Soap-Check

Nur einmal zweistellig: Das Scheitern von «Herz über Kopf»

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Die RTL-Crimenovela landete nach 113 (von eigentlich 180 geplanten) Folgen auf dem TV-Friedhof. Wirklich angekommen war sie nie.

Auch Versuch nun zwei ist also ganz offiziell gescheitert: Nachdem RTL in der Fernsehsaison 18/19 schon kein Glück mit einer von UFA Serial Drama kommenden Daily namens «Freundinnen – Jetzt erst recht» hatte, wollte der Sender es in der Spielzeit 19/20 noch einmal wissen und beauftragte das filmpool-Tochterunternehmen TFS - The Fiction Syndicate mit der Herstellung einer neuen Crimenovela. Das Genre boomt derzeit speziell in Südamerika und sollte hierzulande in 180 Folgen erzählt werden. Für die Produktion gewann man unter anderem den langjährigen «Alles was zählt»-Regisseur Klaus Witting, Autoren war unter anderem die ebenfalls Soap-erfahrene Nina Blum.

Die Handlung drehte sich hauptsächlich um Kathi, die sich – einige Zeit nachdem sie von ihrem Ehemann verlassen wurde, in einen Polizisten verliebt, der sie aber eigentlich beschattet, um ihrem in kriminelle Machenschaften verwickelten Gatten auf die Schliche zu kommen. Doch die Handlung wollte beim deutschen Publikum nie zünden. Nach 113 Episoden – also 67 weniger als zunächst geplant – endete die Story. In diesen 113 Episoden erreichte RTL schwache Quoten, noch schwächere als einst bei «Freundinnen». In der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen kam die Crime-Novela nicht über 6,6 Prozent Marktanteil hinaus, der Vorgänger von UFA erreichte immerhin 7,6 Prozent – also einen Prozentpunkt mehr. Beides sind freilich keine starken Ergebnisse.

Einen Unterschied erkennt man auch bei den Zuschauern ab drei Jahren: Während die Mädelsrunde, die sich in «Freundinnen» jeden Werktag nachmittags um fünf in einem fiktiven Bistro traf, noch auf 0,93 Millionen Zuschauer kam, brachte «Herz über die Kopf» die Reichweiten heftig zum Schmelzen. Die Werte sanken im Gesamtmarkt auf 0,52 Millionen. Das ist wohlgemerkt noch der Mittelwert. Im schlimmsten Fall erreichte der stolze Privatsender nachmittags um 17 Uhr mit der Crimenovela nur 380.000 Zuschauer. Auf dieses Ergebnis kam die tägliche Serie mit der vierten und achten Episode. Schon damals zeichnete sich also ab, dass ein Weg, der zum Erfolg führt, nicht nur äußerst steinig, sondern schier unmöglich wird.

Über den Senderschnitt in der klassischen Zielgruppe, der bei RTL bei rund 13 Prozent liegt, schaffte es die Crimenovela mit Mandy Neidig in tragender Rolle also nie. Ohnehin erreichte gerade einmal eine Episode zweistellige Marktanteile bei den Fans im Alter zwischen 14 und 49 Jahren: Folge 45, gezeigt am 29. Oktober, bescherte RTL vergleichsweise hübsche 10,2 Prozent. Doch schnell zeigte sich auch Ende Oktober, dass dieses Ergebnis eher einmaliger Natur sein sollte. Tags zuvor war die Serie nämlich bei 5,6 Prozent in der Zielgruppe gelegen und auch am 30. Oktober sanken die Werte prompt wieder knapp unter die Sechs-Prozent-Marke.

Zwar schaffte die Produktion am Montag danach, also dem Wochenstart in den November, nochmals 9,7 Prozent Marktanteil und somit den zweitbesten Wert aller Zeiten, doch von generellem Aufschwung konnte nicht die Rede sein. Stattdessen krachten die Marktanteile etwa am 13. November sogar auf peinliche 3,8 Prozent bei den Jungen. Anfang Dezember wurde schließlich das Aus der Serie beschlossen. Spätestens mit der Ankündigung, den Timeslot ab Februar komplett umzubauen und dort ein rasantes Kochquiz mit Steffen Henssler zu zeigen, war der Ofen aus. Mehrfach fielen die Werte in der Zielgruppe auf unter fünf Prozent Marktanteil, teils sogar unter vier Prozent. Die Reichweiten insgesamt lagen mittlerweile nicht selten bei weniger als einer halben Million Zuschauern.

Während den Machern von UFA Serial Drama bei der Serie «Freundinnen» vorgeworfen wurde, die erzählten Geschichten wären eher belanglos und würden eine nötige Fallhöhe vermissen lassen, wirkten die Figuren bei «Herz über Kopf» ziemlich eindimensional und nach Schema F gezeichnet. Der Spagat, um 17 Uhr eine interessante und anspruchsvolle Geschichte zu erzählen, die aber nicht mit höchster Konzentration vor dem Fernseher verfolgt werden muss, scheiterte somit auch hier. Daher ist es vielleicht nur konsequent von RTL, um diese Uhrzeit nicht mehr fiktional zu erzählen.

Bitter für alle, die ihr Geld mit der Herstellung von täglichen Dramen verdienen: «Herz über Kopf» setzt somit eine lange Reihe von Daily-Flops fort – zu diesen gehören auch die schon erwähnten «Freundinnen» sowie Formate wie «Leben.Lieben.Leipzig», «Schwestern – Volle Dosis Liebe» und «Alles oder Nichts».

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