Interview‚In meinem TV-Klassenzimmer soll es warm und herzlich zugehen‘

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Am Donnerstag startet die neue Comedyshow «Nachsitzen mit Christine Eixenberger», in der jeweils zwei Prominente aufgrund eines blauen Briefes im Studio erscheinen. Man möchte nicht belehren, sondern entlarven, sagt Eixenberger.

Frau Eixenberger, in Ihrer neuen Show «Nachsitzen mit Christine Eixenberger» laden Sie wöchentlich prominente Nachsitzer ins Klassenzimmer ein. Wie kam die Idee zustande, Satire mit dem Setting eines Schulraums zu verknüpfen?
Unsere Produktionsfirma Constantin Entertainment hatte diese Idee gepitcht und ich war aufgrund meines pädagogischen Backgrounds sofort ziemlich angetan. Und der Schulkosmos bietet sich auch wirklich für eine Satire-Show an. Auch hier geht es um Macht, um Regeln, ums Durchfallen und darum, Verantwortung abzuschieben. Oft ist einfach der Banknachbar schuld. Oder der Bruder. Aber in der Schule geht es auch ums Zusammenhalten, darum, dass man miteinander und aneinander wächst und am Ende des Tages etwas für sich und sein Leben mitnimmt. Und das werden wir bei «Nachsitzen» versuchen. Wir laden an vier Donnerstagen je zwei prominente Größen aus der Kabarett- und Comedyszene ein. Und die wiederum nominieren jeweils zwei Politiker*innen, Unternehmen oder Personen des öffentlichen Lebens, die sich durch besonders kreative Fehltritte in letzter Zeit fürs Nachsitzen qualifiziert haben. Am Ende der Sendung entscheidet das Publikum im Studio, wer für seinen Fauxpas den legendären ‚Blauen Brief‘ bekommen soll.

Sie haben selbst Lehramt studiert – wie viel persönliche Lehrerfahrung fließt in die Rolle als „Klassenleitung“ der Sendung ein?
Meine Praxiserfahrung beschränkt sich zwar nur auf ein sogenanntes „Intensiv-Praktikum“ an der Uni, in dem ich ein Jahr in Begleitung meiner Professorin an einer Grundschule unterrichten durfte, aber Fleißsticker habe ich auf der Bühne in den letzten fast 13 Jahren dafür zu Genüge verteilt. Und hier überschneiden sich für mich beide Berufsfelder entscheidend: Kompetente Lehrkräfte waren schon zu meiner Schulzeit immer die, die einen guten Bezug zu den Schülerinnen und Schülern hatten, sie mitreißen und für ein Fach begeistern konnten, das einen bisher immer denken ließ: „Lieber Gott, ich weiß, ich bin noch jung, aber bitte nimm mich zu dir!“ Gute Lehrkräfte sind einfach auch gute Entertainer*innen. Punkt. Und in meinem TV-Klassenzimmer kommt beides zusammen. So ist zumindest der Plan. (lacht)

Mit welchen Themen oder Personen würden Sie persönlich gerne jemanden zum Nachsitzen verdonnern? Gibt es da schon einen Favoriten?
Puh, wo soll ich da anfangen...? (lacht) Man muss sich ja nur mal die Nachrichten der letzten Wochen und Monate ansehen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich war schon im Februar bereit für einen satirischen Jahresrückblick. Es mangelt nicht an möglichen Kandidat*innen für den ‚Blauen Brief‘. Trump, Weidel, Merz, Söder, Dobrindt... Die sind manchmal als Satiriker schwer zu toppen! Bei Markus Söder habe ich sogar ein bisschen Angst davor, dass er irgendwann auf die Idee kommt, sein eigenes Kabarettprogramm herauszubringen.

Wie wichtig ist Ihnen in der Show der pädagogische Zeigefinger – und wie viel davon darf Satire im Jahr 2025 überhaupt noch haben?
Ich verstehe natürlich, dass man bei den Themen Schule und Satire spontan an den erhobenen Zeigefinger denkt. Aber der ist nicht auf meiner persönlichen Bingo-Card für dieses Format. In meinem TV-Klassenzimmer soll es warm und herzlich zugehen – und trotzdem scharf und kritisch. Wir wollen nicht belehren, sondern entlarven.

Sie begrüßen in jeder Folge zwei prominente Kabarettisten oder Comedians. Wie läuft die Zusammenarbeit – und wie viel Überraschung steckt in deren Nominierungen?
Ehrlich gesagt, gibt es in der Vorbereitung für das Format gar nicht so viele Berührungspunkte mit den Kolleg*innen, was ein bisschen schade ist, denn so sehen wir uns alle wahrscheinlich erst zu den Aufzeichnungstagen. Allerdings ist das bei TV-Shows auch gang und gäbe. Nur so viel: Ich habe mir bei allen Vorschlägen für den ‚Blauen Brief‘ gedacht: Absolut! Aber sowas von! Ja, wer denn sonst?! Ich bin wirklich gespannt, denn das Studio-Publikum wird ja noch in der Sendung darüber abstimmen, wer ihres Erachtens den ‚Blauen Brief‘ bekommen soll. Es wird nicht einfach werden, sich da zu entscheiden.

