Eurovision 2020 findet nicht statt

Das nächste Großevent reagiert auf die Nachrichtenlage: Der europäische Songwettstreit wird aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

Für die Talente aus den 41 teilnehmenden Länder, unsere Opening- und Pausen-Acts, die ihr Herzblut in ihre Darbietungen gesteckt haben. Für die Fans, die immer hinter uns gestanden haben und uns bis zuletzt Vertrauen geschenkt haben. Und nicht zuletzt für unser fantastisches Team, das monatelang hart gearbeitet hat. Für sie alle tut es uns so leid. Doch wir müssen einsehen, dass diese Entscheidung notwendig war.
Sietse Bakker, Executive Producer des «ESC 2020»
Nachdem die Fußball-Europameisterschaft 2020 auf 2021 vertagt wurde, war diese Entscheidung wohl auch nur eine Frage der Zeit: Wie die EBU mitteilt, wird der «Eurovision Song Contest» dieses Jahr nicht stattfinden. Eigentlich sollte das grenzensprengende, kunterbunte Musikereignis diesen Mai in Rotterdam abgehalten werden. Doch die Coronavirus-Pandemie hat die Planungen für das Showevent zum nahezu unmöglichen Hürdenlauf gemacht.

Wie die European Broadcasting Union daher nun mitteilt, wurde "mit tiefstem Bedauern" beschlossen, den «ESC» abzusagen. Die Richtlinien der teilnehmenden Länder (beispielsweise wurden in vielen Nationen Reiseverbote erteilt) sowie des Austragungsortes machten deutlich, dass sich das Live-Event nicht wie geplant umsetzen ließe. Auch eine Show ohne Livepublikum war für die EBU keine Option. Einen «ESC», in dem die verschiedenen Acts aus ganz Europa nicht etwa auf derselben Bühne auftreten, sondern aus verschiedenen Studios zugeschaltet werden, wollte man ebenso wenig veranstalten, da das dem Grundgedanken hinter dem Konzept widersprechen würde.

Dies ist ein historischer Moment für den «ESC», da er seit nunmehr 64 Jahren ohne Unterbrechung stattgefunden hat und in dieser Zeit als riesige Unterhaltungsshow, die ganze Nationen vor den Empfangsgeräten vereinte, stets den europäischen Gedanken symbolisierte. Jon Ola Sand, Executive Supervisor dieser europäischen Show-Institution, kommentiert: "Wir sind sehr stolz, dass der «Eurovision Song Contest» 64 Jahre lang Menschen aus ganz Europa vereint hat. Und wir sind ungeheuerlich enttäuscht, dass es nun zu dieser Situation kommt." Laut Sand finden bereits Gespräche statt, Rotterdam 2021 erneut zur «ESC»-Stadt zu machen.

Sand führt fort: "Ich möchte allen danken, die in den Prozess involviert waren, dieses Jahr einen großartigen «Eurovision Song Contest» auf die Bühne zu bringen. Bedauerlicherweise war die Umsetzung dieser Pläne aufgrund von Dingen, die wir nicht beeinflussen können, nicht machbar." Sand verspricht jedoch: "Der «Eurovision Song Contest» wird stärker denn je zurückkehren!"

Eine Verschiebung des Events zu einem späteren Zeitpunkt 2020 lehnte die EBU als Möglichkeit ab, weil man nicht abwägen könnte, wann der geeignete Zeitpunkt wäre. Zudem würde es für den Sender hinter dem gewinnenden Act eine verkürzte Vorbereitungszeit für die Show 2021 bedeuten – es sei denn, man würde auch 2021 vom Austragungsmonat Mai abweichen, was alles nur noch weiter verkomplizieren würde. Noch unklar ist, ob 2021 einfach alle Interpreten auftreten werden, die für dieses Jahr bestimmt wurden. Selbiges gilt für die Frage, ob 2021 die ursprünglich für dieses Jahr ausgesuchten «ESC»-Songs dargeboten werden sollen, oder ob man neue Lieder auswählen lässt.

Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung, erklärte am Mittwochnachmittag: "Das haben wir erwartet und befürchtet - es ist leider die einzig richtige Entscheidung. So enttäuschend es für alle Beteiligten, für alle Künstlerinnen und Künstler und alle Zuschauerinnen und Zuschauer in Europa und Australien ist, so gilt doch auch für den «ESC»: Die Gesundheit aller muss oberstes Ziel sein.

Durch intensive Gespräche weiß ich, dass sich das niederländische Team um Executive Producer Sietse Bakker, die EBU mit Jon Ola Sand sowie die Reference Group hoch professionell, sehr verantwortungsvoll und gründlich allen Fragen gestellt hat, die die Corona-Epidemie für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Eurovision Song Contest aufwirft. Ich habe uneingeschränktes Vertrauen, dass alle Verantwortlichen mit Hochdruck an der bestmöglichen Lösung für den «ESC» 2021 arbeiten."
18.03.2020 14:33 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/116823