Von Atze bis Zwegat: An zwei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: «Wetten, dass..?».
Ein mit Muskeln bekannter Mann singt wie ein Gondoliere und lässt sich mal eben von 15 Autos überrollen. Eine typische Szene am Samstagabend im deutschen Fernsehen. Offenbar mal wieder «Wetten, dass..?». Auch nach knapp drei Jahrzehnten weiß die ZDF-Show noch immer zu überzeugen. Immer häufiger aber eben auch nicht mehr. Etwa, wenn sich Mario Barth über drei Stunden hinweg auf der Wettcouch räkelt.
Oder wenn Iris Berben mal wieder zu Gast ist und einen ihrer unzähligen ZDF-Filme bewerben darf. Weshalb sie dann auch noch in Dschungel-Manier einen Stierhoden verspeisen musste, bleibt wohl für immer ein Geheimnis, schließlich hatte Gottschalk in der Vergangenheit immer wieder über die Urwald-Show gejammert und auch Berben höchstpersönlich durfte lautstark über den Sitten-Verfall des deutschen Fernsehens jammern.
Welch bittere Ironie, dass sie ausgerechnet in einer ZDF-Show einen Hoden in ihren Mund nehmen musste. Da half es auch nicht viel, dass der omnipräsente Alfons Schuhbeck das köstliche Mahl servierte. Dass „nur“ noch etwas mehr als neun Millionen Menschen einschalteten, dürfte da kaum überraschen. Verliert Gottschalk weiterhin so schnell so viele Zuschauer wie in den letzten Jahren, dürfte schon 2015 niemand mehr dabei sein.
Eigentlich schade, ist «Wetten, dass..?» doch das letzte Show-Hochamt im deutschen Fernsehen – und genügend Höhepunkte gibt es nach wie vor. Es kann doch eigentlich nicht sein, dass Billig-Produktionen oder Casting-Schmierentheater, wie sie häufig bei «DSDS» zu sehen sind, in der Zuschauer-Gunst ganz oben stehen, während Gottschalk immer weiter an Zuspruch verliert. Denn bei aller Kritik an «Wetten, dass…?»: Erst wenn’s mal nicht mehr läuft, wird man merken, wie gut es doch im Vergleich zu all dem anderen Show-Salat gewesen ist.
Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Donnerstag - natürlich bei Quotenmeter.de.
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