Die Kino-Kritiker

«Angry Birds 2 – Der Film»: Die flugunfähigen Vögel wüten wieder

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«Angry Birds 2 – Der Film» ist trotz einiger sehr lustiger Szenen ein wenig denkwürdiger Film geworden.

Filmfacts «Angry Birds 2 – Der Film»

  • Regie: Thurop Van Orman
  • Produktion: John Cohen
  • Drehbuch: Peter Ackerman, Eyal Podell, Jonathon E. Stewart
  • Musik: Heitor Pereira
  • Kamera: Simon Dunsdon
  • Schnitt: Kent Beyda, Ally Garrett
  • Laufzeit: 96 Minuten
  • FSK: ohne Altersbeschränkung
Na, wer erinnert sich an die Game-App «Angry Birds», in der es gilt, flugunfähige Vögel mit einer Zwille in Bauten zu schleudern, die grüne Schweine mit fragwürdigem architektonischen Talent halbherzig erbaut haben? Die App wurde zum globalen Phänomen und erhielt Dutzende von Ablegern, Fortsetzungen, Varianten und Nachahmern – sowie eine Animationsserie und einen Kinofilm, der 2016 etwas mehr als 350 Millionen Dollar in die Kinokassen gespült hat. Mit diesem Umsatz lässt sich gerade einmal «Avengers || Endgame» finanzieren, gleichwohl genügt er, um den ersten «Angry Birds»-Film zu einer der erfolgreichsten Videospieladaptionen der bisherigen Kinogeschichte zu machen.

Mittlerweile dürfte das «Angry Birds»-Fieber weitestgehend abgeklungen sein, was sich auch an den bisherigen Kinoergebnissen von «Angry Birds 2 – Der Film» ablesen lässt: Bereits in mehr als drei Dutzend Märkten gestartet, brachte es der Computeranimationsfilm bislang bloß auf etwas mehr als 100 Millionen Dollar Einspiel. Und das, obwohl «Angry Birds 2 – Der Film» einen Rekord aufgestellt hat: Bei Rottentomatoes hat die Trickkomödie den höchsten Prozentwert aller Videospielverfilmungen.

Das bedeutet bekanntlich allerdings auch bloß, dass dies die Videospieladaption ist, die prozentual die wenigsten Verrisse bekommen hat – 72 Prozent aller «Angry Birds 2 – Der Film»-Besprechungen sind nicht negativ. Dass da sehr viel wohlwollendes Schulterzucken dabei ist, erkennt man an der Durchschnittsbewertung bei Rottentomatoes: Müde 5,74 von 10 Punkten. Ein nachvollziehbarer Konsens.

Im Zentrum dieser halbgaren Komödie steht erneut der rote Vogel Red (Originalstimme: Jason Sudeikis / dt. Stimme: Christoph Maria Herbst), der einst wegen ständiger Wutausbrüche ein sozialer Außenseiter war. Nachdem er im ersten Film aber die rettende Idee hatte, wie die flügellahmen Vögel ihre schweinischen Feinde in Zaum halten (nämlich, indem sie sich mit voller Wucht durch die Gegend flitschen lassen), wird er als Held gefeiert, was seinem Ego gut tut – womöglich sogar zu gut. Das fällt aber erst auf, als der anhaltende Kleinkrieg zwischen Schweinen und Vögeln ein Ende findet:

Denn kaum bietet Schweinekönig Leonard (Bill Hader/Ralf Schmitz) einen Waffenstillstand an, hört die Heldenverehrung Reds auf – und der Meckervogel fühlt sich prompt nutzlos. Selbst seine Freunde, der hektische Chuck (Josh Gad/Axel Stein) und der gutmütige Bombe (Danny McBride/Axel Prahl) können ihn nicht aufheitern – ein Speed-Dating macht ihn sogar noch zorniger, da er bei der smarten, aber leicht neurotischen Silver (Rachel Bloom/Anke Engelke) auf Ablehnung stößt. Als Red, Chuck, Bombe, der Maulheld Adler (Peter Dinklage/Smudo) und Silver ausgerechnet mit Leonard eine Heldentruppe gründen sollen, um der Eisbomben verschießenden Vogel-Diktatorin Zeta (Leslie Jones/Christiane Paul) Einhalt zu gebieten, ist natürlich Chaos vorprogrammiert …



Bis dieses Chaos richtig zündet, vergeht allerdings viel Zeit: Das Drehbuch-Trio Peter Ackerman, Eyal Podell und Jonathon E. Stewart finden keinen griffigen Einstieg in die Geschichte, und so plätschert der Auftakt vor sich hin – und steht dem späteren emotionalem Rückgrat des Films im Weg, da Red erst als Teamplayer gezeigt wird, ehe die Story in Gang kommt und sich zu einem "Red muss die Lektion lernen, wie gut es ist, im Team zu arbeiten"-Moralstück entwickelt. Doch sobald die Helden das Feindgebiet erreichen, entwickelt der knallig-quirlig animierte Trickfilm durchaus einen Reiz – und zwar als Slapstick- und Situationskomik-Nummernrevue mit dick aufgetragenen Figuren. Vor allem dialogarme Szenen brillieren, wie der Einsatz eines absurd-schlechten Adlerkostüms und wilde Trickaction-Szenen mit spitzer Pointe – die bietet auch ein Subplot über drei Küken, die ein paar verschollen gegangenen Eiern hinterherjagen.

Auch mancher Einsatz von aktuellen wie unvergesslichen Chartstürmern gerät in «Angry Birds 2 – Der Film» gewitzt – wenngleich Regisseur Thurop Van Orman es mit den Musikgags übertreibt und sich auch auf so manchen halbseidenen, billigen Songeinfall verlässt. Auch das ausgedehnte Actionfinale überreizt Van Orman, indem er Panne auf Panne und Wende auf Wende folgen lässt, bis der Finalakt jeglichen humoristischen Drive verliert.

Unterm Strich bleibt so ein Animationsfilm, der fidel genug ist, um sein junges Publikum bei Stange zu halten – und im Mittelteil findet sich auch so manches Trick-Slapstick-Bonmot. Doch in seiner Gesamtheit ist «Angry Birds 2 – Der Film» austauschbares Bilder- und Klangrauschen.

«Angry Birds 2 – Der Film» ist ab dem 19. September 2019 in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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