15 Jahre Quotenmeter.de: Anekdoten und Lesetipps aus dem freudigen, leidigen Redaktionsalltag

Quotenmeter.de wird 15 Jahre alt – und begeht dieses Jubiläum auf seine ganz eigene Art und Weise: Sechs Redaktionsmitglieder geben Lesetipps und berichten von Ärgernissen sowie von Artikeln, die nicht wie geplant angekommen sind.

Manuel Weis
Ressort/Position: Chefredaktion

Mein schwierigster Artikel: Während einiger vergangener großer Fußballturniere hatten wir bei Quotenmeter.de unser großes Tippspiel, in dem wir die verschiedenen Sportredaktionen der Sender gegeneinander antreten ließen. Je länger das Turnier dauerte und je spontaner somit auch die Viertel- oder Halbfinals anstanden, desto schwieriger wurde es, insbesondere von den vor Ort auch eingesetzten mitmachenden Teilnehmern die Tipps rechtzeitig zu erhalten. Da ist die ein oder andere Prognose erst nach großer Mühe und quasi in letzter Minute hier in der Redaktion eingegangen. Eins bleibt mir dabei aber durchaus in Erinnerung: Tom Bartels hatte sehr, sehr oft einen richtigen Riecher und bekam dann beim Finale 2014 auch öffentlich endlich die Würdigung, die er verdient. Als einer der besten seiner Zunft in Deutschland.

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Wussten Sie, dass am 1. November 2010 Sat.1 den Film «Crocodile Dundee» zeigte? Und dass dieser im Nachmittagsprogramm des Senders wirklich ziemlich gute Quoten holte (über 17% waren es, um genau zu sein). Nun ist das in der Tat nicht die Medienmeldung des Jahres 2010 gewesen - einige unserer Leser fanden genau das aber ziemlich spektakulär. Bis heute ist jene Quotennews eine der erfolgreichsten Meldungen von Quotenmeter.de; 2010 wurde sogar kein Artikel besser geklickt.

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Interviews sind bei Quotenmeter.de eigentlich nie "Klick-Flops" - unsere Reihe "Sonntagsfragen" erfreut sich seit mehr als zehn Jahren sehr großer Beliebtheit und nicht wenige dieser Gespräche haben zwischenzeitlich 100.000 oder sogar deutlich mehr Aufrufe. Rückblickend betrachtet verwundert es daher ein bisschen, dass unser Gespräch nach dem ersten Jahr «Günther Jauch» im Ersten deutlich hinter dieser Marke zurückblieb. Das aber zeigt mal wieder, dass gute Klicks und guter, hochwertiger Journalismus oftmals zwei verschiedene paar Schuhe sind. Umso schöner, wenn‘s zusammenpasst.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: Es gab eine ganze Menge Artikel zu den Themen «Big Brother» und «Newtopia», die bei denen, die der Faszination dieser Form von Reality-TV nicht erlegen sind, sicherlich nicht aus dem Herzen sprachen. Ich bleibe dabei, dass gut gemachtes Reality-TV unfassbar spannend und emotional ist. Dabei darf man sich sicher erinnern an die ersten Staffeln von «Big Brother» oder auch an die ersten Wochen von «Newtopia». Dass all das, was danach mit der TV-Kolonie und den Pionieren passiert ist, als Mumpitz zu umschreiben ist, darf in diesem Rückblick aber auch nicht fehlen.

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: VOX ist zweifelsohne auf dem richtigen Weg und hat besonders in den vergangenen zwei Jahren einige bahnbrechender Formate mit auf den Weg gebracht. Deshalb verfolge ich persönlich neue Versuche des Senders immer mit großer Aufmerksamkeit, weiß aber auch, dass natürlich auch bei VOX nicht alles auf Anhieb klappt. Von demher kann ich die «One Night Song»-Kritik, quasi direkt und ohne jeglichen Zweifel unterschreiben.

