Hingeschaut

«Was für ein Jahr!»: Kurzweilig, niveauvoll und mit sehr viel Liebe zum Detail

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In seiner neuen Primetime-Show bei Sat.1 nimmt Hugo Egon Balder die Zuschauer mit ins Jahr 1982. Kurzweilig und unterhaltsam ist die Sendung nicht zuletzt deshalb, weil sich die Verantwortlichen hinter den Kulissen eine Menge Mühe gegeben haben. Unsere TV-Kritik…

«Was für ein Jahr» ist ein toller Rückblick in die Vergangenheit. In der Sendung werden die Besonderheiten vergangener Jahre von meinen prominenten Gästen und mir ins Gedächtnis gerufen und gefeiert",
Hugo Egon Balder
Mit seinen Zeitreisen in die 1990er- und in die 2000er Jahre hat Luke Mockridge vor nicht allzu langer Zeit für ganz großes Kino bei Sat.1 gesorgt. Zuschauer und TV-Kritiker fanden fast ausschließlich lobende Worte für die Shows mit dem 29-Jährigen - da liegt es nah, dass man in Unterföhring weiter an Retroshows glaubt und mit «Was für ein Jahr!» gleich die nächste passende Produktion liefert. Die Sendung basiert auf einem Format aus den Niederlanden, das dort von John de Mol produziert wurde und die Zuschauer in jeder Folge mitnimmt in ein bestimmtes Kalenderjahr.

In der deutschen Version vertraut Sat.1 zwar nicht auf Allzweck-Waffer Luke Mockridge, dafür aber auf das zweite große Sendergesicht, Hugo Egon Balder. Los geht es mit 1982 - jenem Jahr also, in dem der Film «E.T.» im Kino groß wurde, Helmut Kohl seinen Vorgänger Helmut Schmidt als Kanzler ablöste und Nicole den Grand Prix für Deutschland gewann. „Da kann ich gut mitreden, da war ich ja schon 57“, witzelt Balder zu Beginn der Sendung, der gewohnt locker und souverän durch den Abend führt.

Zu besprechen gibt es eine ganze Menge - und dankenswerter Weise zögern die Verantwortlichen auch nicht lange, sondern steigen direkt ein mit einem kurzen allgemeinen Rückblick auf das Jahr. Im weiteren Verlauf der Show spielen zwei Teams gegeneinander, die in der Auftaktfolge von Bülent Ceylan und Ruth Moschner angeführt werden. Das Duo ist noch in einer weiteren Folge zu sehen, in zwei anderen Episoden fungieren hingegen Wigald Boning und VOX-Löwin Judith Williams als Kapitäne. Mit den Gästen - in der ersten Folge Atze Schröder und Sonya Kraus - setzt man ebenfalls auf zwei etablierte Namen und lässt mit ihnen nichts anbrennen.

Die Teams spielen in verschiedenen Spielen gegeneinander, dabei geht es meistens um jahresspezifische Fragen. Wer nun glaubt, «Was für ein Jahr!» sei eine klassische Quizshow, liegt allerdings falsch. Die Spiele, um die es in der Sendung geht, erfinden das Rad nicht neu - und trotzdem haben sie meistens einen kleinen, aber feinen Kniff.

Im Finalspiel etwa gilt es 20 Fragen innerlich zu beantworten und die Antworten im Gedächtnis zu behalten. Erst wenn alle Frage gestellt wurden, müssen die Antworten in beliebiger Reihenfolge aufgesagt werden - ein kleiner Kniff, der neben Faktenwissen auch noch ein gutes Gedächtnis verlangt. Vorher spielen die vier Promis eine Runde "Wer bin ich?", auch ein Aktivitätsspiel ist in der Folge enthalten. Und auf reichlich Musik aus dem Jahr 1982 - unter anderem präsentieren Bülent Ceylan und Ruth Moschner ein Medley - müssen die Zuschauer auch nicht verzichten.

Generell gilt, dass die Sendung vor allem überzeugt, weil sie kurzweilig ist. Kein Spiel wird überdehnt, kein Rückblick fällt zu lang aus, kein Talk zwischendurch zieht sich. Mit einer Laufzeit von 90 Minuten ist «Was für ein Jahr!» in Sachen Länge genau richtig geraten. Und dann wäre da noch das Bühnenbild, in das die Verantwortlichen der Produktion eine Menge Arbeit gesteckt haben. Es wurde extra für die 82er-Folge hergerichtet, sieht in jeder anderen Episode etwas anders aus. Etwas mehr Zeit in der Maske dürften unterdessen Bülent Ceylan und Ruth Moschner verwendet haben, munter dekoriert treten sie in der Sendung als Boy George und Cyndi Lauper in Erscheinung. Gemeinsam holen sie das Jahr 1982 so auch optisch in die Auftaktfolge.

Bei alledem kommt die Sendung sehr viel niveauvoller daher als das zuletzt gezeigte «Promi-Flaschendrehen». Die Show stellt angenehme Unterhaltung dar und setzt mit aufwändigen Kostümen und einer liebevoll gestalteten Studiokulisse mehr auf die Liebe zum Detail als den Krawall. Das dürfte zugleich auch die größte potentielle Schwachstelle der Show sein: Dass sie von gewissen Zuschauergruppen als unspektakulär bis langweilig empfunden wird.

Sympathisch ist die Sendung nicht zuletzt auch, weil in ihr nach dem «Wer weiß denn sowas?»-Prinzip gespielt wird. Das heißt, dass die jeweiligen Teams für den Teil des Studiopublikums hinter sich spielen. Der in Mark gewonnene Betrag wird dafür in Euro umgerechnet und daraufhin gleichmäßig verteilt. Damit geht es für die Teams eigentlich nur um die Ehre - auch eine beruhigende Erkenntnis in Zeiten, in denen man im Showbusiness gerne zu immer verrückteren Superlativen tendiert.

Fazit: «Bei Was für ein Jahr!» hat Talpa Germany, das für Sat.1 produziert, weder Kosten noch Mühen gescheut, um eine hochwertige Retroshow auf die Beine zu stellen. Sie kann zwar nicht mithalten mit dem Feuerwerk, das Luke zuletzt mit seinen Zeitreiseshows abgezündet hat, ist mit vielen kurzweiligen Spielen und unterhaltsamen Akteuren aber nett anzuschauen. Mit reichlich Liebe zum Detail ist «Was für ein Jahr!» ein Format, das man so nicht mehr unbedingt im Privatfernsehen erwarten würde.

Die erste Folge von «Was für ein Jahr!» zeigt Sat.1 am heutigen Freitagabend, 1. März, ab 20.15 Uhr. In der Woche danach dreht sich in einer zweiten Folge der Show alles um das Jahr 1990.
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