Von emotionalen Indie-Perlen bis zu hochgelobten Festivalhits dominierten Filme, die mutig erzählten, formal überzeugten und das Publikum überraschten.
10. «Heldin» (Drama, deutscher Kinostart: 27. Februar 2025)

Floria Lind, Pflegefachfrau in der Schweizer Onkologie, meistert eine überlastete Spätschicht allein. Regisseurin Petra Volpe begleitet sie dabei dokumentarisch. Trotz Personalmangel versorgt Floria fürsorglich schwerkranke Patienten, bis ihr unter hohem Stress ein potenziell tödlicher Fehler unterläuft – ein Moment, der ihre Belastungsgrenzen offenlegt.
Peter Bradshaw vom „Guardian“
urteilte: „Der Film ist im klassischen Stil von Aaron Sorkin gedreht, mit Walk-and-Talk-Dialogen, in denen Floria mit ihren Kollegen auf den Fluren knappe Fachgespräche führt. Und es gibt fast eine Echtzeit-Single-Take-Ästhetik, obwohl es auch konventionelle Schnitte gibt.“
9. «Sinners» (Horror, deutscher Kinostart: 17. April 2025)

Die Zwillingsveteranen Smoke und Stack eröffnen in dem Ryan-Coogler-Film im Jahr 1932 in Mississippi ein Juke Joint, in dem Cousin Sammies mitreißende Musik ungeahnte Kräfte entfacht – und Vampire anlockt. Ein tödlicher Kampf um Familie, Identität und Freiheit entbrennt. Jahrzehnte später begegnet der gealterte Musiker erneut den Unsterblichen, die ihn bis heute verfolgen.
„In «Sinners» geht es um alles, was uns verbindet, und nicht um das, was uns trennt“,
schwärmt Stephanie Zacharek von „Time“. „Manchmal finden wir diese Gemeinschaft in der Musik, im Tanzen, im Reden und Lachen miteinander. Unsere Tragödie ist, dass wir selbst dann irgendwie vergessen, dass wir alle rotes Blut haben.“
8. «Black Bag» (Thriller, deutscher Kinostart: 15. Mai 2025)

In Steven Soderberghs Spionage-Thriller sucht Agent George Woodhouse verzweifelt nach der undichten Stelle, die ein nukleares Cyberprogramm verraten hat. Beim Versuch, Kollegen und seine eigene Frau zu durchschauen, entlarvt er ein tödliches Netz aus Affären, Verrat und geopolitischen Intrigen. Ein manipulativer, dialoggetriebener Agentenfilm, in dem Vertrauen endgültig zur Illusion wird.
„David Koepp, der häufig mit Steven Soderbergh zusammenarbeitet, hat ein rasantes und spannungsgeladenes Drehbuch geschrieben, das im Wesentlichen eine straffe, moderne Interpretation von John le Carrés Welt ist, ohne moralische Schwankungen. Diesmal ist der drohende Bösewicht (der nie namentlich erwähnt wird) Wladimir Putin, und niemand versucht zu behaupten, dass die Führung des Westens und Russlands weitgehend gleich sind“,
sagt Kyle Smith vom „Wall Street Journal“.
7. «Sentimental Value» (Schwarze Komödie, deutscher Kinostart: 4. Dezember 2025)

Nach dem Tod ihrer Mutter stellen Nora und Agnes ihren entfremdeten Vater Gustav zur Rede, dessen Karriere stockt, während er einen Film über seine traumatisierte Widerstandskämpfer-Mutter plant. Seine emotionale Unreife belastet die Familie, bis Agnes die generationsbedingten Wunden erkennt. Nora nimmt schließlich die Filmrolle an – ein zarter Schritt zur Versöhnung. Regie führte Joachim Trier, der Spielfilm erschien in Norwegen.
David Rooney vom „Hollywood Reporter“
schreibt: „Skarsgard spielt einen Egoisten mit schelmischem Charme, gegen den nur seine Töchter immun sind, und mischt dabei ironischen Humor (und eine witzige Anspielung auf Netflix) darüber ein, ein alternder Arthouse-Regisseur zu sein, dessen Erfolg hinter ihm liegt. Er besucht seinen langjährigen Kameramann Peter (Lars Väringer) in dessen schickem Haus, das er sich durch seine Arbeit an Lasse Hallström-Filmen leisten kann.“
6. «April» (Drama, deutscher Kinostart: 1. Mai 2025)

Die georgische Gynäkologin Nina lebt isoliert, erfüllt ihren Beruf mit Hingabe und führt heimlich Abtreibungen durch. Als ein Neugeborenes stirbt, gerät sie unter Verdacht und Ermittlungen bedrohen ihre Existenz. Regisseurin Dea Kulumbegaschwili verdichtet Ninas moralischen Druck mit einer gesichtslosen, unheimlichen Gestalt, die ihre inneren Abgründe und die Enge ihres Lebens sichtbar macht.
Chase Hutchinson von der „Seattle Times“
meint: „Es geht um Leben und Tod, und deshalb riskiert Nina alles, um sich um diejenigen zu kümmern, die nur wenige Menschen haben, an die sie sich wenden können. Es ist ein Film, der auf subtile Weise von Prinzipien und Mut handelt und nicht davor zurückschreckt, zu zeigen, wie schmerzhaft dies sein kann. Im Mittelpunkt steht die Tatsache, dass Nina ausgegrenzt wurde und weitgehend allein bleibt.“
5. «Caught by the Tides» (Drama, deutscher Kinostart: 15. Mai 2025)