Antje Wessels
Ressort: Kino/Kritiken

Als bislang schwierigsten Artikel (an dem ich darüber hinaus auch am längsten gesessen habe) sehe ich meinen Report über den Status Quo des deutschen Genrekinos an. Ich versuche darin, zu erläutern, weshalb es dem deutschen Genrefilm hierzulande an Lobby mangelt, warum die Vorurteile gegenüber deutschen Thrillern und Horrorfilmen so groß sind, aber auch, wie man das ändern könnte. Als ich mitbekam, dass der Artikel auch innerhalb der Branche für einiges (positives) Aufsehen gesorgt hat, war ich verdammt froh. Auch wenn mir bewusst ist, dass sich am Ende sowieso keiner an die Vorschläge halten wird…

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Manchmal weiß man ja, weshalb gewisse Artikel eine so hohe Reichweite erreicht haben, wie sie sie nun mal erreicht haben. Meine «Der Nanny»-Review, bis heute die meistgeklickte Kino-Kritik bei Quotenmeter.de etwa, hat vor allem deshalb so viele Leser erreicht, weil Matthias Schweighöfer sie geteilt hat. Und mein Bericht über die VOX-Show «Die Pferdeprofis» – sogar der drittmeistgeklickte Artikel in der Geschichte von Quotenmeter.de – hat sich in diversen Pferde- und Reitsportforen verbreitet.
Mit knapp 12.000 Klicks ist die Kino-Kritik zu Wim Wenders‘ 3D-Drama «Everything Will Be Fine» dagegen fast schon kein Klickhit mehr. Aber ich verstehe bis heute nicht, weshalb so viele Leser die Review zu diesem Film lesen wollten (womit die Kritik fast mehr Leser hat, als der Film Besucher), und daher muss ich sie hier erwähnen!

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Ich war damals selbst Schuld – und ärgere mich bis heute schwarz! Mein damals so aufwändig recherchierter, mit viel Liebe und Herzblut verfasster Artikel anlässlich der Liveshow der 'Drei Fragezeichen' ging damals ziemlich unter. Und warum? Weil ich selbst vergessen hatte, den Bericht rechtzeitig für die Seite freizugeben. Mittlerweile hat die Reportage ganz ansehnliche Klickzahlen, aber es könnten (und sollten) so viel mehr sein. Zumal die Fanbase der Hörspielserie riesengroß ist. Daher würde ich mich freuen, wenn ihr dem Bericht ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken würdet.

Als mir aufgebrummten Artikel, der mir letztlich sehr wohl Spaß machte, sehe ich meinen Bericht über Günther Jauch. In diesem Artikel sollte ich den Werdegang des Quiz-Moderators anhand der beiden Stationen "Showmaster" und "Talkmaster" näher erläutern. Eigentlich kein Thema, das mich großartig interessiert. Ich würde mich heute zwar immer noch nicht um den Bericht reißen, doch es hat schon Spaß gemacht, Jauch ein wenig in Schutz zu nehmen und trotzdem darauf einzugehen, weshalb er fortan lieber mehr Show und weniger Talk machen sollte.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: Es ist ziemlich einfach, einen Artikel mit negativer Resonanz auszusuchen, hinter dem ich trotzdem weiterhin stehe: Mein "#SorryNotSorry" über meine Antipathie gegenüber der gefeierten Serie «True Detective» bleibt eine Herzensangelegenheit von mir. Denn «True Detective» ist nun mal keine Serienrevolution, weil… Ach, lest das doch einfach selbst …

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: Nicht alle Kolumnen aus der Reihe "Popcorn und Rollenwechsel" treffen trotz Filmthematik immer automatisch meinen Geschmack. Die Zukunft von «Tron» ist mir ebenso egal wie die Regiefrage um die kommenden «Pirates of the Carribean»-Filme. Doch wann immer mein geschätzter Kollege Sidney Schering über das Thema Filmkritiker-Sein schreibt, bin ich emotional mit an Bord, denn er schreibt mir hier meist aus der Seele. Das hätte ich nicht besser hinbekommen!

Name: Sidney Schering
Ressort/Position: Quoten, TV-News und -Kritiken, Vermischtes, Interviews und Kino.

