Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Peter Kloeppel

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Er ist eine Nachrichteninstitution im deutschen Fernsehen und nun auch mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel, der den Preis für die Sendung «RTL Aktuell» bekam. Im Quotenmeter.de-Interview sprach er über das verlängerte «Punkt 12» und die neue Nachrichtenmoderatorin Nazan Eckes.

Herr Kloeppel – zu allererst: Glückwunsch zum deutschen Fernsehpreis. «RTL Aktuell» ist die beste Informationssendung…
Vielen Dank.

Haben Sie sich überhaupt Chancen ausgerechnet? Sie sind ja gegen zwei öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen angetreten.
33 Prozent Chance hatten wir ja. Und mehr haben wir uns bei der harten Konkurrenz auch auf keinen Fall ausgerechnet. Mit den «Tagesthemen» und dem «heute-journal» waren zudem zwei Sendungen nominiert, die diesen Preis genauso verdient hätten. Dass wir dann aber die Gewinner waren, hat uns natürlich unheimlich gefreut.

Was können Sie denn heute noch von den Öffentlich-Rechtlichen lernen und was die Öffentlich-Rechtlichen von Ihnen?
Wir haben gelernt, dass man Nachrichten nur dann GUT machen kann, wenn man auch mit Leidenschaft sowie einer gewissen Manpower hinter den journalistischen Zielen steht und sich mit finanziellem Rückgrat die Informationsbeschaffung leistet. Das geht nicht mit drei Leuten – da brauchst du gute und qualifizierte Journalisten. ARD und ZDF mit ihrem milliardenschweren Gebührenpolster leisten sich das schon seit Jahrzehnten. Aber auch wir sind in der glücklichen Situation, dass die Geschäftsführung von RTL vom Start weg immer Geld für gute Informationssendungen zur Verfügung stellte. Wir haben zwar bei weitem nicht die Mittel von ARD und ZDF zur Verfügung, aber wir können durchaus zufrieden sein. Und der Erfolg unserer Sendungen zeigt: die Mittel sind gut angelegt.

Und was konnten ARD und ZDF von Ihnen lernen?
Einige Elemente, die wir in den vergangenen 20 Jahren in unseren Nachrichten- und Magazin-Sendungen eingesetzt haben, tauchen verstärkt bei ARD und ZDF auf. Vielleicht nicht bei der «Tagesschau», aber zum Beispiel bei der «heute»-Sendung, die sich immer wieder von der reinen Politik- und Wirtschaftsberichterstattung löst und andere Themenschwerpunkte aufnimmt. Das ist kein Nachteil – man kümmert sich auch dort jetzt mehr um die Bereiche, die die Menschen interessieren und deren Alltag unmittelbar betreffen: Servicethemen, Neuigkeiten für Verbraucher, Errungenschaften aus der Medizin – alles Dinge, die man vor 15 oder 20 Jahren in öffentlich-rechtlichen Nachrichten so gut wie gar nicht gesehen hat. Auch der Live-Berichterstattung wird mehr Platz eingeräumt.

Am Montag wird «Punkt 12» verlängert – auf zwei Stunden Sendezeit. Wie füllen Sie die zusätzliche Stunde?
Zum Beispiel mit ausführlichen Reportergeschichten. Wir zeigen auch längere Filmbeiträge – bis zu 15 Minuten lang – über das Leben unserer Zuschauer und gehen Themen an, die für unsere Zuschauer wichtig sind. Darunter natürlich Service und emotionale Geschichten. Erika Berger wird als Expertin in Sachen Liebe jetzt Paare mit Problemen direkt vor Ort besuchen. Die "«Punkt 12»-Reporter“ legen aber auch den Finger in die Wunde, decken Missstände auf und suchen nach Lösungswegen. Ob Kriminalität an deutschen Schulen, verkommene Spielplätze oder das Thema Sicherheit in verschiedensten Lebensbereichen, «Punkt 12» beschränkt sich nicht auf die reine Berichterstattung. Und dank der doppelten Sendezeit ist auch Raum vorhanden, wichtige Geschichten weiter und tiefer gehend zu erzählen.

