Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Marc Rasmus

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Seit dem 15. Oktober 2005 zeichnet sich der 32-jährige Marc Rasmus für das Unterhaltungsprogramm des Senders RTL II verantwortlich. Pünktlich zum Start des neuen RTL II-Vorabends steht er Quotenmeter.de Rede und Antwort. Wie geht es weiter im Unterhaltungsbereich des Münchener Senders?

RTL II hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Im Jahr 2001 zum Beispiel lief «Big Brother» tagtäglich um 20.15 Uhr. Inzwischen setzt der Sender vermehrt auf Wissen und den Nutzwert von Wissen. Warum denn eigentlich? Im Winter/Frühjahr 2005 war RTL II doch mit Marktanteilen von 8 – 9 Prozent in der Zielgruppe fast auf dem Sprung in die erste Liga.
Als wir unseren 10-jährigen Geburtstag feierten, gab es Formulierungen in der Presse, RTL II habe die Pubertät hinter sich gelassen. Es hieß, der Sender sei reifer geworden. Das ist korrekt. Besonders, wenn man sich die langfristige Entwicklung anschaut, erkennt man, dass wir im Non-Fiction-Bereich, dazu gehören Unterhaltung und Infotainment, breiter aufgestellt sind. Jetzt hat beispielsweise eine so hochwertige Marke wie «Welt der Wunder» bei uns ihren festen Platz und ein großes Forum.

Dennoch sind die Marktanteile zurückgegangen. Im Januar erreichte RTL II bei den 14- bis 49- Jährigen „nur“ 6,1 Prozent. Im März 2004 waren es beispielsweise noch 8,4 Prozent. Sie haben über 2 Prozentpunkte verloren. Das sind über 25 Prozent der Zuschauer!
Betrachtet man die mittel- und langfristige Entwicklung der Marktanteile, wird deutlich, dass Schwankungen ganz normal sind.

Im Januar lief an zwei Montagen die Sitcom «Whoopi». In den USA wurde die Serie nach der ersten Staffel eingestellt, bestand da nicht ein großes Risiko, dass eine solche Reihe in Deutschland nicht klappen wird?
«Whoopi» ist eine sehr hochwertig produzierte Sitcom, die in den USA aus politischen Gründen eingestellt wurde. Das Genre Sitcom hat am Montagabend in der Primetime nicht funktioniert, deswegen haben wir auch sehr schnell reagiert.

Wird Deutschland die restlichen Folgen noch mal zu sehen bekommen?
Selbstverständlich, das Format hat schließlich eine ausgezeichnete Qualität.

«Ärger im Revier» ist ein Dauerbrenner. Geht das Format kontinuierlich mit neuen Folgen weiter, das heißt produzieren Sie auch aktuell?
Ja, wir werden «Ärger im Revier» fortsetzen. Auch im Jahr 2006 wird das Format mit neuen Folgen im Programm von RTL II zu sehen sein.

Sehr erfolgreich im Programm läuft auch «Das Experiment», ein Format, das auch sehr große Aufmerksamkeit in der Presse erhält. 30 Tage obdachlos, 30 Tage im Rollstuhl und 30 Tage in einer muslimischen Familie. Das waren die Themen bisher. Wie geht es jetzt weiter?
Das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass RTL II ein breiteres Themenspektrum bedient und neue Genres auch erfolgreich besetzt hat. Wir haben versucht die alten Kompetenzen aus dem Doku-Soap- und Reality-Bereich neu einzusetzen. Das Originalkonzept zu «30 Tage…» stammt im Übrigen aus Amerika, wirklich bekannt geworden ist das Format durch den Kinofilm «Super Size Me». Wir wagen uns hier an sozial brisante und relevante Themen heran, die eine sehr tiefgründige journalistische Vorarbeit erfordern. Wir wollen auf Augenhöhe mit dem Zuschauer fremde Lebenswelten nahbar machen. Die Protagonisten, die diese Experimente bisher gemacht haben, kommen aus dem wirklichen Leben, wodurch eine unglaublich breite Anknüpfungsfläche für den Zuschauer entsteht. Die Reaktionen auf alle drei Ausgaben haben uns gezeigt, dass es uns gelungen ist, dem Zuschauer neue Einblicke zu gewähren. Viele Menschen sagen: „Wow, ich habe mich zum ersten Mal so intensiv mit einem solchen Thema auseinandergesetzt.“ Das zeigt, welch hohe Kompetenz wir im Doku-Bereich besitzen. Übrigens ist «Das Experiment – 30 Tage im Rollstuhl» für die Rose d’Or nominiert.

Wird es neue Ausgaben geben?
Die wird es geben, ich möchte aber noch keine konkreten Themen nennen. Wir haben mit den ersten drei Folgen sehr große und umfangreiche Bereiche abgedeckt und recherchieren gerade intensiv neue, interessante Themen. Auf jeden Fall wollen wir dem Format auch weiterhin die Relevanz geben, die es bisher hatte.

