Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Jürgen Hörner (Teil II)

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Jürgen Hörner verantwortet bei ProSieben den Bereich internationale Serie/Filme und ist zudem Programmplaner des Senders. Mit Quotenmeter.de sprach er über «Private Practice», «Alles Betty!», «Las Vegas», die Fußballübertragungen des Senders und vieles mehr.

Gibt es denn etwas neues zu «Private Practice» in den USA zu sagen? Die Serie startet dort in den kommenden Tagen. Wir rechnen damit, dass Sie bald zuschlagen.
Weil die Serie ein Spin-Off von «Grey’s Anatomy» ist, werden wir das mit großem Interesse verfolgen. Wir würden uns sehr freuen, wenn die Serie ein Erfolg wird, weil es schon sehr schön wäre, «Private Practice» bei ProSieben im Zusammenspiel mit «Grey’s Anatomy» zu sehen.

Gehen wir davon aus, dass es ein Erfolg in den USA wird. Wann könnte die Serie dann bei ProSieben einstarten?
Wie in den USA auch - gemeinsam mit der vierten Staffel von «Grey’s Anatomy».

Ist eine Ausstrahlung der zweiten «The L Word»-Staffel geplant?
Ja, die werden wir auf jeden Fall zeigen – auch auf einem späteren Sendeplatz. Ein genauer Termin steht dafür aber nicht fest.

Kommen wir zu Serien wie «Weeds» oder auch «Nip/Tuck». Beide Formate sind nicht mal zu später Stunde Zuschauermagneten. Macht es dann überhaupt Sinn eine selbst um Mitternacht alles andere als erfolgreiche Serie weiter auszustrahlen. Oder zeigen Sie solche Serien dann wirklich nur aus Liebe zu den jeweiligen Fans?
Ja, das würde ich so unterschreiben. Wir werden auch die weiteren Staffeln zeigen, um die Fans glücklich zu machen. Ich bin ohnehin kein Freund davon, Serien so extrem lange pausieren zu lassen. Es ist aber natürlich so, dass das leider manchmal nicht anders geht. Wir werden diese Serien aber zeigen – und davon auch alle Staffeln.

Ja, «Alias» lässt grüßen. Da waren es sogar drei Jahre Pause.
Was in diesem Fall dem Format vielleicht gar nicht schlecht getan hat. Wir sind hervorragend eingestartet mit der dritten Staffel.

Wo wir schon bei schlecht laufenden US-Serien sind. Was ist denn mit «Las Vegas» los? In Österreich schlägt sich die Serie ja recht gut, während Sie in Deutschland nun sogar bei kabel eins zu einem Desaster wird.
Das erstaunt mich auch. Dass diese Serie so überhaupt keinen Anklang in Deutschland findet, ist komisch. Wir hatten eigentlich gedacht, dass «Las Vegas» bei kabel eins eine gute Chance hat. Gut, die Serie hat keinen ganz einfachen Sendeplatz, aber ich hätte zumindest mit Werten auf Senderschnitt gerechnet. Ich finde, sie läuft hier in Deutschland eindeutig unter Wert.

Kommen wir aber zurück zu ProSieben. Ich hatte Sie bereits bei unserem ersten Interview nach «Dr. Who» gefragt. Damals wollten Sie noch warten, bis mehr Folgen vorliegen. Das ist jetzt der Fall. Warum warten Sie dann immer noch mit einer Ausstrahlung?
Richtig, wir haben jetzt beide Staffeln zusammen, die zweite Staffel wird aktuell synchronisiert. Aber auch hier müssen wir noch ein bisschen warten. Es wird also nicht vor 2008 losgehen.

Wahrscheinlich läuft die Serie ohnehin am späten Abend…
Ja, damit ist zu rechnen.

Es gibt noch ein anderes heißes Thema. Unseren Informationen zufolge werden Sie zukünftig den Sat.1-Flop «Alles Betty!» zeigen. Wie ist hier die aktuelle Situation?
Das kann ich so nicht bestätigen. Fakt ist: Wir prüfen ob es eine Einsatzmöglichkeit dieser Serie bei ProSieben gibt. Das hängt davon ab, wie sich die zweite Staffel inhaltlich entwickelt.

