InterviewPeter Bruck: ‘vier Twenty-Somethings in einer neuen Paranormalität’

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Die Vampir-Comedy «Beasts Like Us» startet am Valentinstag bei Amazon. Autor Bruck erklärt, warum die Serie so gut zu diesem Liebestag passt.

Hallo Herr Bruck! Am Valentinstag startet Amazon Prime Video Ihre Serie «Beasts Like Us». Ist das ein ungewöhnlicher Starttag für ein solches Projekt?
Der Starttag passt wie der Pfahl ins Vampirherz – schließlich geht es bei «Beasts Like Us» sehr viel ums Daten. Die Frage, die sich dabei in unserer Serie stellt, ist: wer zerstört das Date schneller – eine Kreatur oder die eigene Unzulänglichkeit? Spoiler: meistens beides annährend gleichzeitig. Ich wünsche mir, dass ganze viele Pärchen von ihrem romantischen Dinner zurückkommen, es sich auf der Couch bequem machen und «Beasts Like Us» anwerfen. Selbst, wenn das Date schiefgegangen sein sollte – zumindest kann man sich dann sagen: wenigstens wollte uns niemand essen.

Die Serie haben Sie gemeinsam mit Ernest Gold («Glück gehabt») verfasst. Wovon handelt der Stoff?
«Beasts Like Us» handelt von vier Twenty-Somethings in einer neuen Paranormalität. Alles ist wie immer, nur leben aus dem Horror-Genre bekannte Wesen unter uns, die mehr oder weniger gut in die Gesellschaft integriert sind. In einer solchen Gesellschaft reibt es sich oft an Kleinigkeiten, die schnell eskalieren können. Die Apokalypse lauert hinter jeder Ecke, dabei wollen unsere Figuren nur ihre Liebeseskapaden und Job-Probleme meistern.

Wie verfasst man mit einem Co-Autor am besten eine neue Serie?
Die Welt von «Beasts Like Us» ist riesengroß, und es gibt wahrscheinlich 100 valide Arten, sie zu erzählen. Das Spannende war, herauszufiltern, was auf einer sehr zwischenmenschlichen Ebene sowohl als moderne Sitcom als auch als Genre-Werk funktioniert. Geholfen hat, dass mein Co-Autor Ernest seit Jugendtagen einer meiner besten Freunde ist, wir schon seit 20 Jahren zusammen Filme gaffen, Ideen herumwirbeln und uns einfach wunderbar ergänzen.

Welche Art von Humor schlagen Sie an?
Der besondere Humor der Serie bezieht sich, denke ich, daraus, wie schräg und übernatürlich die Welt daherkommt, wie vertraut aber die Probleme sind. Wir sind nicht die ersten Autoren, die etwa eine Welt erzählen, in der Vampire zum Alltag gehören. Aber wir sind – glaube ich – die ersten, die die Frage stellen, was das für die Rentenversicherung bedeutet – bei der Lebenserwartung!

Bei Ihrer Serie führen Monster und Menschen ein normales Leben. Wie kann das funktionieren?
Es ist eben eine Art von Vielfalt, die gestaltet werden muss. Das funktioniert nicht friktionsfrei, ganz im Gegenteil. Diese Welt ist kompliziert. Sie kann auch gar nicht unkompliziert sein. Die Frage ist, ob man die Komplexität auszuhalten vermag oder nicht. Eine der zentralen Fragen der Staffel ist, inwiefern die Natur dein Wesen bestimmt und inwiefern dein freier Wille. Ernest und ich stellen aber lieber all diese Fragen als den SeherInnen die Antworten um die Ohren zu knallen. Die Serie ist ein Spiegel und man kann darin sehen, was man möchte – je nach Blickwinkel.

Teilweise wird es verrückt: Die Rentenversicherung stößt eine Diskriminierungsdebatte an… Können Monster überhaupt sterben?
Die meisten Monster können sterben, nur vielleicht nicht unbedingt eines natürlichen Todes. Das Spannende ist ja, was die Unterschiedlichkeiten der Wesen für Gleichbehandlung und Gleichberechtigung bedeuten. Auch die Frage kommt uns bekannt vor. Insofern sind solche Debatten weniger verrückt als komplett logisch.

Mit Jakob Schmidt («Im Westen nichts Neues») und Jing Xiang («Biohackers») haben sie zwei Streaming-Talente gefunden. Außerdem spielt auch Armin Rohde («Nachtschicht») mit. Waren Sie erfreut, so viele große Namen zu bekommen?
Eine jede Serie – das gilt ganz speziell für Comedy – steht und fällt mit dem Cast. Ich bin unendlich dankbar, dass wir mit Cosima, Jing, Benedikt und Jakob vier junge Menschen gefunden haben, die nicht nur große Talente und absolut „hilariuous“ sind, sondern eine unglaublich gute Chemie zusammen haben. Ich würde den vieren auch zusehen, wenn sie einfach nur dasitzen, Dürüm essen und Buffy gucken. Und zu Armin Rhode: ich weiß noch, wie ich als Teenie zum ersten Mal «Lola rennt» gesehen habe. Jahre später stehe ich auf einem riesigen Set und sehe ihn, wie er Lines spricht, die Ernest und ich für ihn geschrieben haben. Es war surreal. Ich habe das erst auf dem Heimweg realisiert.

Acht Episoden sind entstanden, die Rundfilm für Amazon in Deutschland, Österreich und die Schweiz produziert hat. Kommt eine Auswertung auch für andere Länder? Sind schon verschiedene Sprachversionen geplant?
Wir fangen mit dem DACH-Raum an. Ich bin aber überzeugt, dass die Serie großes internationales Format hat. Diese Welt funktioniert in allen Sprachen.

«Beasts Like Us» wurde von Film Fonds Wien gefördert. Wie wichtig sind solche Förderungsgesellschaften?
Die Förderstellen von Stadt und Bund haben in letzter Zeit sehr vieles zur Attraktivierung des Filmstandorts Österreich beigetragen – da darf man ruhig mal klatschen! Vor allem in Wien wird derzeit viel gedreht. Ich kann die Stadt aus 1.000 Gründen wärmstens empfehlen.



Welche Parameter müssen erfüllt werden, dass «Beasts Like Us» eine zweite Staffel bekommt?
Klar ist: Film und Serien haben eine Kunstseite und eine Business-Seite. Das Publikum hat es letztlich in der Hand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die letzte Folge fertigguckt und dann nicht wissen will, wie es weitergeht. «Beasts Like Us» zu schreiben war bisher schon die Freude unseres Berufslebens. Aber natürlich wollen wir in die nächste Runde. Und in die übernächste. Wir sind noch lange nicht fertig. Es ist eine große Welt.

Wir sind gespannt! Danke für Ihre Zeit!

«Beasts like us» ist ab 14. Februar 2024 bei Prime Video zu sehen.