Sonntagsfragen

'Ich finde, dass jeder eine ungeheuerlich komplizierte Persönlichkeit hat'

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Zum Free-TV-Start der ersten Staffel «Perception» spricht Quotenmeter.de mit den Hauptdarstellern Eric McCormack und Rachael Leigh Cook darüber, ob komplizierte Figuren schwer zu spielen sind, über Neurorecht und den Einfluss von Twitter.

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Wie hat sich eure Sichtweise bezüglich der Themen Wahrnehmung und Rechtsprechung verändert, nachdem ihr euch jahrelang aufgrund dieser Serie mit ihnen beschäftigt habt?
Rachael Leigh Cook: Vor allem habe ich den Wunsch entwickelt, dass die reale Justiz so effizient ist, wie die in unserer Serienrealität.

Eric McCormack: Wir waren kürzlich in Großbritannien, und während unseres Aufenthalts wurde ein grausames Verbrechen verübt. Und die erste Reaktion aller war ein Aufschrei: „Oh, der Kerl muss verrückt gewesen sein!“ Nun, möglicherweise war er es. Aber das Problem ist, dass wir diese Taten sehen und sofort kriminelles Verhalten mit geistigen Krankheiten gleichsetzen. Und die Arbeit an der Serie hat mir deutlich gemacht, dass es da viele Nuancen und komplexe Zusammenhänge gibt, die eine größere Würdigung verdient haben.

Rachael Leigh Cook: Stichwort Neurorecht.

Eric McCormack: Genau. In der Serie verweisen wir auch auf Neurorecht, eine neue Herangehensweise an die Untersuchung des menschlichen Verstands, die einen großen Einfluss auf das Justizsystem hat. Sie führt dazu, dass wir Experten im Bereich der Neurowissenschaften mehr Beachtung denn je schenken. Es werden unentwegt neue Erkrankungen entdeckt und Verhaltensstörungen, die früher einfach nur als Wahnsinn bezeichnet wurden, werden jetzt in einem neuen Licht betrachtet. Wir erkennen endlich, dass das alles viel komplizierter ist als lange gedacht – und darauf wurde ich durch «Perception» erst aufmerksam.

In den USA läuft ja bereits die dritte Staffel von «Perception», und in der hast du ja auch einmal die Pflichten des Regisseurs übernommen. Wie war das für dich, Eric?
Eric McCormack: Ich fand es wirklich großartig. Und es war übrigens nicht meine Idee. Serienschöpfer Kenneth Biller kam plötzlich auf mich zu und meinte, ich solle eine Folge inszenieren. Ihm ist etwas ähnliches widerfahren, als er an «Star Trek: Raumschiff Voyager» gearbeitet hat. Damals kam sein Showrunner auf ihn zu und meinte, er solle es mal versuchen. Und Kenneth, der ein wirklich guter Regisseur ist, hatte daher den Gedanken, dass er jetzt mich zu meinem Glück zwingen müsste. Es hat sich wirklich gelohnt: Ich habe dadurch sehr viel gelernt, auch wenn ich zugeben muss, dass es sehr schwer ist, Regie zu führen, wenn man selber in sehr vielen Szenen vor der Kamera steht.

Rachael Leigh Cook: Eric wurde seinen Ansprüchen an sich selbst vollauf gerecht. Seine Folge ist wirklich gut geworden.

Es war für mich sehr aufregend, mal auf die andere Seite der Kameras zu gelangen.
Eric McCormack
Eric McCormack: Das freut mich zu hören. Es war für mich sehr aufregend, mal auf die andere Seite der Kameras zu gelangen. Ich habe das nicht nur während der Dreharbeiten genossen, sondern hatte auch viel Spaß am Casting. Jeder einzelne Teil der Crew war plötzlich von Entscheidungen abhängig, die ich nie zuvor fällen musste. Das war eine interessante Erfahrung. [schmunzelt]

Also möchtest du wieder in den Regiestuhl steigen?
Eric McCormack: Oh ja.

Nur bei «Perception» oder auch bei einem Kinofilm?
Eric McCormack: Ich wäre sehr froh, wenn ich einen Film inszenieren dürfte. Ich habe auch schon ein Drehbuch entdeckt, von dem ich hoffe, dass ich es in den nächsten paar Jahren verwirklichen kann.