Mein schwierigster Artikel dürfte im Sinne von "was für ein Wunder, dass ich das rechtzeitig geschafft habe" mein Christian-Rach-Interview sein. Das musste ich sehr kurzfristig übernehmen, weil der Kollege, der es ursprünglich führen wollte, leider verhindert war. Folgender Haken an der Sache: Ich hatte mich in erster Linie trotz Interesses an einem Gespräch mit Herrn Rach nicht für diesen Artikel angemeldet, weil ich mit diversen anderen Aufgaben für Quotenmeter.de beschäftigt war. Da wir weder das Interview noch einen meiner gefühlt drölfzigtausend geplanten Artikel ausfallen lassen wollten, sprang ich dennoch ein. So ein 15-Minuten-Interview wird man ja noch trotz streng getakteter Deadline irgendwie dazwischen quetschen und anschließend abtippen können. Nur, dass Herr Rach so gut aufgelegt und redselig war, dass sich ein (wie ich finde) hochspannendes 50-Minuten-Gespräch entwickelte.

Grobe Faustregel: Sorgfältiges Abtippen benötigt das Dreifache der Gesprächszeit. Zusammen mit meinen anderen Pflichten und der verflixt kurzen Zeit, die zwischen Interviewführung und -veröffentlichung eingeplant war, bedeutete dies einen kleinen Albtraum. Doch da das Interview echt hübsch geworden ist, bereue ich nichts. Moral von der Geschichte: Wenn Kollegen verhindert sind, pack ruhig mit an! Du verlierst zwar wertvolle Schlafenszeit (von der wir Schreiberlinge eh viel weniger haben als gesund ist), aber, hey, kommt was Nettes bei rum!

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Da muss ich nicht zwei Mal überlegen! Die Startterminmeldung von «Lecker Schmecker Wollny» ist das Kuriosum in meiner Quotenmeter.de-Karriere. Als wir im Rahmen der RTL-II-Upfronts erwähnten, dass dieses Format geplant ist, stieß dies kaum auf Resonanz. Die Quoten der Neusser Familie waren schon längst nicht mehr so hoch wie einst. Und wir hatten am Tag der Sendestartverkündung deutlich spannendere Themen in petto. Und dennoch: Der Artikel wurde geklickt, als könnte man dadurch lebenslang Gratisverzehr im Restaurant seines Vertrauens gewinnen. Aktuell befindet sich die News auf Rang 15 der meistgelesenen Quotenmeter.de-Artikel. Na, Mahlzeit!

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Marvel-Schauspieler und -Regisseure sind echte Pressetour-Asse. Sie machen das routiniert, bewahren eine professionelle Haltung. Angenehm, immer wieder interessant. Aber selten unvorhersehbar. Umso erstaunlicher, wenn ein solches Interview aus den gewohnten Bahnen ausbricht. Genau dies geschah beim Pressetermin zu «The First Avenger: Civil War». Sowohl Nebendarsteller Paul Bettany als auch Regisseur Anthony Russo tauten während des Interviews völlig auf. Gut, dass Bettany die zweite Hälfte des Gesprächs durch den Raum turnend und mit wilden Gesten das Gesagte unterstreichend verbrachte, sieht man in der abgetippten Form nicht. Trotzdem finde ich, dass es atypische Interviewaussagen sind, die da zustande kamen. Die dort gebotene Selbstreflexion ging trotzdem unter, der Beitrag zog nur bescheidene Klickzahlen. Schade.

