«Abgehört» mit Christian Blecken

von  |  Quelle: Quotenmeter.de Exklusiv
Abgehört - das ist die neue Interviewreihe mit Radiomachern. Vom Morning-Show-Host bis hin zum Nachtmoderator, vom alten Hasen bis zum Volontär und von Bayern nach Schleswig-Holstein. Heute: NDR 2-Moderator Christian Blecken, der bereits in Berlin, Bayern und nun eben Hamburg zu hören war.



Herr Blecken, seit rund einem Jahr sind Sie jetzt im Norden zu hören – bei NDR2. Wie ist das Leben so nah an der Küste?

Man sollte seinen Wagen bei Sturmflut nicht am Fischmarkt stehen lassen.



In Ihrem Radioleben haben Sie bereits viel mitgemacht. Sie waren in Berlin und in München – sind jetzt aber wieder zu Ihren Wurzeln zurückgekehrt. Wo lebt es sich denn am Schönsten?

Das wird Sie vielleicht überraschen, aber rein vom Leben hat’s mir in München am besten gefallen. Sie sind in einer Stunde beim Snowboarden, in 4 Stunden am Gardasee…schon toll, und ich mag die Ruhe, die München ausstrahlt. Es geht alles etwas gemütlicher zu. In Hamburg oder Berlin haben Sie eine ganz andere Energie.



Sie haben auch zu den verschiedensten Zeiten moderiert. In Berlin beispielsweise den Morgen, bei Antenne Bayern vor allem am Abend und am Wochenende, jetzt bei NDR 2 machen Sie den Nachmittag. Zu welcher Zeit macht’s denn am meisten Spaß?

Rein arbeitstechnisch gesehen hat jede Schiene ihre Vorteile. Persönlich gesehen mag ich Vor- und Nachmittag am liebsten. Ich lebe gern in Einklang mit dem großen Rhythmus. Vor 20 Jahren hätte ich mich für so eine Aussage wahrscheinlich geschämt, aber heute, wo ich älter bin, ist es halt so. (lacht)



Ich lese morgens gern in Ruhe Zeitung und freu’ mich, wenn ich abends noch Zeit hab für meine Familie oder für ein Glas Wein, Kino, Theater - was weiß ich...

Früher hab ich jahrelang nur das Studio im Kopf gehabt. Hab auch noch im Bett überlegt: Wie mach ich dies und das, und was geht da noch und so weiter. Heute muß ich sagen: die besten Sendungen mache ich dann, wenn nebenbei auch noch Zeit bleibt fürs Leben. Und das geht halt am Vor- bzw. Nachmittag am besten.



Sie haben eine sehr unverwechselbare Stimme, weswegen man sie auch als privaten Sprecher buchen kann. Wann haben Sie denn mitbekommen, dass Sie mit diesem Organ Geld verdienen können?

Vielen Dank für das Kompliment Herr Weis, aber kann man nur mit seiner Stimme Geld verdienen? Als Sprecher vielleicht. Wenn Sie das meinen… irgendwann hat einer meiner Sprechtrainer mich mal mit ins Studio genommen, na ja - und so ist eben eins zum anderen gekommen.



Sie sind nun beim öffentlich-rechtlichen Sender NDR 2 angekommen. In wie fern unterscheidet sich das Arbeiten von dem beim Privatfunk?

NDR2 ist ja kein promotionorientiertes Hit Radio. Journalistisches Arbeiten hat einen sehr viel höheren Stellenwert. Sie behandeln mehr Themen und die intensiver, und dabei ist Präzision sehr wichtig.



Außerdem ist die Ansprache eine andere. In einem meiner ersten Airchecks meinte mein Chef zu einer meiner Musikmoderationen: „Schreien Sie nicht rum wie Casey Kasem, machen Sie eine entspannte Moderation und spielen Sie den Song – fertig. Machen Sie’s mit norddeutschem Understatement“. Ich musste lachen, aber das verdeutlicht es ganz gut.



Bis vor einem Jahr waren Sie bei Antenne Bayern zu hören – warum haben Sie den Sender verlassen?

Wegen NDR2.



Ohnehin – in München steht Valerie Weber nach der Kündigung von Katrin Müller-Hohenstein heftig unter Beschuss. Wie haben Sie die Programmdirektorin in der damaligen Zeit erlebt?

Da ich nicht mehr für Antenne Bayern arbeite, möchte ich mich zu dieser Frage nicht äußern.



Haben Sie ein Vorbild in Sachen Moderation?

Ich mag viele Facetten bei vielen Kollegen. Aber ein Vorbild habe ich nicht. Das wäre auch schwierig, beim Moderieren ständig an jemand anderes denken? Das wäre nichts für mich.



Hat man als Radiomacher heutzutage ein bisschen Angst? Es gibt immer mehr Internetradios, die exakt auf die Musikwünsche eines Jeweiligen zugeschnitten sind. MP3-Player sind äußerst beliebt… Nimmt dadurch die Wertigkeit des Radios ab?

Wenn Hörer ausschließlich musikorientiert sind, dann kann es schon sein, dass sie vermehrt Internet Radio hören oder mp3s. Aber der Reiz des Radios geht doch nicht nur von der Musik aus – auch wenn die natürlich sehr wichtig ist. Ich habe auf meinen mp3 Player soviel Musik. Ich denke mal für jede erdenkliche Situation passende Songs. Grade heute Morgen ist der Regen auf mein Autodach geprasselt, und dazu habe ich Tony Bennett gehört – herrlich.



Aber irgendwann kommt doch der Punkt, da wollen Sie nicht nur mit Musik berieselt, sondern angesprochen werden, informiert, intelligent unterhalten... und das sind eben Qualitäten, die Ihnen nur ein anspruchsvolles Radioprogramm bieten kann.

Insofern glaube ich dass, die Wertigkeit von Programmen, die etwas zu sagen haben, die etwas mitzuteilen haben, sogar weiter zunehmen wird.



Wenn Sie Programmchef bei einem Sender wären: Was würde es bei dieser Station auf gar keinen Fall geben?

Eine sehr theoretische Frage, aber ich würde sagen, das hängt vom Sender und vom Markt ab. Als PD einer Jazzwelle würde ich vermutlich eher selten harten Rock spielen (lacht).



Wenn Ihre Frage aber darauf abzielt, was ich aus Überzeugung schlecht finde, dann sage ich Ihnen: Ich könnte mich totlachen, wenn ich z.B. höre, dass einem Sender das Knacken seines Promotion-Jackpots einen Platz in den Nachrichten wert ist.



Gibt es einen Musiktitel, den Sie hin und wieder spielen müssen, der Ihnen aber überhaupt nicht gefällt?

Sicher, aber ich spiele die Musik ja nicht für mich, sondern für die Hörer. Und was denen gefällt, respektiere ich. Ich erwarte ja auch, dass keiner lacht, wenn er auf meinem mp3 Player Engelbert Humperdinck findet.



Danke für das Gespräch.

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