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Screenforce Days 2017: Stefan Raab lebt - und das Fernsehen erst recht!

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Quotenmeter.de vor Ort bei den Screenforce Days in Köln. Wir analysieren den Mittwoch und fassen die Highlights abseits von Raab und Henssler zusammen...

Am Ende seiner Programmpräsentation hatte ProSieben noch einmal für einen Paukenschlag gesorgt. Vor das ahnungslose Publikum in Köln trat am Vormittag Stefan Raab. Rund zwei Jahre nach der Ankündigung seines Abschieds erklärte er, dass er eine neue Show für ProSieben produziere werde (mehr dazu hier). Wenngleich Raab nicht vor die Kamera zurückkehrt - die Überraschung war ProSieben voll und ganz gelungen, zumal der Sender mit Steffen Henssler schon vorab eine spannende und prominente Personalie verkünden konnte. Doch nun war der erste Tag der Screenforce Days weit mehr als Raab und Henssler. Quotenmeter.de war den ganzen Mittwoch über vor Ort und hat erste Eindrücke und alle wichtigen Infos zusammengefasst.



Was hat es mit den Screenforce Days überhaupt auf sich?


Bei den neuaufgelegten Screenforce Days 2017 handelt es sich um das vielleicht größte Event, das die TV-Industrie in diesem Jahr zu bieten hat. Insgesamt zwölf Vermarkter stellen innerhalb von zwei Tagen die kommenden Programm-Highlights von über 40 Sendern vor. Am Mittwoch starteten die ProSiebenSat.1-Sender (SevenOne Media), Das Erste (AS&S) sowie Sport1, Disney und ServusTV. Am Donnerstag werden dann IP Deutschland (für die Sender der RTL-Gruppe) und El Cartel Media (für RTL II) ihre Programm-Highlights anpreisen. Auch kurze Screenings von Discovery Networks Deutschland (für DMAX, TLC und Eurosport) und Sky Media sind für Donnerstagmittag geplant.


Was war das Highlight am ersten Tag?


Die Frage lässt sich leicht beantworten: Das Screening von SevenOne Media am Vormittag. Und das nicht nur angesichts der Top-News seitens ProSieben, sondern auch, weil das gesamte Screening bühnentechnisch hervorragend umgesetzt wurde. ProSiebenSat.1 hatte keine Mühen gescheut und so ziemlich alle seine prominenten Gesichter nach Köln geholt. Neben Stefan Raab und Joko und Klaas waren unter anderem Steffen Henssler, Luke Mockridge und Frank Rosin vor Ort. Live-Gesangsauftritte gab es unter anderem von Samu Haber und Mark Forster, der demnächst zu «The Voice» hinzustößt. Nach etwas mehr als den eineinhalb vorgesehenen Stunden endete das Screening von SevenOne mit einem Bühnenfeuerwerk der Extraklasse.


Wie liefen die anderen Screenings?


Gewiss: Nachdem ProSiebenSat.1 am Vormittag enorm vorgelegt hatte, hatten es die anderen Vermarkter von vorne herein schwer. Trotzdem zeigte unter anderem Disneymedia mit seinem Disney Channel, das trotz weitaus weniger Mittel durchaus auch ein gutes Screening zu realisieren ist. Präsentiert wurde jenes von Steven Gätjen, der sich ausgesprochen locker gab („27 Millionen - das sind all meine ZDF-Quoten zusammengerechnet plus 26 Millionen“). Ihm zur Seite stellten die Verantwortlichen den kleinen, aber schlagfertigen Marvin. Live aufgeführt wurde unter anderem „In meiner Welt“ aus Aladdin. Damit wurde Disney seinen eigenen Ansprüchen, eine der „erfolgreichsten und emotionalsten Marken der Welt“ (Thorsten Braun) zu sein, zumindest in dem kurzen Screening gerecht.

In Erinnerung dürfte den Anwesenden zudem das Screening von Sport1 bleiben, das mit einer hervorragenden Tanzeinlage begann. Dagegen wirkte das Screening von AS&S, in der der Werbewirtschaft das Programm des Ersten schmackhaft gemacht werden sollte, deutlich bemühter. Zwar gestaltete man die Präsentation liebevoll in Form einer «Wer weiß denn sowas?»-Ausgabe. Und dennoch: Emotionen wollten im Publikum nicht so richtig aufkommen.