Sie starten im Herbst 2007 noch eine weitere US-Serie, die in den Staaten mehr oder weniger erfolgreich läuft: «One Tree Hill». Als Sendeplatz haben Sie den Sonntagvormittag, 10.30 Uhr, gewählt. Das klingt nach wenig Vertrauen in die Serie.
Der Sonntagvormittag passt sehr gut zu «One Tree Hill». Wir haben bei den Wiederholungen von «Topmodel» gesehen, dass wir zu dieser Zeit ein junges, weibliches Publikum begeistern können. Ich bin eher ein Freund davon, Serien langsam und behutsam aufzubauen. Die Serie fängt ja ein bisschen männlicher an, als sie eigentlich ist. «One Tree Hill» ist eine klassische Soap. Am Anfang war man aber wohl etwas unentschlossen, wen man genau ansprechen möchte. Junge Männer? Junge Frauen? Allein das Thema Basketball, welches anfangs recht stark vorkommt, spricht natürlich eher junge Männer an. Erst etwas später bekommt die Serie klarere Linien.

Ist also ein Sendeplatz am Nachmittag nicht ausgeschlossen?
Ausgeschlossen nicht, aber vorerst planen wir am Vormittag mit der Serie.

Sie haben noch eine Staffel von «Will & Grace» - hierzu bekommen wir auch viele Anfragen von unseren Lesern – wann wird diese zu sehen sein?
Sat.1 wird ab November in der Late Night alle Staffeln noch einmal zeigen und die letzte Staffel mit der sehr schönen Live-Episode anschließen.

Serienfans sind derzeit ohnehin nicht so gut auf ProSieben zu sprechen. Es gibt sogar Menschen, die sagen, dass sie bei ProSieben gar keine Serie mehr beginnen, weil diese ohnehin nicht zu Ende gezeigt wird – wie es beispielsweise bei «4400 - Die Rückkehrer» der Fall war. Verstehen Sie den Ärger? Auch «24»-Fans bangen nun um die volle Staffel. Es geht sogar soweit, dass in unserem Forum zu lesen war, Programmzeitschriften sollten ProSieben weglassen, weil das Programm dort ohnehin nicht mehr stimmen würde.
Diese Kritik nehmen wir uns natürlich sehr zu Herzen. Sie sprechen zwei Themenbereiche an. Der eine ist die Kurzfristigkeit. Bei «4400» zum Beispiel hätte jeder andere Sender auch reagieren müssen. RTL hatte das Thema beispielsweise im Sommer mit der Absetzung der «Armen Millionäre», und zeigte kurzfristig «Wild Wild West». Das ist ärgerlich für die Zuschauer und die Programmzeitschriften und das tut den Programmverantwortlichen dann auch wirklich leid. Sie müssen aber auch eines bedenken: Mit quotenschwachen Programmen verärgern wir unsere Stammzuschauer. Wir bieten ihnen über einen längeren Zeitraum ein Format an, das ihnen augenscheinlich nicht gefällt. Diese treuen ProSieben-Fans enttäusche ich damit.

Man will ja nichts senden, was niemandem gefällt…
Das ist genau der Punkt. Und ich verstehe die Serienfans auch. Ich war früher genauso enttäuscht, wenn meine Lieblingsserie plötzlich verschwunden ist. Gerade bei dieser Diskussion vermisse ich aber einen Punkt: ProSieben ist in Deutschland immer noch der Sender mit dem größten Mut. Wir zeigen sicherlich nicht immer nur die breitesten und mainstream-tauglichsten Formate, auch anspruchsvolles Fernsehen, «Lost» sei hier genannt, bekommt bei uns prominente Sendeplätze. Auch den Atem, bei schwächeren Werten durchzuhalten, beweisen wir in vielen Punkten mehr als andere. Ich möchte hier auch «Stromberg» und «Dr. Psycho» erwähnen. Auch bei «Grey’s Anatomy» hatten wir viel Geduld. Hätten Ihre User mit ihrer Kritik Recht, dann würden die jungen Ärzte bei uns überhaupt nicht mehr laufen.

Was sagen Sie aber denjenigen, die sich wirklich ärgern? Die Fans von «4400», «Queer as Folk» sind einfach enttäuscht.
Dass ich sie verstehe. Absolut. Aber dass Sie auch ein bisschen Verständnis für unsere Situation haben müssen.

