Die Kritiker

«Riskante Patienten»

von  |  Quelle: Inhalsangabe: WDR

Das Erste zeigt ein schwarzhumoriges und freches Familiendrama mit einem tollen Hauptdarsteller.

Inhalt


In der Praxis des Heilpraktikers Jan taucht eines Tages Rudger auf, der Ex-Freund von Jans Lebensgefährtin Milene und leiblicher Vater von deren Sohn Lenny. Zehn Jahre saß Rudger im Knast. Jetzt, nach seiner Freilassung, will er Frau und Kind zurückhaben – und zwar presto! Eines ist Jan umgehend klar: Dem Mann ist mit homöopathischen Dosen nicht beizukommen. Da müssen schon schwerere Geschütze aufgefahren werden.

Zur Polizei gehen? Geht nicht. Aber ein ehemaliger, auf die schiefe Bahn geratener alter Bekannter namens Steve könnte die Lösung sein – schließlich kennt er sich mit Leuten vom Schlage Rudger gut aus. Dank seiner guten Kontakte zu allzeit einsatzbereiten Schlägern will Steve seinem alten Kumpel Jan das Problem namens Rudger auch vom Hals schaffen. Gegen entsprechende Bezahlung, versteht sich. Aber die Aktion geht schief, Rudger ist bis aufs Blut gereizt, unter den Schlägern macht sich Panik breit. Die Situation wird – nun ja – ein bisschen ungemütlich.

Darsteller


Devid Striesow («Bella Block») ist Jan
Martin Feifel («Frühling für Anfänger») ist Rudger
Joanna Kitzl («The Experimental Witch») ist Milene
Mateo Wansing-Lorrio («Gekidnapped») ist Lenny
Corinna Kirchhoff («Wolfsfährte») ist Dorothee
Aljoscha Stadelmann («Über uns das All») ist Steve

Kritik


Der Mittwochsfilm im Ersten fällt in dieser Woche recht ungewöhnlich aus: Klingt die Inhaltsangabe noch nach einem handfesten Krimithriller, wird bei Betrachtung bald klar, dass es sich hier um ein schwarzhumoriges Drama handelt. Die Zusammensetzung aus ironischer Musikunterlegung, absurdem Szenario und einem großartigen Hauptdarsteller kommt mit Fortschreiten der Handlung immer mehr in Fahrt.

Dabei ist anfangs erst einmal unklar, wie man das Gezeigte nun einordnen soll. Der beklemmende Auftritt von Rudger, der nach zehn Jahren im Knast plötzlich einfach wieder auf der Matte steht, deutet zunächst auf ein emotionales Familiendrama mit zwei völlig gegensätzlichen Kontrahenten hin. Auf der einen Seite Rudger als rauer, lauter und unangepasster Rowdy, der seine Frau zurückhaben will. Auf der anderen Seite das Weichei Jan, ein sachlicher, konservativer und fürsorglicher Arzt. Letzterer wird von Devid Striesow exzellent gespielt, seine Gefühlsschwankungen zwischen Verzweiflung, Wut und Ängstlichkeit bringt der Darsteller glaubwürdig und jederzeit überzeugend an den Zuschauer.

Doch dann wird man das merkwürdige Gefühl nicht los, dass die teilweise völlig überzogen agierenden Charaktere (allen voran der Handlanger Steve und Jans Patientin Dorothee) vom Drehbuchautor Daniel Nocke («Die fremde Familie») gewollt so angelegt wurden. Und mit einem Mal befinden wir uns in einem abgedrehten, bitterbösen Rachedrama, das mit skurrilen Situationen und tiefschwarzem Humor aufwartet. Das unterstreicht auch der Einsatz konträrer Filmmusik, der eigentlich bedrohlichen und schmerzhaften Szenen eine komische Note verleiht. Fröhlichkeit und Ernst liegen hier dicht beieinander.

In «Riskante Patienten» steckt bei Weitem nicht das, was die Hülle verspricht. Alles macht hier einen sehr seltsamen Eindruck, bei dem nicht immer klar ist, ob es die Filmemacher nun ernst meinen oder wieder eine Überspitzung liefern. Die Geschichte an sich mag ein wenig weit hergeholt sein, dennoch präsentiert sie sich als humorvolles und absurdes Vergnügen, das schließlich in einem ebenso leidvollen wie grotesken Finale endet. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall eine Sichtung wert.

Das Erste strahlt «Riskante Patienten» am Mittwoch, den 22. August, um 20.15 Uhr aus.

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