Nur noch kurz die Welt retten: Eine junge Psychologiestudentin gerät in dieser norwegischen Serie in Gefahr, in einen drohenden Amoklauf verwickelt zu werden. Oder bildet sie sich das nur ein?
Manchmal braucht es junge Stimmen, um drängende Themen unserer Zeit in ungewohnter Klarheit hörbar zu machen. «Ida rettet die Welt», eine norwegische Dramedy-Serie, die nun bei One ausgestrahlt wird und auch ihren Weg in die ARD-Mediathek gefunden hat, wagt sich an ein gesellschaftliches Minenfeld: psychische Gesundheit, das Incel-Phänomen, die moralische Ambivalenz von Hilfsbereitschaft – und das alles durch die Linse einer jungen Frau, die nicht nur Psychologie studiert, sondern offenbar auch die Welt retten will.
Die Serie basiert auf dem gefeierten Debütroman der Psychologin Kjersti Halvorsen und zeigt von Anfang an: Hier geht es nicht um oberflächliche Effekthascherei, sondern um einen ernst gemeinten, feinfühligen Blick auf die Unsicherheit junger Erwachsener im Zeitalter der Dauerkrise. Die Angst vor Gewalt, die Suche nach Kontrolle, das Streben nach moralischer Integrität – all das wird verhandelt in acht knapp halbstündigen Episoden, die sich angenehm jeder klaren Genrezuordnung entziehen.
Besonders stark ist die Serie, wenn sie sich auf ihre leisen Zwischentöne konzentriert: auf Idas zunehmende Verwirrung über ihre eigene Rolle in dem sich anbahnenden Drama, auf die subtile Bedrohlichkeit, die Arthur Hakalahti als Axel nie plakativ, sondern stets brüchig und menschlich verkörpert. Ebenso überzeugend: Mohammed Aden Ali als Jonas, Idas potenzieller Love Interest, der mit seiner geerdeten Ruhe einen wohltuenden Kontrapunkt zum neurotischen Grundton der Handlung bildet.
Dennoch: «Ida rettet die Welt» ist eine der wenigen Serien der letzten Zeit, die es wagen, den moralischen Eifer einer jungen Generation ernst zu nehmen, ohne ins Klischee abzudriften. Die narrative Frage, ob Ida wirklich retten kann – Axel, sich selbst, die Welt –, wird nicht endgültig beantwortet. Und gerade darin liegt die Stärke dieses Formats: Sie zeigt eine Generation, die in Unsicherheit lebt und dennoch versucht, Verantwortung zu übernehmen.