Ein Artikel, der mir aufgebrummt wurde – und letztlich sehr wohl Spaß machte ist eine Spätfolge des weiter oben genannten Klickhits. „Sidney, du, deine «Lecker Schmecker Wollny»-Meldung wurde so gut geklickt, du musst dazu ein 'Hingeschaut' schreiben!“ Mein Gedankengang: „Oh weh. Wie soll da was Unterhaltsames, Lesenswertes, Erkenntnisreiches und dennoch Faires bei herauskommen? Und wieso ich? Wäre mir neu, dass Leute, die Startmeldungen schreiben, automatisch die Kritik aufgebrummt bekommen! Will mein Chef mich für irgendetwas bestrafen?“ Am Ende entstand eine TV-Kritik, die ich ganz schmuck finde.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: 2016 war das Jahr, in dem global eine Beziehungskrise zwischen Filmkritikern und Lesern ausgebrochen ist. Und ja, es sind gezielt Leser gemeint, nicht Leserinnen. Ich war natürlich ebenfalls davon betroffen, weil ich es gewagt habe «Batman v Superman: Dawn of Justice» zu bemängeln und «Ghostbusters» zu loben. Noch heute werde ich dafür sporadisch beschimpft. Leute, lernt, einfach mal durchzuatmen! Andere Meinungen müssen euch nicht direkt derart auf die Palme bringen. Zumal ich finde, dass ich nicht einfach trotzig irgendwas offenbar total Provokantes hingeschrieben, sondern sehr wohl argumentiert habe. Aber, gut, das wird nun wieder neues Rumgezicke provozieren, nicht wahr?

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: Ich liebe es, in meiner Kolumne 'Popcorn und Rollenwechsel' unberechenbar zu bleiben, indem ich mit der Form spiele. Mal erkläre ich etwas, mal hinterfrage ich News, dann spinne ich mir was zusammen, meckere oder bin sarkastisch. Manche werden sagen, dass daher die Konstanz fehlt, ich sage, dass die Varianz ein Reizpunkt ist und ja immerhin stets Kino als Thema herhält. Julians "360 Grad" ist ähnlich unberechenbar, und sein fiktives Konferenz-Protokoll Breaking the German Bad könnte genauso gut meinem Hirn entstammen, wenn es sonntagabends durchbrennt und eine Kolumne zusammenzimmert.

Spitzfindige Leserinnen und Leser werden sagen, dass Julian den Trend zu Fake-Gesprächen auch überhaupt erst gesetzt hat, und ich es erst Jahre später als unregelmäßiges Feature meiner Kolumne eingeführt habe – daher nehme ich als Alternativantwort seine Verteidigungsrede auf Jessica Alba, die sich exakt so liest, wie das, was ich so verzapfe, wenn ich eine meiner unpopulären Positionen ausbreite. Liebe TV-Sender, liebes Spotify. Gebt Julian und mir doch eine eigene Sendung! Ja, wird keiner einschalten, aber wir hätten Spaß! Ein Hoch auf Jessica Alba, die Lady-«Ghostbusters», «High School Musical 3: Senior Year» und alles andere, was laut euch da draußen keiner mögen darf!

Manuel Nunez Sanchez
Ressort / Position: Quoten, TV (News und Sendungs-Reviews) und Vermischtes

Mein schwierigster Artikel ist nicht auf einen besonders schwerwiegenden Fall auf den Punkt zu bringen, der alle anderen "Problembären" meiner persönlichen Quotenmeter-Geschichte überstrahlt. Gut in Erinnerung ist mir hier allerdings das Schwerpunkt-Thema zum «ESC»-Vorentscheid geblieben, in dem ich auf die Selektionsmechanismen anderer Teilnehmerländer blicken wollte - und mir schnell des Umstands bewusst wurde, dass ich mir wohl besser noch die eine oder andere zusätzliche Stunde Vorbereitungszeit nehmen sollte, wenn meine Ausführungen nicht spätestens beim schwedischen «Melodifestivalen» enden sollten. Ich klickte und schaute mich also durch die tonale Vorhölle der internationalen Popmusik, um möglichst vielen Vorentscheiden möglichst aussagekräftige Impressionen extrahieren zu können, die ich in meinem Artikel verarbeiten konnte. Und dennoch war mein Artikel nicht frei von inhaltlichen Missetaten, wie ich bei anschließenden Konsultationen von «ESC»-Fanforen feststellen musste. Erkenntnisreich war die Recherche aber dennoch fraglos - und, so hoffe ich doch, letztlich auch mein Artikel.

