«Weisheiten»: Skispringen - Landung auf dem K-Punkt

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Die Vier-Schanzen-Tournee ist zu Ende. Manuel Weis wagt eine Prognose für das nächste Jahr.

Seit sieben Jahren überträgt die Kölner Fernsehstation RTL eines der wichtigsten Wintersportevents – die Vier-Schanzen-Tournee. Doch die Springen aus Oberstdorf, Garmisch-Patenkirchen, Innsbruck und Bischhofshofen haben ihre besten Zeiten hinter sich. Denn die Quotenstärke der Tournee war irgendwie immer mit einem Namen verbunden. Sven Hannawald. In der Saison 2001/2002 gelang ihm der bislang größte Triumph des Skisprungs. Er schrieb Geschichte, indem er alle vier Springen der Vierschanzentournee gewann – ein bis heute nicht erreichter Rekord.

Selbst RTL-Sportchef Loppe gab kürzlich zu, sich damals bewusst gewesen zu sein, dass diese Tour nicht zu toppen sein würde – weder sportlich noch quotentechnisch. Doch dass die Quoten so deutlich einbrechen würden, war wohl nicht wirklich zu erwarten. Schon in der Folgesaison brachten die DSV Adler nicht mehr die gewünschte Leistung. Die Folge: Viele enttäuschte deutsche Sportfans schalteten die Geräte ab oder gar nicht mehr ein.

Man höre, RTL wolle aus dem Skispringen aussteigen, fragte der österreichische TV-Moderator den RTL-Gastgeber Marco Schreyl, als dieser ihn am Donnerstagnachmittag im Rahmen der Vorberichterstattung im ORF-Studio besuchte. Verlegenes Grinsen bei dem RTL-Experten Dieter Thoma und bei Marco Schreyl. Fakt ist: Die Verträge laufen Ende 2007 aus – und eines steht fest: So viel Geld wie bisher wird RTL nicht mehr auf den Tisch legen. Seit 2000 sind laut Kölner Stadtanzeiger 94 Millionen Euro über den Tisch gegangen.

Zu Verhandlungen sei man zwar bereit, heißt es bei RTL – aber die Zeichen stehen auf Abschied. Dabei waren die Quoten nicht immer wirklich schlecht. Nach einem sehr holprigen Start in Oberstdorf, erzielte RTL mit dem Neujahrsspringen und mit den Übertragungen in Innsbruck und Bischofshofen gute Quoten. Das Problem bleibt allerdings das Qualifikationsspringen – dieses kommt nur schwer in den grünen Bereich und lag in der Regel unter dem Senderschnitt. Im Endeffekt landete man quotentechnisch genau auf dem K-Punkt. RTL sprang also nicht weit genug um wirklich zu gewinnen, die Reichweiten waren aber auch nicht so schlecht, als dass man als Verlierer da steht.

Günther Jauch hat den Absprung bereits geschafft. In Oberstdorf übergab er an seinen Nachfolger Marco Schreyl, der seine Sache in dieser Saison sehr gut gemacht hat. Und auch Florian König, der Tom Bartels am Mirkofon abgelöst hat, lieferte stets eine sehr solide Leistung ab. Der Zuschauerrückgang lag nicht am RTL-Team, sondern alleine an der sportlichen Situation der deutschen Springer. Keiner von ihnen springt in der Spitze mit, von daher ist es klar, dass auch keine Spitzenerlöse zu erzielen sind.

Die Tatsache, dass Sportchef Loppe in einem Interview bereits angekündigt hat, sich – im Falle einer Nicht-Verlängerung der Vertrags – nach Fußball-Rechten umsehen zu wollen, lässt die Chancen auf eine künftige Skisprungübertragung bei den Kölnern weiter sinken. Die wahrscheinlichste Variante ist demnach folgende: Sind die Rechte an den künftigen Vier-Schanzen-Tourneen nicht zu einem sehr viel günstigerem Preis zu haben, wird RTL wohl die Finger davon lassen und das Geld lieber für die Rechte der Fußball Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz ausgeben.

Erste Signale für eine Kooperation sind vorhanden: Die ARD will die Rechte nicht um jeden Preis erwerben, könnte sich allerdings einen Weiterverkauf an private Sender durchaus vorstellen. Im Gegenzug könnte dann die ARD wieder Skispringen übertragen: A pro pos ARD: Dort ist dann auch Günther Jauch mit einer politischen Gesprächsrunde zu sehen. Aber der hat ja zwischen Weihnachten und dem Drei-Königs-Tag nun keine Zeit mehr für Sportübertragungen, sagt er. Ob das 2007/2008 anders aussieht, steht in den Sternen.

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