InterviewRick Zabel: ‚Wir wollen uns nicht gegenseitig beweihräuchern, wie toll wir sind‘
von Fabian Riedner02. Juni 2025
Der frühere Profi testet nach elf Saisons wöchentlich einen neuen Job und spricht zudem seit Anfang Mai mit Jan Ullrich. Die beiden ehemaligen Profis wollen zum Radfahren einladen.
Rick, am 8. Mai startete dein neuer Podcast «ULLE & RICK» – was war der Anstoß, gemeinsam mit Jan Ullrich dieses Format zu entwickeln?
Ulle hat mich gefragt, ob ich mit ihm einen Podcast machen möchte, und ich hatte natürlich Bock darauf. Also wenn Jan Ullrich, der einzige Deutsche Tour-de-France-Sieger, einen fragt und man liebt Radsport, dann sagt man da nicht nein. Wir sind jetzt beide Ex-Profis und ich freue mich sehr auf den gemeinsamen Podcast mit ihm, um den Leuten unsere Sportart näher zu bringen.
Mit Jan Ullrich arbeitest du mit einer echten Radsport-Legende zusammen. Wie gestaltet sich eure Zusammenarbeit – eher kollegial oder auch mal kontrovers?
Wir stehen gerade erst am Anfang des Podcast. Aber Jan und ich kommen aus verschiedenen Generationen. Wir werden sicherlich teilweise dieselbe Meinung haben, sicherlich auch mal unterschiedlicher sein, aber das macht's ja auch aus. Wir wollen uns nicht gegenseitig beweihräuchern, wie toll wir sind. Sondern wir wollen einen Radsport-Podcast machen, Dinge analysieren, Leute entertainen und unsere Geschichten erzählen. Aber gleichzeitig natürlich auch, wenn wir mal unterschiedlicher Meinung sind, darüber diskutieren.
Was können Hörer erwarten, die sonst nur zur Tour de France reinschalten? Was macht euren Podcast auch für Radsport-Neulinge spannend?
Radsport ist eine Sportart, die auf den ersten Blick sehr wuselig daherkommt, etwas undurchsichtig wirkt, aber wenn man einmal durchgestiegen ist, ist es mega spannend. Wir liefern alle Insights zum Sport. Wir zeigen den Leuten, wie cool diese Sportart ist, nicht nur zur Tour de France, sondern auch das ganze Jahr über. Es kann echt ein cooles Hobby sein, selbst Rad zu fahren oder uns zu folgen.
Ihr wollt das „Drama des Radsports“ erlebbar machen. Welche Rolle spielen Emotionen und persönliche Geschichten in euren Folgen?
Die eigenen Geschichten und Emotionen machen es natürlich aus. Ich glaube, das macht den Podcast auch besonders, dass wir aus unserer eigenen Erfahrung sprechen können, witzige Anekdoten und Geschichten im Gepäck haben. Wir wissen, was es bedeutet, wenn die Leute Radrennen gewinnen, eine Verletzung haben oder stürzen. Und das versuchen wir im Podcast auch rüberzubringen.
Du bist nicht nur Radprofi, sondern auch Social-Media-affin. Was reizt dich daran, den Radsport auf neuen Kanälen wie Podcasts zu erzählen?
Ich war vielleicht nicht der beste Radprofi aller Zeiten, aber mir macht diese neue Rolle als Botschafter für den Radsport in den neuen Medien sehr viel Spaß. Ich glaube, das liegt mir auch noch besser, als ein Rennen zu gewinnen. Daher ist das meine neue Challenge und ich bin sehr glücklich, gerade meinen Traum zu leben. Deswegen Vollgas!
Gibt es schon eine Geschichte aus der Produktion, die dir besonders im Kopf geblieben ist – vielleicht ein kurioser O-Ton oder ein besonderer Moment?
Man kann so viel planen, wie man möchte. Wenn's dann los geht, geht's los und man ist einfach supernervös. Ulle ist eine Radsportlegende. Wir stecken so viel Herzblut in dieses Projekt, da möchte man natürlich, dass es gut wird. Ich freue mich einfach, dass es so gut mit Ulle klappt und habe sehr viel Spaß mit ihm.
Ihr gebt auch sehr persönliche Einblicke in euren Alltag. Wo zieht ihr die Grenze zwischen Nähe und Privatsphäre?
Ich finde, ein Podcast ist ein sehr gutes Format, um auch mal privat zu reden und Nähe zu zeigen. Ich werde jetzt keinen Ehestreit im Podcast besprechen oder etwas Despektierliches über andere Menschen sagen, aber alles, was mich selbst betrifft, bekommt Raum. Ich kann sehr gut über mich selbst lachen.
Mit «ULLE & RICK» wollt ihr den Sport neu erzählen. Was würdest du dir wünschen: Wie sieht der Radsport-Podcast in einem Jahr aus?
Also im besten Falle haben wir ganz viele großartige Zuhörerinnen und Zuhörer, die durch uns zum Radfahren und zum Radsport gekommen sind. Wir haben eine coole Community und können dieser wunderbaren Sportart noch mehr Leben einhauchen. Eine Podcast-Tour wäre auch sehr cool, aber mal sehen.
Und zum Schluss: Wie lebt es sich auf dem ehemaligen Hausboot von Olli Schulz und Fynn Kliemann?
Wir vermieten das Hausboot nur, wir leben nicht darauf. Ich lebe mit meiner Familie in Köln, wir kommen aber immer gerne wegen dem Hausboot nach Hamburg.
Danke für deine Zeit!