Ein weiteres zweistündiges Format, welches sehr erfolgreich läuft, ist der «Frauentausch». Sie haben dort erst vor kurzem die Werbepreise gewaltig angehoben. In den Werbeblöcken 2, 3 und 4 zahlen Kunden jetzt 21 Prozent mehr. Wie wird es mit «Frauentausch» weitergehen?
«Frauentausch» wird auch weiterhin bei uns im Programm sein. Wir werden das Format, das schon seit Juli 2003 im Programm von RTL II on Air ist, auch in Zukunft am Donnerstagabend zeigen. Mitte Mai wird übrigens die 100. Folge dieser Doku-Soap zu sehen sein! Ein schöner Erfolg ist uns auch mit Vera Int-Veen und dem Format «Glück-Wunsch! – Vera macht Träume wahr» gelungen. Ab 25. April gehen wir mit neuen Folgen auf Sendung.

Kommen wir zum Vorabend bei RTL II: Dort ist «Gut zu Wissen» gefloppt…
«Gut zu Wissen» ist am Vorabend unter unseren Erwartungen geblieben. Wir haben gemerkt, dass wir dort nicht die Kernzuschauer bekommen, die wir uns eigentlich erwarten. Aber wir bleiben der Marke treu. Das Wissensmagazin wird ab Anfang März immer sonntags zu sehen sein. Die Reihe geht denselben Weg wie «Welt der Wunder - Schau dich schlau!», das am Sonntagabend um 18 Uhr sehr hohe Marktanteile holt. Deswegen machen wir ab März mit «Gut zu Wissen» am Sonntagabend weiter, um 17:30 Uhr, vor «Welt der Wunder: Schau dich Schlau!».

Allgemein ändert sich der Vorabend mit dem Ende von «Big Brother» gewaltig. Die Gameshow «5 gegen 5» startet – ein Nachfolger des Familienduells. Was ist anders?
«5 gegen 5» ist die lizenzierte Version der US-Erfolgsshow «Family Feud», die in Deutschland jahrelang unter dem Namen «familien duell» lief. Wir produzieren die Sendung zusammen mit den Machern des damaligen «familien duell». Das Spielkonzept ist eines der erfolgreichsten und bekanntesten der Welt. Dieses Spielprinzip nehmen wir in verjüngter Form wieder auf. Wir brechen auch das Familienprinzip auf – daher kommt auch die Namensänderung. Natürlich können Familien weiterhin mitmachen, aber eben auch Cliquen, WGs, Sportvereine etc. Wir legen das soziologisch etwas moderner aus. Moderiert wird die Show von Oli Petszokat. Neu am 27. Februar im Vorabend ist außerdem «Ripley’s unglaubliche Welt», das vor «5 gegen 5» zu sehen ist und von Bruno Eyron moderiert wird.

Kommt der Trend der Gameshows allgemein wieder?
Das hoffen wir sehr. RTL II ist DER Trendsetter im deutschen Fernsehen. Das ist unschwer zu leugnen: Bollywood, Big Brother, Doku-Soaps oder Anime sind nur einige Beispiele für erfolgreiche Innovationen von RTL II. Wenn ich den Gesprächen auf Fernsehmessen weltweit folge, glaubt die Branche fest an ein Comeback der Gameshow. Auch in Deutschland warten viele Fans darauf, diese Formate wieder zu sehen. Deswegen behaupte ich, dass viele Sender Gameshow-Konzepte in der Schublade haben, aber sich noch nicht getraut haben, sie rauszuholen. Wir haben gesagt: Alle sprechen davon, wir machen es. So haben wir das erfolgreichste Konzept genommen, es verjüngt und so geht «5 gegen 5» ab 27. Februar um 19:30 Uhr an den Start. Damit sind wir in Deutschland also die Ersten.

Eine weitere Schublade mit einer Gameshow bleibt aber auch bei Ihnen künftig geschlossen. Denn eigentlich sollte bereits ab März eine neue Primetime-Gameshow am Montagabend zu sehen sein. Das haben sie jetzt aber auf den Sommer verschoben. Fehlt da der Mut?
Nein, das hat inhaltliche Gründe. Strategische Gedanken spielen hier keine Rolle. Wir sind in der Entwicklung noch nicht so weit, um konkrete Angaben zu machen.

Können Sie denn schon sagen, in welche Richtung die Show gehen wird?
Nein, das würde wahrscheinlich nur in die Irre führen.

Besten Dank fürs Erste, Marc Rasmus. Am kommenden Sonntag - im zweiten Teil des Interviews - dreht sich der Großteil der Fragen um das gerade zu Ende gegangene «Big Brother»-Dorf. War das Format ein Erfolg für RTL II oder nicht? Außerdem verrät uns Marc Rasmus, wovor er Angst hat.

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