Kolumnen

TV und so: Wahnsinn 2011

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Unser Praktikant erklärt zum letzten Mal das Fernsehen und blickt auf ein ereignisreiches TV-Jahr zurück.

Der Bundespräsident leiht sich einen Hauskredit für mehrere hunderttausend Euro von Freunden, und gleichzeitig investieren Fans in den geplanten «Stromberg»-Film eine Million. Wulff hat nun seine Probleme, den günstigen Hauskredit zu erklären. Hätte er das Immobiliengeld in «Stromberg»-Papiere umgeschichtet, dann wäre er wohl der beliebteste Bundespräsident aller Zeiten geworden – zumindest bei uns Fernsehfreunden. Den Status als beliebtester Showmaster aller Zeiten dürfte derweil Thomas Gottschalk in diesem Jahr zementiert haben: Er trat in diesem Jahr von der großen «Wetten, dass..?»-Bühne ab und hat offensichtlich den besten Zeitpunkt erwischt: Fast 15 Millionen nahmen von Onkel Thommy Abschied.

Weniger gut erwischte es Matthias Opdenhövel, der sich zwar mit der Moderation der «Sportschau» einen Kindheitstraum erfüllt, aber gefühlt an Popularität eingebüßt hat. Schließlich moderierte er mit «Schlag den Raab» eine der erfolgreichsten Shows des Privatfernsehens. Diese wird nun von Steven Gätjen präsentiert – einem Mann, den zuvor nur die wenigsten kannten. Für ihn ist 2011 das Jahr der großen Chance, die er nutzen konnte. Die – zugegebenermaßen niedrigen – Erwartungen hat Gätjen voll erfüllt. Ähnlich ergeht es Steffen Hallaschka, der Anfang des Jahres «Stern TV» übernahm und mittlerweile meist wieder gute Quoten einfahren kann.

Sein Vorgänger Günther Jauch hat dagegen seine Probleme mit der neuen ARD-Talkshow am Sonntagabend. Ist er „vorerst gescheitert“, wie es Comeback-Künstler Karl-Theodor zu Guttenberg für sich selbst formulierte? Oder kann Günther Jauch zufrieden damit sein, dass seinen Talk ein paar hunderttausend Menschen mehr sehen als seine Vorgängerin «Anne Will»? Die ARD jedenfalls hat ihre Mühe, die große Talkshow-Reform schönzureden: Die Quoten aller Formate sind nach der Verlegung des Sendetages eingebrochen. Am schlimmsten hat Reinhold Beckmann zu kämpfen – und damit gerade der Gesprächskünstler, der mit Abstand am längsten auf Sendung ist.

2011 war aber auch das Jahr, in dem sich Deutschland mit Jopi Heesters nicht nur vom weltweit ältesten aktiven Schauspieler verabschieden musste, sondern auch von Showmaster Peter Alexander und vom humoresken Gewissen der Nation: Loriot. Es waren Künstler, die deutsche Wohnzimmer jahrzehntelang bereicherten. Sie waren auch Entertainer aus einer anderen Zeit: als das Fernsehen sich auf drei Programme beschränkte, als Senderwechsel noch nichts bedeuteten und Einschaltquoten allenfalls eine zweitrangige Rolle hatten. Dass Heesters und Loriot allen neuen Entwicklungen trotzten und auch im hohen Alter noch viele Menschen unterhielten, zeigt vielleicht eine gewisse Sehnsucht nach einer einfacheren Fernsehzeit, in der vieles unverrückbar schien. Diese Zeiten sind vorbei – auch 2012 wird es wieder Senderwechsel, überraschende Zuschauerflops und neue Skandale geben. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass es Größen wie Loriot und Heesters nicht mehr gibt.

Dies war die letzte Kolumne aus unserer Rubrik „TV und so“. Vielen Dank an die treuen Quotenmeter.de-Leser, welche diese Rubrik über zwei Jahre lang begleitet haben.

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