Für Überraschungen im Programm sorgte man nicht. Neben seinen erfolgreichen Quizshows lobte man dafür vor allem seine beliebten Live-Sport-Programme. Im Informations-Bereich pries man unter anderem die eher zuschauerarme Viertelstunde vor der «Tagesschau» an - die Quoten thematisierte man dabei aber nicht näher, dafür lobte Kai Pflaume das „gepflegte Programmumfeld“. Servus TV zeigte sich unterdessen heimatlich, die Verantwortlichen betraten die Bühne samt Mountainbike und mit Wanderschuhen. Inhaltlich kam die Programmpräsentation ohne große Überraschungen daher.

Was verkündeten die Sender?


Über die Screenings der ProSiebenSat.1-Sender haben wir bereits ausführlich berichtet (siehe Infobox). Darum beschränken wir uns im Folgenden auf zweierlei. Zum einen kündigte Frank Beckmann, Koordinator des ARD-Vorabendprogramms, während des AS&S-Screenings eine neue Quiz-App an. Mit ihr können User in Zukunft die Fragen aller ARD-Quizshows mitspielen. Die App gründet auf den positiven Erfahrungen, die Das Erste mit der «Quizduell»-App gemacht hat. Beckmann erhofft sich eine aktive Beteiligung der Zuschauer auch bei anderen Formaten. An den Start gehen soll die App pünktlich zum Start der neuen Staffel von «Wer weiß denn sowas?» im Juli.

Sport1 ließ unterdessen verlauten, dass es den überaus beliebten «Doppelpass» überarbeiten wolle. Die Sendung solle demnächst frischer und moderner aus einem neuen Studio daherkommen. Aber auch neben dem «Doppelpass» möchte man am Sonntag mit Fußball überzeugen. Stolz preist der Sportsender eine sechsstündige Programmstrecke an, die um 9 Uhr mit «Hattrick» beginnen soll. Es folgt «Bundesliga Pur», an den «Doppelpass» soll sich dann «Fußball Lunch» anschließen.

Wer überzeugte im Rahmenprogramm?


Moderator der Screenforce Days ist Wolfram Kons, der seine Aufgabe am ersten Tag sehr gut meisterte. Kons versteht es, mit spontanen Situationen umzugehen und bereicherte die Veranstaltung mit Lockerheit und Humor. Darüber hinaus bestachen abseits der Programm-Screenings zwei Redner besonders. Zum einen Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, der den Tag nach einleitenden Worten von Wolfram Kons eröffnete. Er hielt vor den Anwesenden eine Rede, die äußerst politisch, deutlich und meinungsstark ausfiel. Unter anderem sagte er, dass sich Verleger und Sender gegenüber Google zu zahm verhielten.

„Den großen Internetkonzernen lässt man alles durchgehen. Das kann ich nicht verstehen“, so der Chefredakteur. Die potentiellen Werbekunden rief er dazu auf, gut zu überlegen, in welchem Umfeld sie werben wollten. Die Werbewirtschaft spiele mit ihrem Investitionspotenzial letzten Endes „eine zentrale Rolle in unserer Demokratie“. Weniger staatstragende, aber durchaus nachdenkliche Töne stimmte am späten Nachmittag zudem Philosoph und Publizist Richard David Precht an.

Er kritisierte den ständigen „Aufmerksamkeitsraub“ vor allem bei Jüngeren, der mit der Digitalisierung einhergehe. Tempo und Dramaturgie seien in vielen Werbespots erhöht worden, was ihn nachdenklich stimme. Er warnte davor, Grenzen zu unterschreiten und fragte skeptisch, wie das alles in zehn Jahren aussehen solle. „Es braucht eine gesellschaftliche Transformation“, sagte er zum Schluss. Die Politik stehe in vielen Bereichen "daneben".

Was bleibt also vom ersten Tag der Screenforce Days?


Die TV-Branche lebt! Die Idee der Vermarkter, die Programm-Screenings wieder in eine große Veranstaltung zu bündeln, scheint aufgegangen zu sein. Mit Steffen Henssler und natürlich Stefan Raab haben die Screenforce Days einen Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit erzielt, der die Verantwortlichen mehr als nur zufrieden stimmen dürfte. Auch emotional wussten die Screenforce Days an Tag eins an vielen Stellen ihr Publikum zu erreichen.

Festzuhalten bleibt aber auch, dass die Latte für die Screenings von IP am Donnerstag nun extrem hoch liegt. Vor allem ProSieben hat mit seiner Bühnenshow und seinen angekündigten Programm-Highlights gut vorgelegt. Für RTL dürfe es schwer werden, dieses Niveau am Donnerstag beizubehalten.

Auch am morgigen Donnerstag berichtet Quotenmeter.de selbstverständlich von den Screenforce Days.

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