Weißt du noch?

Weißt du noch? Als Günther Jauch der neue ‚Christiansen’ werden sollte

von  |  Quelle: Fotos: RTL/ARD
Die ARD sicherte sich Mitte 2006 die Zusammenarbeit mit Günther Jauch. Eigentlich sollte der Moderator Nachfolger von Sabine Christiansen werden. Am Ende schimpfte er über „Gremien voller Gremlins“ und blieb seinem Haussender treu.



23. Juni 2006, kurz vor 14.00 Uhr: An einem Sommertag überschattete Das Erste mit einer Meldung in eigener Sache beinahe die Fußball-Weltmeisterschaft. Nur zwölf Minuten nach der offiziellen Bekanntgabe berichtete Quotenmeter.de damals als eines der ersten Online-Medien über einen der wohl spektakulärsten Wechsel. Selbst die «Tagesschau» ließ sich abends nicht lumpen, um über den wohl größten Deal des Jahres zu berichten: Günther Jauch wird Nachfolger von Sabine Christiansen, die im Sommer 2007 letztmalig ihren Polit-Talk am Sonntagabend präsentieren will. Familiäre Gründe hätten den Ausschlag für die Entscheidung gegeben, hieß es.



“So sehr ich ihren Entschluss auch bedauere, bin ich doch froh, dass es uns gelungen ist, Frau Christiansen zu überreden, noch bis zur Sommerpause 2007 weiterzumachen“, sagte der frühere ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve damals. „Persönlich verstehe ich die Ungeduld, mit der sie sich neuen Aufgabenfeldern zuwenden möchte nur zu gut. Aber für Das Erste bin ich natürlich froh, sagen zu können, dass alles erst einmal so bleibt, wie es die Zuschauer kennen und schätzen.“ Doch schon im nächsten Satz geriet die Ära Christiansen in Vergessenheit: „Mit Günther Jauch ist es uns gelungen, nicht nur eines der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands zu gewinnen, sondern mehr noch einen exzellenten Journalisten“, so Ex-NDR-Intendant Jobst Plog.






Auch der «Wer wird Millionär?»-Moderator freute sich auf eine Aufgabe, wenngleich er bereits am Tag der Verkündung betonte, dass noch keine Verträge unterschrieben seien. „Die ARD und ich hoffen, dass uns gemeinsam ein ebenso anspruchsvolles wie beim Publikum erfolgreiches Format gelingen wird“, sagte Jauch im Juni 2006. „Das ist sicher eine der spannendsten Aufgabe, die es im nächsten Jahr im deutschen Fernsehen geben wird", so Deutschlands bekanntester Quizmaster weiter. Doch daraus wurde bekanntlich nichts.



Bereits wenige Tage nach der lautstarken Verkündung des Coups gab es Berichte über interne Streitigkeiten. Demnach wusste nicht einmal der NDR-Fernsehrat von Christiansens prominentem Nachfolger. Auch Jauchs Werbeverträge störten einige Personen. Und der Streit ging weiter: „Jauch sollte woanders kein journalistisches Format haben“, stellte NDR-Intendant Jobst Plog fest und drängte damit wohl auf eine Aufgabe von «stern TV». Als dann doch alles unter Dach und Fach schien, wurde weiter Öl ins Feuer gegossen. „Es ist eine offene Geschichte wie das ausgeht“, wusste MDR-Intendantin Ute Reiter schon damals.



Günther Jauch selbst hatte schließlich genug und warf das Handtuch. In den vergangenen Monaten habe er sich zunehmend umzingelt gefühlt von „Gremien voller Gremlins“, „Irrlichtern“, „Profilneurotikern“ und „Wichtigtuern“, so der RTL-Star kurz nach seiner Entscheidung. Am Ende wäre er „nur noch hin- und hergeschubst worden als Spielball aller möglichen absurden Interessen, die ich im Zweifel nicht mal durchschaue“. Er habe das Gefühl gehabt, dass man ihn an möglichst kurzer Leine um die Anstalt rennen lassen wollte. „Jeder drittklassige Bedenkenträger schlug ein anderes Pflöckchen in den Boden“.



Dennoch habe er lange auf ein gutes Ende gehofft, weil seine direkten Gesprächspartner - Jobst Plog, Fritz Pleitgen und Günter Struve - "Platzhirsche" seien, „die sich zur Not auch allein auf die Lichtung wagen und ihrem Rudel zeigen, wer Herr im Haus ist. Aber das nachgeordnete Niederwild reißt mit dem Hintern ein, was die Chefs mit dem Kopf gerade aufgebaut haben“, kritisierte Jauch im ‚Spiegel‘. Günter Struve hielt sein im Vorfeld gegebenes Wort übrigens nicht. „Wenn es aber doch zu einem Problem kommen sollte, würde ich sofort das Handtuch werfen. Aber sofort.“ Mitte September 2007 hat er Anne Will zu ihrem erfolgreichen Einstand gratuliert.

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