InterviewMega-Intelligenz vs. Maschinenlogik: Fritz Kröger über die radikale Veränderung durch Künstliche Intelligenz

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Fritz Kröger warnt in seinem Buch „Mega-Intelligenz“ vor der kreativen Verflachung durch KI. Er fordert bewussten Einsatz, kritische Mediennutzung und stärkt die Rolle menschlicher Kreativität im digitalen Zeitalter.

Die Digitalisierung schreitet voran, die Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil unseres Alltags – und das mit rasanter Geschwindigkeit. Für Fritz Kröger, Managementberater und Autor des Buches „Mega-Intelligenz – KI verändert unsere Welt radikal“, ist dies ein doppeltes Schwert. Im Gespräch mit Quotenmeter warnt Kröger vor einer „Verflachung“ der Kreativität, wenn KI nicht als Werkzeug, sondern als Ersatz für menschliche Leistungen verstanden wird. Seine Antworten sind knapp, aber klar in der Haltung: Künstliche Intelligenz darf nicht als Allheilmittel betrachtet werden – vor allem nicht in der Medien- und Kulturbranche.

„Generative KI wird kreative Arbeit keinesfalls ersetzen – eher situativ bereichern“, sagt Kröger. Zwar sieht er in Tools wie ChatGPT oder Midjourney Potenzial, beispielsweise zur Recherche oder Ideengenerierung, doch warnt er vor der Tendenz, sich aus Trägheit zu sehr auf KI zu verlassen. „Das ist allerdings fatal.“ Vor allem in Drehbucharbeit, Journalismus oder kreativem Storytelling dürfe der Mensch nicht die Kontrolle verlieren.

Kröger befürchtet eine Nivellierung von Inhalten, eine Vereinheitlichung, wenn originäre Kreativität dem Diktat von Algorithmen untergeordnet wird. Er spricht von einer „ernsten Gefahr“, etwa für das Storytelling in Serien und TV-Produktionen. Wenn Drehbücher künftig von KI geschrieben würden, sieht er keine künstlerische Zukunft. Doch nicht nur der kreative Output, auch Fragen rund um Urheberrecht und Transparenz sieht Kröger als problematisch. Wem gehört ein Text, der mit KI entstanden ist? Eine Frage, die derzeit weltweit diskutiert wird – rechtlich wie moralisch.

Diese Forderung zieht sich wie ein roter Faden durch Krögers Haltung: Der Mensch müsse sich bewusst machen, wann und wie KI in Inhalte eingreift. Vor allem im Journalismus sei Vorsicht geboten. „Schon jetzt besteht eine erhebliche Gefahr, dass Inhalte manipuliert oder verzerrt werden – diese würde sich noch verstärken.“ Die Verantwortung liege dabei nicht allein bei den Entwicklern, sondern auch bei den Rezipienten.

Im Buch „Mega-Intelligenz“ spricht Kröger vom „intellektuellen Maschinenmenschen“ – einem hybriden Wesen aus Datenlogik und menschlicher Außenwirkung. Er warnt davor, wenn Zuschauer oder Leser nicht mehr zwischen Maschine und Mensch unterscheiden können. Das sei ein gefährlicher Zustand, der „fatal“ enden könnte. Als Kontrast zur technologischen Entwicklung fordert Kröger eine Stärkung der „menschlichen Komponente“. Gerade im Fernsehen, wo etwa in Asien bereits synthetische Moderatoren zum Einsatz kommen, müsse das Menschliche betont werden.

Auf die Frage, ob Redakteure oder TV-Produzenten von der KI-Entwicklung verdrängt werden könnten, antwortet Kröger differenziert: „Das hängt von der Kreativität, Kompetenz und Qualität der Redakteure und TV-Produzenten ab.“ Kreative Leistung bleibt für ihn der Schlüssel zur Relevanz – gerade in einem von Maschinen bestimmten Umfeld. Doch was bedeutet das für den journalistischen Nachwuchs? Kröger sieht die Notwendigkeit, Ausbildungswege neu zu denken. „Dann müsste die Ausbildung stärker in Richtung der Mega-Intelligenz gehen.“ Gemeint ist damit ein erweitertes Intelligenzverständnis, das weit über bloße Logik und Effizienz hinausgeht. In seinem Buch fordert Kröger ein Umdenken: Weg von der materialistisch-technokratischen Reduktion des Verstandes, hin zur ganzheitlichen Entwicklung menschlicher Potenziale.

Auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat Kröger einen klaren Ratschlag: Die journalistischen Standards dürfen nicht nur gehalten, sondern müssten womöglich sogar gesteigert werden, um mit der Dynamik der KI Schritt zu halten. Ein kritisches Bewusstsein sei dabei zentral – auf Sender- wie auf Zuschauerseite. Ein spannender Aspekt des Interviews ist Krögers Haltung zum Selbstbild des Menschen. Was passiert, wenn Maschinen besser „schreiben“ oder „erzählen“ können als wir selbst? Seine Antwort ist bemerkenswert: „KI befreit uns für die Steigerung unserer megaintelligenten Kreativität.“ Damit sieht er die KI nicht als Konkurrenz, sondern als Möglichkeit, die menschliche Kreativität auf ein neues Level zu heben – sofern wir uns nicht von ihr beherrschen lassen.

Auch das Prognosepotenzial von KI erkennt Kröger an – etwa bei Zuschauerzahlen oder Streaming-Klicks. „Prognosen auf der Extrapolation von Vergangenheitsdaten sind eine Kernkompetenz von KI“, stellt er fest. Für ihn ist das weniger ein Problem, sondern vielmehr eine Realität, mit der man lernen müsse umzugehen. Und wenn Kröger selbst eine KI nutzen dürfte? Dann würde er sie für „Datenrecherchen und Literaturarbeit“ einsetzen – aber niemals für die Storyline, den Stil, den Tenor oder kreative Wendungen. Diese seien unantastbar menschlich. Seine Vorstellung: Eine bewusst interaktive Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine, bei der beide Seiten „voll liefern“ müssen.