Caballeros» ist auf Disney+ abrufbar.
09.04.2020 13:03 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/117427