Kein ganz so simples Unterfangen, wie man bei der Lektüre vielleicht denken mag, sind auch die traditionellen Top- und Flop-Bilderstrecken zum Ende jedes Jahres - zumindest, wenn man seinen Lesern mehr anbieten möchte als eine lose Aufzählung der offensichtlichsten Hits und Versager, auf die man eh auf Anhieb kommt. Nein, bei einer hohen zweistelligen oder gar dreistelligen Zahl kann man sich da schnell in Untiefen der televisionären Schaffenskraft begeben, die das Hirn in seinem natürlichen Selbsterhaltungstrieb völlig zurecht bereits gen kognitiver Müllhalde befördert hat. Mühsam war das, sehr, sehr mühsam.

Und wenn ich nun schon in den Untiefen der Mimimis eines Quotenanalysten wühle, sei auch noch eine ganz grundsätzliche Problematik angesprochen: Globale Quotenentwicklungen bereits lang laufender Formate oder die immer wiederkehrende Frage, was denn eigentlich die erfolgreichsten Fußballspiele, «Tagesschau»-Folgen etc. seien. Hierbei gilt die ebenso simple wie für Leser und Schreiberling unbefriedigende Faustformel: Je näher man den Anfängen des Fernsehens kommt, desto fragiler die Datenlage.

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Noch so eine Weisheit, mit der man sich als Quotenonkel rasch konfrontiert sieht, ist die, dass kommerzieller Erfolg und Substanz nun nicht gerade ein unzertrennliches Liebespaar sind. In meinem Fall zeigt sich dies unter anderem daran, dass meine beiden erfolgreichsten Artikel aller Zeiten - beide aus dem August 2016 stammend - eher Banalitäten wie den Staffelauftakt von «The Taste» oder neue Allzeit-Rekorde von «Wer weiß denn sowas?» umfassen. Zur besonderen redaktionsinternen Erheiterung tragen allerdings die fulminanten Klickzahlen zu einem meiner Kino-Checks bei, wo das Über-Ich mein Es nicht mehr im Zaum zu halten wusste und mich zu der subtil-schöngeistigen Überschrift "Ficki Ficki in Kenia" veranlasste. Ob es nun deutsche Thailand-Emigranten waren, die bei der Recherche nach günstigeren Alternativen zufällig auf unserer Seite landeten, ist im Nachhinein nicht mehr zu klären.

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Das ist tatsächlich gar nicht mal so leicht zu sagen, da bei aller Frustration über die viralen Hype-Mechanismen letztlich die Artikel, in die ich wirklich mein ganzes Herzblut hineingelegt habe, glücklicherweise nur äußerst selten gefloppt sind. Ein etwas höheres Interesse hätte ich mir aber sicher für meine knapp ein Jahr zurückliegende Analyse der Online-Abrufzahlen bekannter TV-Formate gewünscht, die letztlich zwar einigermaßen solide, aber auch arg unspektakulär performte - und damit nicht so recht die Unmengen an Aufwand gerechtfertigte, die ich dort hinein investiert habe. Ob man diese olle Kamelle nun aber noch einmal ausgraben muss, sei dahingestellt.

Ein Artikel, der mir aufgebrummt wurde – und letztlich sehr wohl Spaß machte: Müsste ich meine persönlichen Kernkompetenzen benennen, würde die Fauna sicherlich eher im hinteren Drittel des Rankings stehen. Entsprechend begeistert war ich, als ich mich vor gut einem Jahr der Frage widmen durfte, ob unsere vierbeinigen und gefiederten Begleiter denn überhaupt die verlässlichen Quotengaranten sind, als die sie immer bezeichnet werden. Dass die Freunde animalischer Lebensformen nun unter ähnlich starkem Humor- und Selbstironie-Verdacht stehen wie Veganer oder radikale Islamisten, ist ein ebenso großes Klischee, welches sich aber bei der Recherche an einigen Stellen durchaus bewahrheitet hat. So kam es letztlich sicherlich zum Glanzstück meiner redaktionellen Historie, aber doch zu einem Artikel, auf den sogar retrospektiv ganz gerne verweise.

