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«Fort Boyard»: Drei Versionen und Parallelen zum «Glücksrad»

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Immer dienstags zeigt kabel eins die Abenteuershow. Wir blicken auf die Geschichte der Sendung zurück, die vor rund 20 Jahren erstmals in Deutschland lief.

Ob einem die erste Folge der Neuauflage der wohl erfolgreichsten Abenteuer-Spielshow der Welt nun gefiel und ob sie gute Quoten holte oder nicht, eines muss man in jedem Fall schon mal sagen: Respektabel, dass es das Format in Deutschland nun schon auf seine insgesamt dritte Version gebracht hat.

Haut es nämlich sonst mit einer Gameshow im deutschen Fernsehen nicht so recht hin – und das passiert des Öfteren – wird sie schon nach ein paar wenigen Folgen vorzeitig abgesetzt und kehrt auch meistens nie mehr wieder.

Wieso ist «Fort Boyard» da aber die große Ausnahme? Wohl deshalb, weil die Sendung ansich immer zeitgemäß geblieben ist und im Laufe der Jahre mehr und mehr Fans hinzugewinnen konnte. Aus den jeweils fast genau zehn Jahren Pause zwischen den drei Auflagen wurde nach und nach ein Kult um die Sendung geboren, den das Spiel für Abenteurer auf der gleichnamigen Atlantik-Meeresfestung vor La Rochelle im Originalland Frankreich jedoch schon seit Bestehen 1990 stets umgab und bis heute ununterbrochen im Programm hielt.

Damals startete dann auch die erste Deutschland-Version bei Sat.1 mit Rainer Schöne als selbsternanntes „Schlossgespenst“ von „Boyard“ und seinem guten Geist Rita Werner. Außerdem wohnte im Fort-Turm ein altes Hutzelmännchen mit langen weißen Haaren und einem ebensolchen Bart, welches die geistigen Rätsel stellte. Es spielte pro Sendung ein Team aus 6 normalen Kandidaten zusammen um den Goldschatz des Forts, die Titelmelodie stammte vom berühmten Fernsehkomponisten Klaus-Peter Sattler, der zur damaligen Zeit auch dem «Glücksrad», der zweiten großen Gameshow in Sat.1, die musikalische Note gab. Im «Glücksrad» trat Rainer Schöne auch einmal zu Werbezwecken für seine neue Sendung auf und wurde von Peter Bond als imposante Erscheinung hoch gelobt, da sein Burgherrenmantel so schön herumwehte, als er die Treppe herunterkam. Doch diese Werbung nützte nichts, denn die Quoten der ohnehin nur 8 von Sat.1 produzierten Folgen waren zu schlecht, als dass man beim damals noch neuen und sich entwickelnden Privatsender eine solch teure Sendung (damals schon rund 500.000 Mark Produktionskosten) hätte fortführen können.

Genau zehn Jahre später öffnete das Fort dann wieder. Beim zweiten Mal hatten ProSieben als Sender, Alexander Mazza als Burgherr, Steven Gätjen als guter Geist und Sonya Kraus – damals auch noch zeitgleich «Glücksrad»-Fee (die Parallelen ziehen sich durch die gesamte Historie) als Hutzelmännchen die Ehre, den Kult fortzuführen. Etwas Entscheidendes änderte sich 2000 aber auch noch: Die Kandidaten waren auf einmal Prominente und mussten den Goldschatz für einen guten Zweck erobern. Weiterhin spielte aber nur ein Team (5 Kandidaten) zusammen pro Folge. Titelmusik war diesmal das Lied „Spirit of the Hawk“ der Band „Rednex“.
Die Produktionskosten waren immer noch sehr hoch, jedoch die Quoten besser, sodass man eine zweite Staffel in Auftrag gab. Diese folgte dann allerdings erst zwei Jahre später, nämlich 2002. Dann konnte auch ProSieben das «Fort Boyard» nicht mehr halten und erneut folgten fast zehn Jahre Pause, bis kabel eins nun das Abenteuer fortsetzte.

Im aktuellen «Fort Boyard» spielen zwar wieder prominente Kandidaten, jedoch nun in zwei Dreierteams im Duell gegeneinander. Dieser Duellmodus könnte in Deutschland natürlich sofort als Abklatsch des aktuell durch «Schlag den Raab» ausgelösten und vom «Duell im Ersten» und vielen weiteren Spielen kopierten Trends kritisiert werden. Doch auch hier ist «Fort Boyard» wieder etwas Besonderes: Tatsächlich kommt dieses Verfahren nämlich aus dem Ursprungsland Frankreich, wo es bei der Staffel im vergangenen Jahr auch erstmals angewendet wurde – zum Protest der meisten Fans.

Es moderieren nun im Jahre 2011 aufgrund dieses Duellprinzips auch gleich zwei „gute Seelen“, die je ein Team anführen und motivieren sollen. Den kritischen, strengen Burgherr, der nur widerwillig hilft und den ein oder anderen bösen Spruch über die Spieler und ihre Leistungen loslässt, braucht es nicht mehr; auch wenn diese Rolle, zumindest optisch, ganz gut zu Alexander Wesselsky gepasst hätte. Er ist der eine von den beiden kabel eins-Neuzugänge und der noch unbekanntere. Wesselsky kommt aus der Musik und gründete die beiden Rockbands „Megaherz“ und „Eisbrecher“. Mit letzterer war er sogar im Vorprogramm von Alice Cooper zu sehen. Dennoch ist sein Bekanntheitsgrad nicht gerade hoch, wenn die französischen «Fort Boyard»-Fans es auf ihrer Internetseite auch denken mögen. Hier heißt es lustigerweise über Wesselsky „chanteur et animateur très populaire en Allemagne“, also „sehr populärer Sänger und Schauspieler in Deutschland“.

Weiterer Gastgeber ist in der kabel eins-Version Andrea Kaiser, die etwas bekannter ist. Zuletzt machte die «ran»-Moderatorin Schlagzeilen, weil sie Ex-BVB-Fußball-Profi Lars Ricken ehelichte. Ein Hutzelmännchen mit Rätseln im Fort-Turm gibt es wieder nicht, aber auch keinen Ersatz. Die Denkaufgaben sind weggefallen, die Titelmelodie ist etwas Neukomponiertes, Abspannmelodie ist die Titelmusik des französischen Originals.

Dafür gibt es aber eine vierte Parallele zwischen «Fort Boyard» und «Glücksrad», nämlich die, dass beide Sendungen grob in drei Versionen liefen. «Glücksrad» bei Sat.1, kabel eins und Neun Live, «Fort Boyard» also bei Sat.1, ProSieben und kabel eins. Letzteres ist also in der Senderfamilie geblieben und wurde zum dritten und letzten großen Bruder selbiger durchgereicht. Hier muss sie nun auch bestehen, denn sonst würden beim vierten Comeback in zehn Jahren die Sender ausgehen. Doch bis dahin müsste erstmal noch das «Glücksrad» seine vierte Auflage erleben…

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