Serientäter«Jack Ryan» Staffel 3 Kritik – Die Russen kommen

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Mehr als drei Jahre mussten Fans auf eine Fortsetzung von amazons erfolgreichem Spionagethriller warten. Hat sich das Warten nach einer schwächelnden zweiten Staffel gelohnt?

Auf den nahen Osten in Staffel eins und Südamerika in Staffel zwei, folgt für CIA Analyst Jack Ryan in der dritten Staffel Russland. Das amerikanische Vorzeigefeindbild der 80er Jahre dürfte der realpolitischen Situation geschuldet künftig wieder häufiger in den Fokus von Hollywoodproduktionen rücken. Dass selbst der aktuelle Ukraine-Konflikt in die Handlung eingefügt wurde, macht deutlich wie wichtig für die Autoren hier eine Vermischung von Fiktion und Realität war, um eine möglich greifbare Bedrohung zu erzeugen.

Genau diese Bedrohung, ein nuklearer Konflikt samt daraus resultierendem dritten Weltkrieg, vermag aber innerhalb der acht Folgen umfassenden Staffel, nie so richtig Form anzunehmen. Zu generisch und zahnlos wirkt der russische Tiger, trotz zahlreicher Verschwörungen und Putschversuche. Das große Problem dieser aktuellen Staffel macht sich am deutlichsten an John Krasinski als Protagonist Jack Ryan bemerkbar, denn für einen titelgebenden Charakter bekommt dieser überraschend wenig Screentime. Die gesamten Handlungsstränge sind durch eine teils unübersichtlich große Menge von Ort, Zeit- und Personenwechseln verbunden, zwischen denen Hauptdarsteller Krasinski zwar immer wieder auftaucht, doch wenn das Gefühl nicht ganz täuscht, aufgrund seiner zahlreichen anderen Projekte im Bereich Film, nur in reduzierter Kapazität zur Verfügung stand. Diese Lücke wurde von den Autoren versucht mit einer Schar von Nebendarstellern zu füllen, deren Handlungsstränge häufig allerdings nicht den Detailgrad benötigen, der ihnen zu gute kommt.

Was bleibt sind eine Handvoll recht ordentlich choreografierter Actionszenen, die auf die Lauflänge der Staffel bezogen allerdings kaum ins Gewicht fallen. Die übergeordnete Handlung mag aufgrund der großen Anzahl von Personen, Namen- und Ortswechsel zunächst komplex wirken, doch gerade zum Ende der Staffel hin, wird dieser trügende Schein aufgedeckt und die Simplizität des Feindbilds Russland kommt auf 80er Jahre Niveau zum Vorschein. Schauspielerisch wirkt das Gezeigte in weiten Teilen durchaus glaubwürdig und insbesondere der wiederkehrende Cast geht mit Leichtigkeit in den etablierten Rollen auf. Auch Neuzugang James Cosmo überzeugt in seiner Rolle als nicht ganz so eindimensionaler Russe, wie vielleicht erwartet.

Ein wenig mehr Jack Ryan und etwas weniger scharfe Cuts zwischen Handlungsorten sowie mehr oder weniger wichtigen Darstellern, hätten dieser dritten Staffel sicherlich nicht geschadet. Im Bereich des Spionagethrillers liefert Staffel drei trotz aktueller politischer Ereignisse, eine recht eingestaubte, teils unnötig überladene Geschichte ab, die kaum jemand von den Sesseln reißen dürfte, steigert sich aber insbesondere die Handlungsstringenz betreffend im Vergleich zur Vorgängerstaffel. Fans des Genres und der Figur Jack Ryan, die nach Staffel zwei immer noch Lust auf mehr haben, dürften sich daher trotz aller Kritikpunkte noch recht ordentlich unterhalten fühlen.