Die Show wird am politisch-satirischen Donnerstag im BR platziert. Wie ist es für Sie, sich in eine Traditionslinie mit Formaten wie «schlachthof» oder «Kabarett aus Franken» einzureihen?
Schön ist das. Einfach schön. Ich wurde jetzt schon in einigen Interviews gefragt, ob ich irgendeine Art von Druck empfände, weil es sich hier ja um mein erstes eigenes Format handle und dann auch noch auf so einem prominenten Sendeplatz. Aber ich kann dazu nur sagen: Nö! Ich denke, das Konzept ist super, unsere Gäste auch – in Bayern sagt man: „Des werd scho wern.“ Ich sehe es locker.

Die Nachricht, dass «Marie fängt Feuer» nicht fortgesetzt wird, hat viele Fans überrascht. Wie haben Sie persönlich das Ende der Serie aufgenommen?
Wir hatten mit «Marie» acht, neun tolle Jahre. Ich habe dieser Figur unglaublich gerne beim Wachsen zugesehen. Ich habe sie begleitet von der sozial engagierten, empathischen Frau aus dem Bürgerbüro, die stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer hatte, dabei aber leider die eigenen Baustellen und Bedürfnisse oft hinten anstellte, hin zur Kommandantin der Freiwilligen Feuerwehr. Diese „neue“ Marie dabei zu beobachten, wie sie für sich und andere kämpfte, ihre Rolle in der Reibung mit den männlichen Kollegen fand, sich durchsetzte und sich dabei trotzdem selbst treu blieb, war für mich sehr spannend zu beobachten. Diese Reise mit Marie und auch die Arbeit mit den großartigen Freiwilligen Feuerwehren in Bad Bayersoien oder Murnau werde ich immer in meinem Herzen behalten. Ich freue mich aber auch gleichzeitig auf alles, was jetzt kommt. Zum Beispiel darauf, dass ich nicht mehr jeden Sommer für mehrere Monate am Stück in dieser übergroßen Feuerwehruniform stecken muss. Die ist ja oft nur auf Männer ausgelegt. Die Jacken und Hosen sind je nach Hersteller so groß, dass du als Frau das Gefühl hast, du würdest von Kopf bis Fuß in einer Ein-Zimmer-Wohnung mit Reflexstreifen stecken. (lacht) Wobei…auch das werde ich wahrscheinlich ein bisschen vermissen.

Sie haben über Jahre hinweg die Rolle der Marie verkörpert. Was nehmen Sie aus dieser Zeit für Ihre weitere künstlerische Laufbahn mit?
Marie war meine allererste Fernsehrolle – ich habe ihr sehr viel zu verdanken. In der Arbeit mit den verschiedenen Regisseurinnen und Kollegen habe ich viel gelernt, über die leisen Töne, die kleinen Blicke, wie nuanciert man ein Gefühl vermitteln kann, wie wichtig Pausen und Stille sind. Dadurch konnte ich auch erst bei vielen anderen Film- und Fernsehprojekten Fuß fassen. Viele Türen standen plötzlich offen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass ich sie durchschreiten wollen würde. Außerdem habe ich über die Jahre gelernt - das ist aber jetzt eher eine allgemeine Erkenntnis - dass es sich immer lohnt, man selbst zu sein und sich nicht zu verstellen. Das zahlt sich in jeder Hinsicht aus. Und die Feuerwehr hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig Gemeinschaft ist und dass man im Team immer weiter kommt als alleine.

Sie sind sowohl auf der Bühne als auch im Fernsehen aktiv. Wo fühlen Sie sich momentan mehr zuhause – im Live-Kabarett oder im TV-Studio?
Na ja, zwischen dem Live-Kabarett und der Arbeit im TV-Studio gibt es ja nicht so viele Unterschiede. Das Genre ist das gleiche. Nur kann ich auf der Bühne, wenn etwas schiefläuft, nicht einfach sagen: „Das schneiden wir raus!“ (lacht) Beides hat seine Vor- und Nachteile. Was ich allerdings wirklich schön finde, ist, dass ich bei «Nachsitzen» mit so vielen tollen Kolleg*innen den Abend gemeinsam gestalten kann. Man trifft sich endlich wieder bzw. man sieht sich überhaupt zum ersten Mal, denn ein Treffen ist aufgrund der unterschiedlichen und voll gepackten Tourpläne leider oft nicht möglich. Live, Studio und die Film-Fernsehwelt. Klingt ein bisschen nach Dreifaltigkeit. Wie würde Markus Söder sagen: Ein Draum.

Was dürfen wir von Christine Eixenberger in naher Zukunft noch erwarten – sind weitere eigene Projekte oder Bühnenprogramme in Planung?
Im Moment bin ich noch mit meinem aktuellen Kabarettprogramm „Volle Kontrolle“ unterwegs, das auch in Auszügen Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres im BR Fernsehen ausgestrahlt werden soll. Mein neues Solo-Programm wird wahrscheinlich im Frühjahr 2027 Premiere haben. Aber bitte fragen Sie mich nicht, um was es gehen soll, das weiß ich selber noch nicht (lacht).

Außerdem dürfte im Winter diesen Jahres der Weihnachtsfilm «Eine fast perfekte Bescherung» im ZDF ausgestrahlt werden. Und bis dahin wird bestimmt noch das ein oder andere Projekt reinflattern. Mir wird die Arbeit nicht ausgehen (lacht). Und zwischendurch werde ich, so oft es geht, mit meiner Mama unter dem Sonnenschirm sitzen, Erdbeerkuchen essen und mir denken: Mei, a so schee scho.

Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg beim Start Ihrer Show!

«Nachsitzen» ist ab Donnerstag, den 3. Juli, um 21.00 Uhr im BR Fernsehen zu sehen.