Anke Schäferkordt hat einmal gesagt, dass RTL die besseren Serien eingekauft hat. Hat sie Recht?
Ob man das so pauschal sagen kann … Sicher ist: RTL hat momentan mit dem «CSI»-Franchise die Serien in seinem Portfolio, die den Massengeschmack am ehesten treffen.

Ärgert Sie das?
Die Frage haben Sie mir letztes Mal schon gestellt. Und natürlich hätte ich «CSI» auch gerne im Programm (lacht), wer nicht?! Aber auch das «CSI»-Franchise ist eine endliche Geschichte und wir sind sehr glücklich mit Top-Serien wie «Desperate Housewives» und «Grey’s Anatomy»!

In den USA startet die neue Season – Sie kennen die neuen Programme ja bereits. Von «Private Practice» mal abgesehen: Was hat Sie begeistert?
Die Screenings waren in diesem Jahr eher mittelmäßig. Es gab sicherlich schon spektakulärere L.A. Screenings.

Das haben Sie vergangenes Jahr auch schon gesagt.
Richtig, auch 2006 war kein wirklich herausragendes Jahr. 2007 war erneut kein absolut sicherer Hit für Deutschland dabei. In den USA werden einige Formate ziemlich sicher funktionieren, aber das ist eine andere Geschichte. Eine der wenigen Serien, denen ich wirklich richtig viel zutraue ist «Private Practice». Ansonsten war ich froh, dass auch das Genre Mystery mit vielen verschiedenen Ansätzen bedient wurde. «Reaper» hat mir beispielsweise recht gut gefallen – hier gibt es zudem noch einen leicht humoristischen Ansatz.

Es gibt zwei Nachfolger von «Sex and the City»…
«Cashmere Mafia» war nett zum Anschauen. Bei diesen High-Concept-Serien ist es aber immer schwer, die Qualität nach der ersten Folge zu bewerten. Man kennt die Charaktere einfach zu wenig, man weiß nicht, wie es dann weitergeht. Ich denke, dass es zwischen «Lipstick Jungle» und «Cashmere Mafia» ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben wird. Wenn ich tippen müsste, würde ich sagen, dass hier aber Lucy Liu die Nase vorne haben wird.

Kommen wir noch zu einem Thema, das eine große Überraschung war. Über 17 Millionen Menschen haben an einem Freitagabend in den USA den Disney Channel geschaut – dort lief das «Highschool Musical 2» - eine sensationelle Zahl für einen Kabelsender, noch dazu am zuschauerschwachen Freitag.
Unglaublich, ja. Auch in Deutschland ist die BRAVO heute schon voll mit Geschichten rund um den Film. Wir freuen uns natürlich, dass wir mit dem Disney Chanel kooperieren und das Musical schon am 13. Oktober in Deutschland zeigen können. Den zweiten Teil werden wir in der Primetime zeigen, zuvor läuft bei uns noch einmal der erste Teil in der Pre-Prime. Ich glaube, jede Generation braucht einen Tanzfilm – und das «Highschool Musical» bedient die Jugend in dieser Hinsicht sehr gut.

Gestatten Sie noch kurze Fragen zum Thema Fußball auf ProSieben. Sie zeigen die Heimspiele des FC Bayern im UEFA Cup. Läuft an jedem Spieltag aber dennoch sicherlich «Popstars» oder ist es auch möglich, dass die Casting-Show einmal entfällt?
Der UEFA-Cup ist auf der einen Seite recht komplex, auf der anderen aber eben auch flexibel. «Popstars» wird nicht ausfallen, denn alle Heimspiele werden um 19.00 Uhr angepfiffen.

Der FC Bayern kann die Anpfiffzeit also selbst bestimmen?
In Absprache mit der Uefa, ja.

Sie zeigen 20 Minuten Vorberichte und etwa zehn Minuten Nachlauf – man muss ja mit Nachspielzeit rechnen. Reicht das?
Ich finde schon. Allerdings werden wir bei einem Spiel, in dem viele Tore gefallen sind, bei Bedarf auch länger in der Allianz Arena bleiben. Wenn «Popstars» einmal fünf oder zehn Minuten später beginnt, dann ist das auch kein Beinbruch, ausfallen wird es nicht.

Vielen Dank für das Gespräch und die wirklich informativen Antworten. Alles Gute Ihnen.

Mehr zum Thema... Jürgen Hörner
Kurz-URL: qmde.de/22458
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