No Hyung-soo stellt sich auf ein sexuelles Abenteuer mit einer Oberstufenschülerin ein. Die entpuppt sich aber als Organverkäuferin, die ihn ausweiden möchte. Ein Erdbeben rettet No Hyung-soo jedoch in dem Moment, in dem seine Organe versteigert worden sind.
Irgendwie, anders kann man sein Glück kaum beschreiben, entkommt er den beiden Verrückten zwar, aber er steckt im Haus fest. Einem Haus, in dem immer noch die Organhändler ihr Unwesen treiben, beziehungsweise deren Kunden kein Interesse daran haben, dass ihr Tun offenbart wird. Er ist allerdings nicht der einzige, der aus dem Wahnsinn hinaus will. Auch Park Joo-young sieht ihre Chance gekommen, dem Wahnsinn zu entfliehen, denn offenbar hat sie nicht ganz freiwillig ihren Job als Auktionsleiterin ausgeübt. Allerdings kann man sich nie ganz sicher sein, ob sie die Wahrheit sagt, denn Park Joo-young ist eine begnadete Lügnerin. Im Gegensatz zu Go Geuk-ryul, der No Hyung-soos Nieren braucht, was er so offen auch sagt. Schließlich hat er für sie nicht nur bezahlt, sondern für einen Kredit seinerseits einen Teil seiner inneren Organe als Sicherheit für den Kredit „hinterlegt“.
«Bargain» rockt. Allerdings ist die Serie nicht in Gänze gelungen. Während Park Joo-young als Figur fasziniert (ist sie einfach nur unfassbar skrupellos, ist sie tatsächlich selbst ein Opfer, ist sie vielleicht ein bisschen von beidem?), neigt No Hyung-soo zum Nerven. Zunächst einmal ist er, das ist kein Spoiler zu verraten, da das „Geheimnis“ sehr früh gelüftet wird, kein Pädophiler. No Hyung-soo ist Polizist, der undercover gegen einen Mädchenhändlerring ermittelt. Diese Ermittlungen haben ihn in das Motel geführt: dass die mafiöse Organisation aber, auf deren Spur er sich befindet, ganz nebenbei auch mit Organen handelt, diese Erkenntnis kommt dann aber auch für ihn überraschend. Dass ein Schatten auf No Hyung-soo fällt, da man nicht ganz sicher sein kann, dass er die Situation, allein mit Park Joo-young gewesen zu sein, nicht ausgenutzt hätte, ist eine Sache. No Hyung-soo wird jedoch auch als stets aufbrausender, dabei aber auch zur Hasenfüßigkeit neigender Charakter porträtiert, der mit der Situation auch deshalb überfordert ist, da seine Autorität als Polizist in dem Chaos nichts wert ist. Die Marke verleiht ihm Macht. Ohne Marke ist er nur ein Typ, der die meiste Zeit der Handlung nur mit einer Unterhose bekleidet durch die Szenerie läuft. Diese Art der überdrehten Darstellung einer Polizeifigur ist in südkoreanischen Filmen oft anzutreffen. Vor allem Polizisten eher mittlerer Dienstränge, mit ein bisschen Macht nach unten, aber großem Buckeln nach oben, werden gerne und oft als, Pardon, Beamtenärsche porträtiert. Die sympathischen Figuren sind in der Regel in dem Umfeld, in dem sie agieren, eher Außenseiter - oder sie durchleben einen reinigen Prozess. Im Fall von No Hyung-soo sieht es so aus, dass er eigentlich reinigende, zum Umdenken animierende Momente im Minutentakt erlebt, jedoch kommen diese bei ihm nicht an. So ist ausgerechnet die Hauptfigur der Serie ein Minuspunkt für das Gesamtbild. Das ist wirklich schade, denn der Rest von «Bargain» ist schlicht und ergreifend großartig. Es kracht, es knirscht, Gefahren werden überwunden – um schon im nächsten Moment von einer neuen Gefahrensituation überrollt zu werden. Ach ja, und dann ist da natürlich auch noch viel Geld im Spiel. Organhandel ist ein lohnendes Geschäft. Wo ist dieses Geld eigentlich abgeblieben? So ein Erdbeben verschiebt ja nicht nur ein paar Kontinentalplatten tektonisch, auch im Haus haben sich die Machtverhältnisse im Moment des Knalls verschoben, sprich: Das Geld doch in einer solchen Situation doch dem, der es findet, oder etwa nicht?
«Bargain» ist ein munteres Spiel der Gewalt, der Absurdität, der Spannung. Allerdings endet die Serie auch mit einem etwas überraschenden Cliffhanger, der eine zweite Staffel ankündigt, die in eine ganz andere Richtung gehen würde als die erste Staffel gegangen ist. Gehen würde? Ein Jahr, nachdem die Serie in Südkorea ihre Premiere erlebt hat, hat noch keine Vorproduktion zu einer neuen Staffel begonnen. Da die Schauspielerinnen und Schauspieler in solch einem Zeitraum in der Regel schon wieder neue Projekte am Start haben, sieht es also schon aus produktionstechnischen Gründen für eine zweite Staffel eher mau aus, unabhängig vom internationalen Erfolg oder Misserfolg dieser ersten Staffel. Allerdings beteuern die südkoreanischen Macher der Serie, sie würden derzeit eine zweite Staffel planen.