Magst du verraten, worum es geht? Oder wenigstens das Genre nennen?
Eric McCormack: Ich würde das Skript als Independent-Familienkomödie bezeichnen. Mehr kann ich leider nicht sagen, da ich die Rechte am Drehbuch noch nicht habe.

Dann drück ich dir die Daumen, dass du sie erhältst. Aber zurück zu «Perception»: Rachel, wie war es für dich, von einem ehemaligen Kollegen Anweisungen zu bekommen?
Rachael Leigh Cook: Ich finde es jedes Mal großartig, wenn ein Schauspieler Regie führt. Bei ihnen kann ich mir stets sicher sein, dass es eine ihrer obersten Prioritäten ist, den Bedürfnissen der Darsteller gerecht zu werden. Sie sind willens, dir den Rücken zu stärken, sie sind empfänglich für deine Fragen sowie Ideen und haben selber ebenfalls tolle Vorschläge. Selbstredend ist es nervenaufreibend, plötzlich für jemanden zu arbeiten, mit dem zuvor zusammengearbeitet hat. Aber für Eric würde ich gern wieder vor der Kamera stehen.

Wärst du auch daran interessiert, es Eric gleichzutun und ebenfalls bei «Perception» Regie zu führen?
Rachael Leigh Cook: Vielleicht. Vor allem würde ich es machen, weil ich sehr daran interessiert bin, einmal am Castingprozess beteiligt zu sein. Das wäre sehr cool, einmal ein Ensemble zusammenzustellen. Ich glaube, ich fände generell die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Crews sehr aufregend. Aber ich denke, ich wäre nicht so gut darin, festzulegen, wo die Kamera zu stehen hat und welche Einstellung wir für welche Szene nehmen.

Eric McCormack: Was aber unsere «Perception»-Crew ausmacht: Jeder in unserem Team ist sehr hilfsbereit. Ich zum Beispiel habe wenig Ahnung von Kameraobjektiven und konnte mich da jederzeit an unseren großartigen Kameramann wenden. Wenn unsere Serie weitergehen sollte, wäre ich deshalb dafür, dass Rachel auf jeden Fall eine Folge inszeniert, damit sie sieht, dass ein Regisseur nicht auf jede Frage eine Antwort haben muss. Er muss nur so tun.

Rachael Leigh Cook: Wenn nicht ich dazu kommen sollte, Regie zu führen, können wir dennoch gern mehr Frauen auf den Regiestuhl lassen.

Eric McCormack: Wenn ich nochmal Regie führe, mache ich es im Kleid.

Eine letzte Frage noch: Seit einigen Jahren schenken Fernsehmacher und vor allem die PR-Abteilungen den sozialen Medien immer mehr Aufmerksamkeit. Findet ihr als Schauspieler, dass dies gerechtfertigt ist? Hat Social Media wirklich einen Einfluss auf euch und die Serienproduktion?
Eric McCormack: Oh ja, ich finde, dass die sozialen Medien einen großen Einfluss haben. Und zwar insofern, als dass wir nun sofort erfahren, was die Zuschauer mögen und was nicht. Sie können außerdem ihren Freunden auf viel effizienterem Weg von den Serien erzählen, die sie gerne verfolgen, wovon auch wir abhängig sind. Eine Sendung wie unsere lebt von guter Mundpropaganda. Für uns ist es daher sehr deutlich zu erkennen, wie sich durch Twitter die Dinge verschoben haben. Früher waren Serien vor allem vom Sender und seiner Werbekampagne abhängig. Nun liegt der Erfolg einer Serie etwas mehr in unseren eigenen Händen und denen unserer Fans. Ich sehe die sozialen Netzwerke daher als große Chance.

Rachael Leigh Cook: Wobei unsere Autoren, was den Plot angeht, sehr eigenständig sind und sich nicht zu sehr von den Vorschlägen beeinflussen lassen, die Zuschauer online machen. Sie verfolgen schon ihren eigenen Plan.

Vielen Dank für dieses interessante Gespräch und noch viel Erfolg mit «Perception»!

«Perception» ist ab dem ab 8. Oktober 2014 immer mittwochs um 20.15 Uhr bei VOX zu sehen.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
04.10.2014 13:12 Uhr 1
Tolles Interview!!
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