Sonntagsfragen

Jahresrückblick 2007 mit Thomas Kausch (Teil II)

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Zum nunmehr vierten Mal blicken Thomas Kausch und Manuel Weis auf das vergangene Jahr zurück. Im zweiten Teil spricht der ehemalige Sat.1-Informationsdirektor über das Comeback von Leo Kirch, die Proteste in Birma und vieles mehr.

Viele Schlagzeilen gab es in diesem Jahr auch um den Sender 9Live. Da war zunächst die Frage, ob Anrufer auch wirklich zufällig in die Sendung gestellt werden, vor wenigen Wochen beleidigte ein Moderator einen Kollegen mit dem Wort “pädophil”. Jetzt ist das Geschäftsmodell 9Live ja allgemein nicht so hoch angesehen…
Also das ist rein gar nicht meine Welt. Ich schaue den Sender einfach nicht und deswegen fehlt mir das Wissen, um mitreden zu können.

Rufen Sie bei Fernsehgewinnspielen - die gibt es ja auch auf anderen Sender - an?
Nein. Außerdem: Nachts, zur Hochzeit der Call-In-Shows, da schlafe ich meistens.

Im Frühjahr 2007 wurde bekannt, dass Oliver Pocher zukünftig gemeinsam mit Harald Schmidt durch die ARD-Late-Night-Show führen wird. Waren Sie auch einer der Skeptiker am Anfang?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe den beiden das von Anfang an zugetraut. So eine neue, frische Farbe tut eigentlich immer gut.

Sind Ihre Erwartungen dann jetzt erfüllt oder gar übertroffen worden?
Nicht jeder Gag ist ein Treffer, das muss man schon ehrlich sagen. Die beiden sind noch in der Aufbauphase.

Um die RAF - und im Speziellen um die Ex(?)-Terroristen Baader und Meinhof ging es dann im Sommer 2007. Die Frage war: Sollten diese beiden vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Und es ging um die Frage, warum lebenslang in Deutschland nicht lebenslang ist. Auf welcher Seite stehen Sie da?
Wir haben da ganz klare und eindeutige Gesetze und diese sollte man auch anwenden. Eine persönliche Meinung hierzu ist doch gar nicht notwendig. Man muss aufpassen, dass eine solche Diskussion nicht populistisch wird. Nicht umsonst haben wir eine parlamentarische Demokratie.

Gut - Gesetze kann man ändern. Und genau das wurde ja von manchen Seiten angeregt…
Ich glaube, dass wir gut fahren, so wie es ist.

Also hätten Sie ähnlich gehandelt wie unser Bundespräsident.
Das kann ich so auf die Schnelle nicht sagen, weil ich mich nicht intensiv genug mit dem Thema befasst habe. Horst Köhler ist diese Entscheidung schon schwer gefallen, obwohl er sich lange mit der Frage auseinandergesetzt hat.

Viel passiert ist im Sommer 2007 im Fußball: arena hat dicht gemacht, Premiere hat die Rechte übernommen. Und ab 2009 ist Leo Kirch nun für den Handel mit den TV-Bildern verantwortlich. Was ist da jetzt die größte Überraschung?
Dass Leo Kirch wieder im Bundesliga-Geschäft ist, ist für mich eine ganz große Überraschung. Da bin ich sicher nicht der Einzige, der nicht damit gerechnet hat, dass Kirch noch einmal auftaucht.

Es gibt auch Kritiker, die sagen, dass es leichtfertig ist, jemandem der für die größte Medienkrise der Nachkriegszeit verantwortlich ist, eine solche Aufgabe zu übertragen.
Ich weiß nicht, ob sie recht haben. Und ich möchte es mir nicht anmaßen, solche Deals von meinem kleinen Schreibtisch aus zu beurteilen.

Kommen wir zum G8-Gipfel in Heiligendamm und den großen Protesten, die in diesem Zuge stattfanden. Bringen die Ihrer Meinung nach überhaupt was?
Es ist in jedem Fall gut, dass die Politiker sich da treffen - diese spezielle Atmosphäre und auch der Druck, der von Außen kommt, das ist fruchtbar.

Also bewirken die Demonstranten doch etwas.
Ich denke, ja. Demonstrationen sind ein Teil unserer Grundrechte. Der Einigungsdruck wird einfach größer, wenn vor der Tür tausende Menschen stehen, die ganz genau hinhören, was beschlossen wird.

Proteste gab es auch in Birma - dort sind Mönche gegen die Militärregierung auf die Straße gegangen. Inzwischen hört man nur noch wenig, was möglicherweise auch daran liegt, dass die Regierung Medien eigentlich nicht zulässt.
Da ist es die Aufgabe der Medien, weiterhin dranzubleiben. Gelöst werden kann dieses Problem nur über politischen Druck und da ist China ganz besonders gefragt, weil es in Birma große Interessen hat. Über Birma hat China einen direkten Zugang zum indischen Ozean: Aber dieser politische Druck muss natürlich auch Konsequent aufgebaut werden. Es war gut, dass Kanzlerin Merkel bei ihrem Besuch in China ganz deutlich Flagge gezeigt hat.

Problemlösung also in Sichtweite?
Wenn die Medien weiterhin darüber berichten, dann kann ich mir das vorstellen. In Fernsichtweite zumindest.

Aber genau das ist doch das Problem. Sehen Sie noch Berichte darüber in den Nachrichten?
Wir bei arte haben jedenfalls einen großen Themenabend zu Birma veranstaltet.

Am kommenden Sonntag sprechen wir mit Thomas Kausch über sein persönliches Jahr 2007, über Claus Kleber und den Bahnstreik.

Mehr zum Thema... Jahresrückblick TV-Sender arte
Kurz-URL: qmde.de/24243
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