Ein nicht ganz so schöner Gegenentwurf hierzu ist übrigens mein Engagement zur «ProSieben Völkerball-Meisterschaft», anlässlich derer ich einen ganzen Abend damit verbrachte, einen Liveticker zu leiten und anschließend noch eine Review dazu zu schreiben. Es waren letztlich knapp sechs Stunden Lebenszeit, die ich mit der Begutachtung meiner Raufasertapete auch produktiver hätte nutzen können. Und dabei wurde mir das alles noch nicht einmal aufgebrummt, sondern ich gab mich tatsächlich völlig der Illusion hin, dass dieses Projekt auch ganz unterhaltsam werden könnte. Kleiner Spoiler-Alarm, falls Sie den Artikel lesen möchten: Ne, war es eher nicht so.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: Hier fällt mir weniger ein konkreter Artikel ein, sondern eher eine Rubrik, deren Einstellung ich auch fast vier Jahre später noch immer persönlich bedauere: Das Forenecho. Dabei möchte ich gewiss nicht behaupten, dass jeder der verfassten Artikel einen Pulitzer-Preis verdient hätte - na gut, seien wir ehrlich, so manch einer hätte wohl noch nicht einmal den Schülerpreis der siebten Klasse einer Realschule in Wanne-Eickel gewonnen, zumal die Themenlage zumindest ein wöchentliches Erscheinen dieser Rubrik mitunter anspruchsvoll gestaltete. Und doch hielt und halte ich das Forenecho für eine unterm Strich gelungene Möglichkeit, redaktionelle Inhalte mit den Impressionen der Quotenmeter-Leser zu verknüpfen.

Eine Rubrik eines Kollegen, die so geschrieben ist, wie ich gerne schreiben würde: Dieses Empfinden treibt mich regelmäßig bei der wöchentlichen Kolumne 360 Grad von Julian Miller um, die es immer wieder mal vermag, meine Gedanken in pointiertere, sarkastischere und elitärer klingende Worte zu fassen, als es mir häufig möglich wäre. Und nein, die Vokabel "elitär" ist entgegen des momentanen marktschreierischen Minimalkonsenses in meiner Form keineswegs als versteckte Kritik gemeint, sondern als Anerkennung dafür, dass sich die Miller'schen Beiträge in (für mich) angenehmer Form von dem Alltagsgeblöke abhebt, dem ich bei Bedarf an jeder Ecke begegne.

Timo Nöthling
Ressort/Position: Schwerpunktthemen, USA, Interviews, Quoten, TV und Vermischtes

Mein schwierigster Artikel: Zugegeben: Einen YouTube-Kanal mit damals 150.000 Abonnenten als die Zukunft des deutschen Fernsehen zu verkaufen, war im September 2014 überaus gewagt. Im Rahmen einer Themenwoche unter der Überschrift „Modernes Fernsehen“ organisierte ich mit einem Kollegen eine sehr aufwendige, aber umso interessantere Artikelreihe. Es ging um nicht weniger als die Zukunft des Mediums Fernsehen, das deutsche Bürger 2014 noch mit durchschnittlich 240 Minuten pro Tag konsumierten. Nun bin ich kein Prophet, musste mir aber trotzdem irgendwie anmaßen, eine Richtung vorzugeben, in die sich das Fernsehen in den nächsten Jahren entwickeln könnte.

Der angesprochene YouTube-Kanal, den ich damals beleuchtete, nennt sich übrigens Rocket Beans TV. Knapp vier Monate später starteten sie Deutschlands ersten Internetsender, der mittlerweile über YouTube verbreitet wird, 350.000 Abonnenten zählt, gerade einen Deutschen Fernsehpreis gewann und über 80 Mitarbeiter beschäftigt. Kurz vor Senderstart führte ich das erste Interview mit Daniel Budiman, ein Teil der sehr sympathischen Truppe, die schon die MTV-Show «Game One» produzierte und nun tolle Inhalte allerlei Art.

