Popcorn & Rollenwechsel

Gelungene Gimmick-Interviews

von   |  2 Kommentare

Interviews um die Ecke gedacht: Das muss nicht immer ein Grauen sein, wie diese Beispiele zeigen.

Interviewtouren können für Stars überaus anstrengend sein. Nicht nur, weil sie dafür innerhalb kürzester Zeit um den halben oder gar ganzen Globus reisen und dann einen regelrechten Fragenmarathon über sich ergehen lassen müssen. Sondern auch, weil es einen gewissen Prozentsatz an Journalistinnen und Journalisten gibt, die nicht gerade die tollsten Fragen stellen. Sei es aus reinem Desinteresse oder aus dem Glauben, das Publikum wolle nur Klatsch, Tratsch, Triviales oder Albernes hören. Vor allem die Frühstücksmagazine aus aller Welt haben einen gewissen Ruf weg, aber es ist nicht so, als seien Radio-, Print oder Internet-Interviews durchweg pures Gold.

Dabei lässt sich mit dem nötigen Schuss Kreativität ein Weg aus der Misere finden: Will oder kann man kein Interview führen, in dem es um den angeregten Austausch zwischen den Talents und den Interviewenden geht, so ist es keinesfalls nötig, die Promis mit Unfug zu überrumpeln. Mehrere Internetportale haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren eigene Gimmick-Interviewreihen aufgebaut, die immer nach einem sehr ähnlichen Schema verlaufen und zwar durchweg den Schwerpunkt auf dem Unterhaltungsfaktor legen, aber durch ihre Findigkeit und ihr klares Konzept zu genüsslichem Fluff werden, statt zu Fremdscham-Interviews.

Einer meiner Favoriten ist das Wired Autocomplete Interview, das eigentlich mehr eine Gag-Nummer ist: Promis stellen sich den am häufigsten gegoogelten "Fragen" rund um sie und/oder ihr aktuelles Projekt.







Nicht derart auf Humor gebürstet, dafür ambitionierter in der Umsetzung (sowie unverhohlen gestellt), sind die 73 Fragen von Vogue: Videos, die in einem Take gedreht sind und einen Reporter bei einer "spontanen Stippvisite" zeigen. Die besten Ausgaben dieser Videoreihe sind sich der gestellten Situation völlig bewusst und lassen die Stars damit kokettieren – wie etwa die 73 Fragen an eine arrogant aufspielende (diese Maskerade jedoch immer wieder fallen lassende) Emily Blunt.



Vanity Fair indes versucht es derzeit mit verschiedenen Rubriken, wie sie auch aus einer Late-Night-Show stammen könnten. Da macht Dakota Johnson einen Lügendetektortest, dort geht Johnny Knoxville sämtliche Verletzungen seiner Karriere durch und da wiederum unterrichtet Rachel Weisz ihren «The Favourite»-Ko-Star Emma Stone in britischem Slang.







Oder man macht es wie Variety und lässt zwei Promis ein Gespräch miteinander führen und schaut, welche Wendungen es nimmt. Während Lady Gaga etwa mit verzaubertem Gesicht Lin-Manuel Miranda über die Tricks und Kniffe befragt, die bei der Produktion von «Mary Poppins' Rückkehr» Anwendung gefunden haben, führen Felicity Jones und Constance Wu einfach so (im Gewand eines Expertengesprächs über das Filmgeschäft) einen nuancierten, geistreichen Polittalk, der alles in den Schatten stellt, was die großen öffentlich-rechtlichen Talkshows Deutschland zum Thema Wertewandel und gesellschaftlicher Veränderung bislang hinbekommen haben. Da will man gar nicht mehr von Gimmick-Interview sprechen, aber irgendwie musste ich euch da draußen diesen Videotipp ja schmackhaft machen!




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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Nr27
03.01.2019 19:34 Uhr 1
Die Wired-Google-Interviews kannte ich noch gar nicht, ist aber eine geniale Idee. :)
Anonymous
06.01.2019 23:44 Uhr 2
Viel Spaß beim Archivdurchstöbern. Sind einige sehr charmante Ausgaben dabei.

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