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Fünf Gründe, weshalb Disney seine Filmstarts so weit im Voraus bekanntgibt

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Der Disney-Konzern hält große Stücke auf seine Geschäftsmethode, Kinostarttermine mehrere Jahre im Voraus öffentlich mitzuteilen. Quotenmeter.de analysiert diese Taktik und erklärt, weswegen Disney so mitteilungsfreudig ist.

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Böse Erfahrungen und die seesalzgewaschene Wunde, die sie hinterließen


Wir lassen das Rad der Zeit um einige Jahre zurückrattern: Walt Disney Pictures und Jerry Bruckheimer Films drehen derzeit im Block die beiden «Fluch der Karibik»-Fortsetzungen. Der interne Plan sieht zunächst vor, dass «Pirates of the Caribbean – Dead Men's Chest» (respektive «Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2») am 7. Juli 2006 anläuft, der zunächst noch unbetitelte dritte Teil exakt ein Jahr später. Nachdem die Dreharbeiten zu Teil zwei der Piratenreihe abgeschlossen wurden und sich die Filmcrew komplett auf den dritten Film konzentrieren konnte, rutschte die interne Deadline für das letztlich als «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» veröffentlichte Epos allerdings nach vorne: Der US-Kinostart sollte bereits am 25. Mai 2007 erfolgen. Es war ein Schritt, der den Druck auf die Crew massiv erhöhen sollte, bedeutete er doch mehrere Wochen weniger Zeit für die Postproduktion – respektive ein deutliches Mehr an Überstunden in der finalen Phase.

Was ist geschehen? Wieso verkürzte Disney die Produktionszeit am bis dahin aufwändigsten Film der Studiogeschichte? «Pirates of the Caribbean»-Drehbuchautor Terry Rossio erläuterte nach Kinostart die halboffizielle Ereignisabfolge: "Angeblich wollte Disney nicht gegen «Transformers» und «Harry Potter» antreten", die zuvor für den 3. Juli 2007 beziehungsweise den 11. Juli 2007 angekündigt wurden. Der für Kinoproduktionen dieser Größenordnung als sehr attraktiv geltende Startmonat Mai war allerdings ebenfalls schon rappelvoll: «Spider-Man 3» erklärte den 4. Mai 2007 als sein Eigentum, «Shrek der Dritte» den 18. Mai. Disney bliebe noch der 25. Mai, Memorial Day – ein umstrittener Kino-Starttermin: Er erhält zusätzliche Medienaufmerksamkeit, wirtschaftlich ist er jedoch weitaus mäßiger als besagter Presserummel um ihn suggerieren würde. Und im Sonderfall 2007 würde Disney riskieren, als dritter und letzter Film einen gesättigten Markt anzusprechen – die Marktforschung ergab nämlich, dass «Spider-Man 3» und «Shrek der Dritte» weitestgehend dieselbe Zielgruppe ansprechen würden.

Rossio führt weiter aus: "Der Plan war, «Shrek der Dritte» von seinem Starttermin zu verjagen", was weniger Konkurrenz an den Kinokassen bedeutet hätte. "Gerüchteweise gelang dieser Plan und [DreamWorks-Animation-Chef] Katzenberg beschloss, den Film zu verschieben", so Rossio in einem Artikel auf seiner Website 'Wordplayer'. "Aber, wie Herr Gerücht behauptet, hat DreamWorks bereits seine Werbekampagne geplant und einen Werbedeal mit McDonald's abgeschlossen – und McDonald's wollte keine Änderung des Starttermins zulassen."

US-Kinojahrescharts 2007

  1. «Spider-Man 3» (336,53 Mio. Dollar)
  2. «Shrek der Dritte» (322,72 Mio. Dollar)
  3. «Transformers» (319,25 Mio. Dollar)
  4. «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» (309,42 Mio. Dollar)
  5. «Harry Potter und der Orden des Phönix» (292,00 Mio. Dollar)
So musste sich Disney mit dem Kinogedrängel Ende Mai 2007 zufrieden geben. «Spider-Man 3» brach kurz zuvor die stattlichen Startrekorde, die 2006 der zweite «Fluch der Karibik» aufgestellt hat, und entgegen früherer Analysen und Erwartungen konnten Käpt'n Jack Sparrow und Konsorten diese Bestmarken mit «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» nicht wieder dem Disney-Konzern einverleiben. Auch auf dem globalen Parkett fehlte dem Piraten-Monumentalfilm die letzte Puste: Anders als dem Vorgänger (sowie dem 2011 erschienenen Sequel «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten») gelang es ihm ganz knapp nicht, die Eine-Milliarde-Dollar-Grenze zu durchbrechen.

Selbstredend lässt sich nur spekulieren, ob es allein am Starttermin lag oder vielleicht doch daran, was der Film bot oder wie sein Marketing gestaltet wurde – für Disney scheint die Sache indes klar zu sein: Das Studio rückte als letzter mit dem Starttermin heraus und zog den Kürzeren. Und, welch Zufall: In den Folgejahren wurde es schrittweise für Disney zum Standard, mehrere Jahre im Voraus Starttermine mitzuteilen. Erst beschränkte sich diese Taktik auf Filme, die zu etablierten Marken gehören, nunmehr gilt sie für fast den gesamten Konzern-Output.

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