
Dass es zu Themenkollisionen und Probleme bei der Einteilung der Talkgäste kommen könnte, davor warnten Branchenkenner und Fernsehzuschauer schon bei der ersten Ankündigung der ausführlichen Talkschiene im Ersten. Für diesen Aschermittwoch lud ARD-Chefredakteur und Talkshow-Koordinator Thomas Baumann zu einem Redaktionstreffen in München. Offiziell wurde dieses als Gelegenheit zum „Erfahrungsaustausch“ angekündigt, aber den Informationen der Frankfurter Rundschau zufolge steht wohl eher ein Krisengipfel an.
Der Konflikt herrscht vor allem aufgrund der Themenwahl der Polit-Talks, doch auch durch die gänzlich unterschiedlichen Arbeitsmethoden der Redaktionen entstehen Reibungen. Das eine Team ändert Themen spontan um, andere Teams reservieren Gäste mehrere Wochen im Voraus und wieder andere bereiten sich frühzeitig für zwei Gesprächsrunden vor und entscheiden später, welche tatsächlich umgesetzt wird. In den Redaktionen soll jedoch Unklarheit herrschen, ob das auf andere Arbeitsmentalitäten schließen lässt oder auf böswillige Hinderung der internen Konkurrenz. Die Stimmung kocht deswegen über und führte schon zu skurrilen Beschlüssen: Unter anderem kündigte die Redaktion von «Anne Will» auf dem Portal 1Talk5 für den gesamten Februar das Diskussionsthema Alzheimer an, als Gast wurde für jede der Sendungen entweder „Rudi Assauer, Rudolf Assauer“ oder „Rudolf 'Rudi' Assauer“ vermeldet.

Auf Druck der ARD musste Jauch, so die Frankfurter Rundschau, den McDonald’s-Sprecher Matthias Mehlen wieder ausladen, der für die Show bereits zugesagt hatte. Und auch die für den darauf folgenden Sonntag geplante Debatte zum Thema „Mode vom Discounter – wer bezahlt den Preis für die Klamotten?“ (passend zum «h&m Markencheck» am Folgetag) wurde abgesagt.
Durch diese Streitigkeiten zwischen den Redaktionen der Talks im Ersten erscheint auch die ständige TV-Debatte über die Affäre Wulff in einem neuen Licht: Der Sonntags sendende «Günther Jauch» stellte gleich vier Mal den ehemaligen Bundespräsidenten in den Fokus seiner Sendung und fuhr damit stets großartige Einschaltquoten ein. Bei «hart aber fair» kamen Plasberg und Gäste nur zwei Mal zu diesem Thema zu Wort, die restlichen ARD-Talks wählten Alternativthemen (mehr dazu). Jauchs Blockade des größten Politthemas des bisherigen Jahres dürfte an diesem Aschermittwoch in München sicher für eine besonders hitzige Debatte sorgen. Diese bleibt dem Fernsehpublikum allerdings vorenthalten.