InterviewFlorian Bartholomäi: ‚Jede Zeit ist Plätzchenzeit‘

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Der Schauspieler ist diese Woche in «Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen» zu sehen und verkörpert darin einen Bäckermeister.

Hallo Herr Bartholomäi! In «Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen» verkörpern Sie Julian Haindl. Ihr Alter Ego betreibt mit Tim eine Bäckerei im Ort und bekommt ein besonderes Weihnachtsgeschenk…?
Bitte Florian, so alt bin ich noch nicht, auch wenn die grauen Haare kommen. Ja, ein wahres Christkind kriegen wir zu Heiligabend. Völlig überraschend bekommen Tim und meine Figur Julian die Pflege für ein Baby angeboten. Meine Figur plant die Zukunft gerne sehr genau und ist, bei aller Freude, völlig überrumpelt.

«Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen» ist ein Episodenfilm über mehrere Charaktere, die zusammen in einem Dorf leben. Worauf kann sich der Fernsehzuschauer noch freuen?
Ja, viele unterschiedliche Geschichten werden in diesem Film erzählt. Da ist für alle etwas dabei. Ob witzig, skurril, dramatisch oder anrührend, es ist ein Film für die ganze Familie und trifft den Weihnachtsgeist.

Obwohl der Spielfilm von einer Adaption eines homosexuellen Paares erzählt, sind solche Konstellationen immer noch ungewöhnlich. Sollten auch die Ämter diesbezüglich lockerer werden?
Ich bin befreundet mit einem homosexuellen Paar, das ein Kind in Pflege genommen hat. Die Ämter waren in diesem Fall sehr unterstützend. Liebe, Geborgenheit und Stabilität sind für Kinder sehr wichtig und das Geschlecht der Adoptiveltern sollte dabei nicht von Bedeutung sein.

Haben Sie eigentlich selbst Kinder? Gibt es eigentlich einen guten Zeitpunkt ein Kind zu bekommen?
Ich bin Vater und kann nur aus meiner Erfahrung sprechen. Egal wie man sein Leben, ohne Kinder, vorher strukturiert hatte, man muss es neu planen. Gibt es einen guten Zeitpunkt dafür? Ich denke, das muss jedes Paar für sich entscheiden.

Sie spielen einen Bäckermeister – wann greifen Sie in der Vorweihnachtszeit zu Plätzchen?
Ich greife in der Vorweihnachtszeit, in der Weihnachtszeit und auch nach der Weihnachtszeit zu Plätzchen. Jede Zeit ist Plätzchenzeit (lacht).

Und backen Sie eigentlich selbst oder haben Sie dafür keine Zeit?
Es gibt Bäcker und es gibt „Aufbäcker“. Leider gibt es immer weniger Bäcker in Berlin, die noch selber von Hand backen. Also backe ich mein Brot selbst, einmal die Woche. Ich habe wenig Zeit, doch tatsächlich sind es nur ein paar Handgriffe und es schmeckt einfach viel besser.

Verschiedene Gruppierungen fordern, dass nur homosexuelle Schauspieler Homosexuelle verkörpern sollen. Ist das nicht grotesk, denn Sie sind schließlich ausgebildet, in eine Rolle zu schlüpfen? Wie sehen Sie das?
Für mich ist es Teil des Berufsbildes in die verschiedensten Figuren zu schlüpfen. Der Beruf der Schauspieler:innen wird dadurch bereichert. Schon in der Vergangenheit habe ich homosexuelle Rollen gespielt und konnte dadurch andere Sichtweisen besser kennenlernen. Diesmal habe ich mich mit der Perspektive eines homosexuellen Paares befasst, das in Deutschland die Pflege für ein Kind übernehmen möchte.

Was haben Sie an den Weihnachtstagen vor? Besuchen Sie Freunde oder Bekannte? Fahren Sie weg?
Wir werden viel Zug fahren, um die Familie zu besuchen. Sonst wird immer viel gekocht, aber diesmal wird Proviant eingepackt.

Mit Martin Gottschild arbeiten Sie an dem Projekt «Tram – Wasch dir vorm Sterben noch mal die Hände». Was erwartet uns dort?
Ist dieser Titel nicht schon eine Wucht? Ich liebe das Genre. Wir hatten eine Menge Spaß am Set und ich war das erste Mal in einem Rhönrad, mehr verrate ich nicht.

Zum Abschluss: Auf welche Serien oder Spielfilm können Sie in der Weihnachtszeit nicht verzichten?
«Dinner for One» zu Silvester. «Kevin allein zu Haus», ist auch immer gut und weckt Kindheitserinnerungen. Und das Gedicht von Loriot „Advent“ muss feierlich vorgetragen werden.

Danke für Ihre Zeit!

«Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen» ist am Sonntag, den 3. Dezember, im ZDF zu sehen.