Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Billig geht so

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Kennste, kennste? Media Markt und Saturn machen jetzt auch billige Werbung, mit Mario Barth und Bill Kaulitz.

Das Privatfernsehen hat die Werbespots erfunden. Oder andersherum? Was war zuerst da? Privatsender oder die Werbung? Beides geht irgendwie einher. Waren die Werbebreaks früher noch teilweise mit lustigen Clips versehen worden, die neben dem Anpreisen von Produkten eben auch ein wenig Unterhaltung zu bieten hatten, so war der Abschalt-Reflex damals noch nicht ganz ausgebaut. Heute erwische ich mich immer wieder dabei, wenn ich mit meinen Fingern auf der Fernbedienung schon den nächsten Kanal angewählt habe, noch bevor der Moderator den Satz „Wir machen Werbung“ zu Ende sagen konnte. Denn der Reflex wurde zu einem Instinkt, der genau sagt, wann grauenvolle Fernsehmomente bevorstehen. Und seien wir ehrlich: Manche Werbespots sind einfach nur zum Abschalten. Beste Beispiele: Die Himmelfahrtskommandos, die sich Saturn und der Media Markt gerade geliefert haben. Bei letztem Unternehmen ist es ja bekannt, dass man mit Mario Barth kooperiert. Der Comedian samt Berliner Dialekt bedient also für einen Elektromarkt keinesfalls Haushaltsgeräte oder Computer, sondern immer die gleichen Klischees über Männer und Frauen. Entsprechend kreativ sind auch die Werbespots und Werbebanner. Doch wie schon bei den Soloprogrammen von Mario Barth ist das einfach nichts Neues, immer das Gleiche – und obendrein noch ein Nervfaktor hoch fünf. Warum also nervt man eine ganze Nation in etlichen Werbepausen mit einem Comedian als Werbeikone, dem eh nichts Neues mehr einfällt, und hält dafür auch noch seinen Namen hin?

Die Antwort ist simpel: Weil die Masche einfach zum Slogan passt. „Billiger geht so“, heißt es am Anfang - und Recht haben die Media Markt-Marketing-Leute: So geht billig. Billige Werbespots mit billigen Comedy-Nummern. Nun ja. Billig, was den Inhalt angeht, denn der feine Mario Barth, in der eigenen Branche nicht gerade beliebt, wird sich dafür immerhin ordentlich entlohnt haben lassen. Wenn schon, dann muss wenigstens die Kohle stimmen, für den Berliner, der von seinen Kollegen oft auch Missgunst und Neid zu spüren bekommt, was aber ganz einfach auch an seinem Auftreten liegen mag. Zurück zur billigen Werbenummer mit dem Media Markt. Abgesehen davon, dass der Slogan „Billiger geht so (oh oh oh) “ von der Melodie her ein glattes Plagiat des Falco-Songs „Der Kommissar“ ist – ein schlechtes zugleich -, hat man auch sonst offensichtlich sehr billig produziert. Am Ende wird ein Schuh draus, wenn der Spot gefühlt in jeder zweiten Werbepause gespielt wird. Der Media Markt ist in aller Munde, Mario Barth nervt seine Kritiker, erfreut seine Fans mit Präsenz und der Großteil der Zuschauer ist einfach nur genervt – ach ja, und das Privatfernsehen verdient an dem billigen Mischmasch aus Barth-Klischee-Witzen und geklauten 80er-Hits auch noch ordentlich Geld. Da würde man die Macher des Media Markt-Spots am liebsten auf den Mond schießen.

Oder gleich auf den Saturn. Denn da sind sie auch in Sachen Werbespots in der richtigen Liga angekommen. Denn wenn es eine negative Steigerung zu den Mario Barth-Spots gibt, dann sind es jene vom Mitkonkurrenten Saturn, der einst Alice Cooper und jetzt Bill Kaulitz auf seinen Elektronik-Planeten eingeladen hat. Auch hier ist das Ambiente stimmig: Sinngemäß befindet sich Bill Kaulitz, übrigens der Sänger von Tokio Hotel, neben anderen Kreaturen, die so aussehen wie seine Bandmitglieder, es aber schon vom Alter her nicht sein können. Kurzum: Es passt ins Bild, dass Bill Kaulitz neben außerirdischen Monstern ebenfalls so aussieht, als käme er von einem anderen Planeten. Interessant ist hierbei die Frage, mit welchen pfiffigen Tricks die Marketing-Abteilung des Saturns dem Sänger Bill Kaulitz diese Nummer schmackhaft gemacht hat. Doch vielleicht fällt auch ihm nichts Neues mehr ein und er will sich einfach nur irgendwie im Gespräch halten – und dafür ebenfalls ordentlich entlohnen lassen. Schlussendlich ist auch das billig - und billig soll es auch im Saturn sein, also ist die versteckte Botschaft irgendwie doch gelungen. Aber genervt sind wir Zuschauer trotzdem. Schließlich wollen wir billig einkaufen und nicht billige Sachen bekommen. Auch nicht in der Werbung. Denn sonst leiden die Spots sehr stark unter dem Abschalt-Reflex, den nicht nur ich bei solchen wenig geistreichen Fernsehmomenten entwickelt habe.

«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!

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