Ich bin sehr froh, heute sagen zu können, dass ich Recht gehabt habe – nicht weil ich mich nun doch für einen Propheten halte, sondern weil ich Projekte wie Rocket Beans TV mittlerweile wirklich für die Zukunft des deutschen Fernsehen halte und auch selbst sehen will. Lese ich mir den Artikel noch einmal durch, hat sich die Situation der etablierten deutschen Sender unterdessen kaum verändert. Nur ein Unterschied ist wesentlich: Die linearen Sehdauern sind weiter gesunken.

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Natürliche und überzeugte Frühaufsteher gibt es in meinem Umfeld kaum, trotzdem zwingt einen die Arbeit natürlich des Öfteren, früh das warme Bett zu verlassen. Auf die Idee, dann erst einmal den Fernseher einzuschalten, kam ich jedoch in meinem Leben noch nie, was sicherlich auch mit den Gewohnheiten zu tun hat, die man in seiner Kindheit im Umfeld der Familie etablierte. Umso erstaunter war ich über den außerordentlichen Erfolg meines Quotenchecks über das «Sat.1 Frühstücksfernsehen» im Januar 2015, der sich tatsächlich recht weit oben im Allzeit-Ranking aller Quotenmeter-Artikel befindet. Der Job der Moderatoren, die in aller Herrgottsfrühe aufstehen, um andere Frühaufsteher zu unterhalten, ringt mir schon seit langer Zeit Respekt ab. Es scheint sich zu lohnen!

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf: Schon in meinem ersten Quotenmeter-Jahr 2013 stellte ich mir die Frage: „Können Internet-Abrufe die Fernsehquote ersetzen?“. Zu diesem Zeitpunkt war diese Angelegenheit eher Zukunftsmusik, lediglich beim «Neo Magazin Royale» fand sich eine große Schere zwischen linearen Sichtungen und Abrufen in der Mediathek, daher diente das ZDFneo-Format auch als Aufhänger. Zwar erhielt der Artikel durchaus Aufmerksamkeit, allerdings können auch fast dreieinhalb Jahre später gerne noch ein bisschen Klicks hinzukommen. Der Artikel hat in dieser langen Zeit nämlich kaum an Aktualität eingebüßt, an Relevanz gewonnen und die Frage in der Überschrift ist immer noch offen. Seit dieser Zeit erhöhten sich die Abrufe deutscher Fernsehformate über mobile Endgeräte oder im Internet massiv, Netflix und Amazon Prime starteten in Deutschland ihre Streaming-Dienste und trotzdem scheint es, als sei der Marktanteil im linearen Fernsehen noch immer die einzige echte Währung.

Ein Artikel, der mir aufgebrummt wurde – und letztlich sehr wohl Spaß machte: Als Bayer habe ich die Faszination Karneval im Rheinland nie ganz durchdringen können. Wir verkleiden uns zwar auch in der fünften Jahreszeit und nehmen dies als Anlass zum Feiern, bei uns hat das aber deutlich weniger Tradition und heißt „Fasching“ – ein Wort, bei dessen Nennung wohl irgendwo im Kölner Dom ein rotes Alarmlicht anfängt wild zu blinken. Trotzdem sprach ich Anfang 2016 mit Karnevals-Koryphäe Bernd Stelter über die Lage des Karnevals im Fernsehen, was meinen Horizont in dieser Hinsicht ein gutes Stück erweiterte. 2017 folgte dann auch mein erster Fasch… äh, Karneval in Köln, der sicher nicht der letzte bleiben wird.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: Das Mediennutzungsverhalten des Fernsehpublikums zu verwissenschaftlichen, ist sicher nicht immer zweckdienlich, manchmal unsinnig. Trotzdem setzte ich im Oktober 2016 meinen Plan in die Tat um, mein gesammeltes Wissen aus dem Studium gewinnbringend für eine Artikelreihe einzusetzen, die unsere Medienauswahl aus medienpsychologischer Sicht beäugt. Zunächst befasste ich mich damit, warum eigentlich so viele Personen «Bauer sucht Frau» schauen, wo doch die Kritiken so verheerend ausfallen und keiner zugeben will, das Format zu schauen. Einige Leser fühlten sich angesprochen und wiesen trotz der sensationellen Einschaltquoten des RTL-Hits entschieden zurück, irgendwas mit der Bauern-Kuppelei zu tun haben. Andere fanden die Erklärungen einfach blöd.

