Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Der König stürzt

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Jahrelang war der «King of Queens» ein Garant für gute Quoten. Ist dies bei RTL II nun vorbei?

Überraschend war es allemal, als kürzlich bekannt wurde, dass RTL II sich die Rechte an der Sitcom «King of Queens» gesichert hatte. Damit kehrten am Montag Doug Heffernan und Co. dorthin zurück, wo ihr Siegeszug im deutschen Fernsehen begonnen hatte: 2001 startete RTL II mit der Ausstrahlung der Comedyserie, die nach anfangs mäßigen Quoten zu einem Zielgruppen-Hit wurde und regelmäßig in den Top 5 des Tages landete. «King of Queens» war auch eine der ersten Sendungen, die im größeren Stil in Doppelfolgen gesendet wurde – später schwenkte RTL II gar auf eine Dreifach und Vierfach-Dosis um. Das Konzept hatte Erfolg und setzte sich branchenintern durch; mittlerweile werden zahlreiche Programme, vornehmlich Sitcoms, in Doppelfolgen am Mittag und Nachmittag gesendet.

2004 schnappte sich kabel eins – ebenso überraschend wie nun RTL II – die Rechte an der erfolgreichen US-Serie. Und machte dort weiter, wo RTL II aufgehört hatte: Nach Doppelfolgen am Vorabend ging man bald ebenfalls zur Dreifach-Ausstrahlung über. Im Laufe der Jahre dürfte «King of Queens» mehrere hundert Mal komplett von der ersten bis zur letzten Folge ausgestrahlt worden sein. Das unfassbare Phänomen ist allerdings, das die Show bis zuletzt bei kabel eins überdurchschnittliche Marktanteile, teils sogar im zweistelligen Bereich bei den 14- bis 49-Jährigen, erzielen konnte. Bei vielen Serien wird schon die Zweitausstrahlung zum Quotenflop, «King of Queens» jedoch war der Inbegriff der erfolgreichen Mehrfachverwertung.

Die chronische Quotenschwäche am Vorabend bei RTL II, die für gewöhnlich dann einsetzt, wenn «Big Brother» nicht zu sehen ist: Kann sie mit der Rückkehr von Doug, Carrie und Arthur gelöst werden? Die ersten beiden Sendetage, in denen das Format ab 18.00 Uhr nun in Doppelfolgen zu sehen ist, zeigen: Es wird schwer, dem King wieder auf den Quotenthron zu helfen. Die Heimkehr zum ursprünglichen Sender verfolgten am Montag 5,2 und 5,4 Prozent der Werberelevanten – trotz entsprechender Promotion im RTL II-Programm. Am Dienstag ging es schon auf 4,6 und 4,3 Prozent bergab. Möglicherweise sind diese schlechten Anfangszahlen (RTL II hat aktuell mehr als 6,0 Prozent Marktanteil im Durchschnitt) lediglich damit zu erklären, dass es eine längere Umgewöhnungszeit braucht, damit der Zuschauer registriert, dass die Kult-Sitcom «King of Queens» wieder auf dem angestammten Vorabend-Sendeplatz bei RTL II ausgestrahlt wird. Möglicherweise aber war der Sender auch einfach nur naiv zu glauben, dass der Einkauf dieser Serie die Probleme lösen würde.

Denn nicht ohne Grund setzte schon kabel eins ab Ende März 2008 nicht mehr auf Vorabend-Ausstrahlungen der Sitcom. Die Quoten fielen schon damals auf ein mäßiges Niveau und auf Marktanteile, die oft unter dem Senderdurchschnitt lagen, der bei RTL II in vergleichbarer Höhe liegt. Es wird also allzu oft vergessen, dass «King of Queens» bei kabel eins nur noch am Nachmittag gegen 14.30 Uhr funktionierte. Dass dies auf einmal bei RTL II anders sein sollte, ist zu bezweifeln.

Ein nicht unerheblicher Faktor ist zudem die exzessive Pay-TV-Ausstrahlung des Formats, die seit Anfang 2009 besteht: TNT Serie zeigt jeden Abend ab 19.10 Uhr drei Folgen des «King of Queens» am Vorabend ohne Werbeunterbrechung – Fans und Pay-TV-Abonnenten werden sicherlich also auf dieses Angebot eingehen und RTL II vermeiden. Nach der x-ten Wiederholung der Episoden zeigen sich also doch Abnutzungserscheinungen – nicht allzu überraschend nach nun fast zehn Jahren, in denen der King in Deutschland sein Zuhause hat. Dies alles muss nicht heißen, dass die Sitcom im RTL II-Vorabend nicht mehr erfolgreich sein kann. Die Chancen dafür stehen aber eher schlecht. kabel eins verkraftet den Wegfall des Formats am Nachmittag indes gut: Das zuvor in der Primetime gefloppte «Rules of Engagement» erzielte am Dienstag 7,4 und 7,1 Prozent Marktanteil bei den werberelevanten Zuschauern.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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