Wieso haben Sie sich letztlich gegen «Punkt XL», die eigentlich ab 13.00 Uhr geplante Sendung, entschieden?
Wir haben an drei Augusttagen testweise ein zweistündiges «Punkt 12» gesendet. Dabei stellten wir fest, dass wir eine noch kohärentere Sendung auf die Beine stellen können, wenn das Format aus einem Guss ist. Die Philosophie von «Punkt XL» geht aber nicht verloren: Wir erweitern «Punkt 12» jetzt um die Elemente, die auch für «Punkt XL» geplant waren. Also längere Reportergeschichten, Servicethemen und mehr. Eine eigene Sendung und ein eigener Moderator waren somit eigentlich nicht mehr nötig.

Wo Sie gerade vom Moderator sprechen? Wie hat denn Miriam Lange reagiert, die ja eigentlich als Moderatorin vorgesehen war, als sie ihr erklärt haben, dass «Punkt XL» gekippt ist?
Natürlich war das erstmal eine Enttäuschung für sie. Miriam Lange hat sich auf die Sendung gefreut und sich auf ihren Einsatz gut vorbereitet. Aber sie ist ja noch jung, und weil sie was kann, bekommt sie ihre Chance schon noch.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen «Punkt XL» und dem Erfolg, den «Sat.1 am Mittag» in den letzten Wochen seines Daseins hatte?
Ich würde nicht sagen, dass «Sat.1 am Mittag» ein wirklicher Erfolg war. Die Kollegen haben sich mit viel Einsatz zwar von zehn Prozent auf 15 oder 16 Prozent hochgearbeitet – aber eben über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Finanziell – das hat man seitens der Sat.1-Geschäftsführung recht deutlich gesagt – war die Sendung kein Erfolg. Wir hatten, unabhängig von Sat.1-Plänen, schon lange an Konzepten gearbeitet, wie wir noch mehr Informationen im Programm unterbringen können. Das war also keine Reaktion auf einen kurzfristigen Trend, sondern vielmehr eine Reaktion auf die Bedürfnisse unserer Zuschauer.

Sie sprechen von finanziellen Erfolgen – etwas, das eben «Sat.1 am Mittag» nicht hatte. Ist «Punkt 12» auch in dieser Hinsicht ein Erfolg?
Schauen Sie sich nur die Marktanteile von «Punkt 12» an: welche andere Sendung im deutschen Fernsehen holt Tag für Tag fast 30 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe? Das ist ein Solitär in der deutschen TV-Landschaft. «Punkt 12» ist quotenmäßig und finanziell ein Erfolg für RTL.

Katja Burkard moderiert die Sendung schon seit über zehn Jahren – sie ist eigentlich Mrs. «Punkt 12». Finden Sie es ungerecht, dass es da immer noch Witze über ein vermeintliches Lispeln gibt, das meiner Meinung nach im Übrigen doch gar nicht mehr vorhanden ist?!
Ich höre es auch nicht mehr – aber es gibt halt immer ein paar Ewiggestrige. Über die decken wir gnädig den Mantel des Schweigens.

Nazan Eckes wird zukünftig eine Woche im Monat im «Punkt 12»-Studio stehen. Sehen Sie in ihr ein neues großes RTL-Nachrichtengesicht?
Nazan ist eine sehr talentierte, in vielen auch unterschiedlichen Formaten einsetzbare Moderatorin – bei «Let’s Dance», der «Formel Exclusiv» und nicht zuletzt auch bei «Explosiv» hat sie das schon unter Beweis gestellt. Und ich bin sicher, dass ihr auch die «Punkt 12»-Moderation an fünf Tagen im Monat sehr viel Spaß machen wird.

Also keine Sorge, dass sie Sie von Ihrem Stuhl verdrängt…
(lacht) Ich sitze sehr gerne auf meinem Nachrichtenstuhl, und Nazan ist bestimmt niemand, der an Stuhlbeinen sägt.

Sie gehen also schon automatisch ins Studio…
…ja, um 18.40 Uhr tickt meine innere Uhr immer ganz laut, dann weiß ich: Gleich geht´s los.

In der kommenden Woche lesen Sie im zweiten Teil wie wichtig Peter Kloeppel Konstanz bei der Nachrichtenpräsentation ist und wie er über verschiedene Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender denkt.

Kurz-URL: qmde.de/22845
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