Ich dagegen, als Redakteur, der nun schon seit knapp vier Jahren Quoten analysiert, finde es langweilig und problematisch, das Zuschauerinteresse immer nur anhand der gleichen Faktoren zu erklären (Konkurrenzprogramme, Lead-In, etc.) und hoffe, mir gelingt es, Beobachtern auch andere Blickwinkel zu eröffnen.

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: Kino und Serien stellen zwei meiner großen Leidenschaften dar, deshalb lese ich stets aufmerksam die Beiträge meiner Kollegen aus dieser Themenecke. Mein Kollege Jan Schlüter, der sich regelmäßig mit neuen US-Serien oder Entwicklungen im Streaming-Bereich befasst, hat dabei wohl die höchste Treffsicherheit in Bezug auf Themen entwickelt, die mich interessieren, sodass seine Artikel fast schon Pflichtlektüre für mich sind. Daher will ich an dieser Stelle gar nicht unseren Schreibstil oder unsere Meinungen vergleichen – seine Artikel lesen sich so, als hätte ich ihn geschrieben, weil Jan schlicht das thematisiert, was mich interessiert. Beispielhaft soll an dieser Stelle einfach seine Kritik zur zauberhaften Netflix-Serie «Eine Reihe betrüblicher Ereignisse genannt werden».

Julian Miller
Ressort/Position: Kritiker und Kolumnist

Ein von mir verfasster Klickhit, bei dem ich bis heute nicht verstehe, weshalb er so ungewöhnlich oft aufgerufen wurde: Meine mit Abstand populärste Kolumne war diese kurze Beobachtung über eine der letzten Sendungen von «Schlag den Raab». Stefan Raab und die großen Sendungen der deutschen Samstagabendunterhaltung sind zu dieser Zeit nicht selten Gegenstand meiner Kommentare gewesen – aber nie habe ich mit diesen Themen eine größere Leserschaft gefunden als nach dieser Sendung.

Ein Klickflop von mir, der jetzt zum 15-jährigen Jubiläum von Quotenmeter.de gerne wiederentdeckt werden darf:: Mein Interview mit Stephen Sackur von BBC World News. Wir sprachen über seine kontroverse Show «Hardtalk» – ein konfrontatives, aber faires Format, aus dem sich in Zeiten des grassierenden Populismus wichtige Lehren ziehen ließen.

Mir egal, wie negativ die Kommentare ausfielen, ich stehe weiterhin hinter diesem Artikel: In vielen Fällen bestärkt mich ein gewisser Widerstand – vor allem, wenn er aus einer bestimmten Richtung kommt – darin, mit meiner Argumentation und meiner Haltung auf dem richtigen Weg zu sein. Besonders häufig erreichen mich wütende und orthographisch abenteuerlich verfasste Mails, wenn ich über progressive Themen schreibe. Zum Beispiel weibliche Ghostbusters.

Ein Artikel eines Kollegen, der sich so liest, als hätte ich ihn geschrieben: Diesen Punkt möchte ich umbenennen in "Einer von Quotenmeters besten Artikeln" und küre Sidneys ambitionierte Rezension zu «Frozen» alias «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren». Ich stimme mit ihm – bis heute – inhaltlich nicht im Geringsten überein. Aber in ihrer leidenschaftlichen Argumentation, in ihrer klaren Haltung und ihrem liebevollen Schreibstil ist sie wahrscheinlich einer der besten Meinungsbeiträge, den wir je veröffentlicht haben.
20.03.2017 08:10 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/91931