In Jia Zhangkes Film verfolgt die arbeitsame Qiao Qiao ihren Liebhaber Bin quer durch ein China im Wandel – von Datong bis zu den vom Drei-Schluchten-Damm verdrängten Gemeinden. Während er in riskante Deals abrutscht, kämpft sie um Selbstbestimmung. Nach einer Trennung finden sich beide in der Corona-Ära, gezeichnet vom Leben, vorsichtig wieder.
„Die Lieder, die man in Nachtclubs, bei Outdoor-Festspielen zur Begleitung von Produktvorstellungen und – in einem wunderbaren Moment aus einem abgebrochenen Sachbuchprojekt, an dem Jia gearbeitet hat – bei Treffen alter Freunde hört, bleiben nicht gleich, aber die Begeisterung, die Nostalgie und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bleiben dieselben“, sagt
David Fear vom „Rolling Stone“ über den Spielfilm.
4. «Train Dreams» (Drama, deutscher Kinostart: 21. November 2025)

Im Sommer 1917 arbeitet der Adoptivsohn Robert Grainier als Holzfäller am Eisenbahnbau und erlebt Gewalt, Entwurzelung und Kameradschaft. Mit Gladys und Tochter Kate findet er kurz Glück, bis ein Waldbrand seine Familie auslöscht. In Clint Bentleys Film trägt ihn nur menschliche Güte durch Jahrzehnte der Einsamkeit – bis ins Jahr 1968, geprägt vom Wandel der Welt.
„Screen Daily“-Autor Tim Grierson
sagt: „Genau zu erklären, welchen Schmerz Robert verbirgt, würde einige der bewegendsten Wendungen des Films vorwegnehmen. Aber schon früh in Train Dreams, als Robert erfährt, was mit den chinesischen Einwanderern passieren kann, die neben ihm beim Bau der amerikanischen Eisenbahnen arbeiten, wird dieser Mann eine Reihe harter Wahrheiten über Rassismus, Verlust, Schuld und den grausamen Lauf der Zeit erfahren“.
3. «Sorry Baby» (Satire, deutscher Kinostart: 18. Dezember 2025)

Unter der Regie von Eva Victor erzählt der Film von Agnes, einer Literaturprofessorin, die nach der sexuellen Gewalt durch ihren Mentor Decker versucht, Kontrolle und Vertrauen zurückzugewinnen. Freundschaften, berufliche Chancen und neue Nähe helfen ihr, Trauma und Schuldgefühle zu verarbeiten. Am Ende findet sie in der Verbindung zu Lydies neugeborener Tochter einen leisen Hoffnungsschimmer.
„New York Times“-Autorin Manohla Dargis
schreibt: „Der amerikanische Independent-Film ist voll von Tragödien und Charakteren, die edel oder chaotisch leiden, mit Tränen, Rotz und manchmal Blutspritzern. Solche Geschichten können offensichtlich bewegend und manchmal auch eine Erleichterung sein, insbesondere im Vergleich zum Mainstream-Kino, das hartnäckig auf Hollywood-artige Happy Ends, Helden und Triumphe setzt.“
2. «The Secret Agent» (Thriller, deutscher Kinostart: 6. November 2025)

Im Brasilien des Jahres 1977 taucht Ex-Professor Armando unter, während korrupte Polizei, ein machtgieriger Energiekonzernchef und angeheuerte Killer ihn jagen. Regisseur Kleber Mendonça Filho verwebt politische Repression, Rassismus, Medienhysterie und persönliche Tragödien zu einem dichten Puzzle. Jahrzehnte später rekonstruieren Studentinnen Armandos Schicksal über Tonbandarchive – ein Echo vergangener Gewalt und Widerstandskraft.
„Für Mendonça Filho, der seine Liebe zu seiner Stadt, seinem Land und seinen Mitmenschen in dieses Meisterwerk eines Films einfließen ließ, ist das Drehen und Anschauen von Filmen die beste Art, Dinge zu verarbeiten. Es ist sein bester Film und der beste Film des Jahres“, ist sich Katie Walsh vom „Chicago Tribune“
sicher.
1. «One Battle After Another» (Drama, deutscher Kinostart: 25. September 2025)

Unter der Regie von Paul Thomas Anders erzählt der Film eine grelle, brutale und satirische Terror- und Verfolgungsgeschichte: Pat und Perfidia, Teil der radikalen Gruppe „French 75“, geraten durch Verrat, Obsession und rassistische Gewalt ins Visier des fanatischen Militärbeamten Lockjaw. Sechzehn Jahre später bedroht er ihre Tochter Willa erneut. In einem eskalierenden Showdown zwischen Staat, Untergrund und Rechtsextremen kämpft Willa um Freiheit, Identität – und ums Überleben.
„Kurz gesagt, dies ist Andersons Action-Epos“
meint Clarisse Loughrey von „The Independent“, „Der Film beginnt mit dem fulminanten, großartigen Kino-Bild von Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor, großartig in jeder Szene, in der sie auftritt), die in ein Einwanderungsgefängnis stolziert – mit gerechter Wut in ihren Muskeln, als wäre sie etwa 3,60 Meter groß – und dem gedemütigten Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) erklärt: „Dies ist die Ankündigung einer verdammten Revolution“.“
Disclaimer in eigener Sache: Diese Liste basiert auf mehreren Empfehlungen von Kollegen, Skalen und persönlicher Meinung. Verschiedene Spielfilme wie Auslands-Oscar-Anwärter, die erst im kommenden Jahr starten oder Filmfest-Premieren sind nicht in die Auswahl eingeflossen. Für diese Liste sind Filme ausgewählt worden, die in Deutschland verfügbar waren. Zahlreiche Spielfilme von «It Was Just an Accident» über «Marty Supreme» und «Hamnet» kommen erst im kommenden Jahr in die deutschen Kinos.