Serientäter«Lawmen: Bass Reeves»-Kritik: Ein weiterer Taylor Sheridan Hit?

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Der neueste Streich aus der Taylor Sheridan-Schmiede beschäftigt sich mit bekannten Gesetzeshütern der US-Geschichte und handelt in Miniserienmanier einen Strafverfolgungsbeamten pro Staffel ab.

Die Premierenstaffel fokussiert sich auf Bass Reeves, einen der ersten afroamerikanischen Deputy U.S. Marshals. Reeves gilt bis heute als einer der bekanntesten afroamerikanischen Gesetzeshüter, der in seiner langen Karriere mehr als 3.000 Verbrecher verhaftete. Die Serie lässt sich zu Beginn für eine lediglich acht Folgen umfassende Geschichte durchaus eine Menge Zeit die Hintergrundgeschichte von Reeves von seiner Zeit als Sklave, der mit seinem Herrn im Bürgerkrieg kämpfte, über seine Flucht und anschließendes Leben in Freiheit als Farmer zu erzählen. Auch wenn die beiden Auftaktepisoden damit als eine Art Prequel für die eigentliche Gesetzeshütergeschichte fungieren und teils auch etwas schleppend daherkommen, wirkt die Erzählung stets relevant für das Figurenverständnis und schafft es die Gefühlswelt eines Menschen der nach Freiheit und einer Bestimmung im Leben sucht hervorragend zu transportieren. Insbesondere die entmenschlichende Beziehung zwischen Sklavenhalter und Sklave, zwischen Herrscher und Untergebenem, kommt hervorragend zur Geltung und transportiert den Schrecken zwischen mentalen und physischen Fesseln gefangen zu sein ausgesprochen überzeugend. Oyelowo schafft es mit Mimik und Gestik das Streben, diesen Fesseln zu entkommen zu jeder Zeit auf den Zuschauer zu übertragen.

Als Wendepunkt der Geschichte, kann spätestens das Aufeinandertreffen von Bass Reeves (David Oyelowo) und dem von Dennis Quaid fantastisch gespielten Sherrill Lynn bezeichnet werden, einem gebrochenen Mann, der als Deputy U.S. Marshal Reeves die Chance gibt, sich als Gesetzeshüter zu beweisen. Ab hier beginnt erst die eigentliche «Lawmen»-Story.

So relevant die Hintergrundgeschichte Reeves auch sein mag, so belastend ist sie allerdings auch für die Darstellung des späteren schwarzen Marshalls. Durch Reeves ausgeprägten Moralkodex, sein wortkarges Auftreten und die Humorlosigkeit die der Figur von den Autoren zugeschrieben wird, fehlt es dem Charakter letztlich an Charisma. Die Figur transportiert stets eine gewisse Schwermütigkeit und Tristesse, die es auch im späteren Verlauf deutlich erschweren, einen Zugang zum eigentlichen Protagonisten der Serie zu finden. Während die Charakterzeichnung den coolen Protagonisten mit schnellem Colt, den Zuschauer aus unzähligen Geschichten weißer Westernhelden kennen und vielleicht auch hier erwartet haben, schlicht nicht zulässt, ist letztlich auch der Umgang mit der Darstellung schwarzer Figuren nach dem Ende des Bürgerkrieges fragwürdig. Aus historischer Sicht scheint der Aufstieg zum schwarzen Gesetzeshüter hier schlicht zu einfach und oberflächlich. Denn während der Abolitionismus die Sklaverei abschaffte, schaffte er den tief verwurzelten Rassismus im Großteil der damaligen weißen Bevölkerung nicht ab.

«Lawmen: Bass Reeves» profitiert ungemein von der schieren Qualität der Schauspielerriege um David Oyelowo, Dennis Quaid, Donald Sutherland und dem selbst bis in kleine Nebenrollen hochkarätig besetzen Cast. Erzählerisch durchweg interessant, fehlt es insbesondere der Hauptfigur an einer gewissen Leichtigkeit und damit verbundenen Zugkraft, um die Prägnanz dieser historischen Figur publikumswirksamer zu transportieren.